Phoneme, Morpheme, Wörter, Sätze, Texte, Bücher, Theorien - das wird ja immer mehr. Da haben wir den Salat!
Wir sind Justine und Stefanie und wollen mit unserem Kanal etwas Ordnung in euren germanistischen Kopfsalat bringen. Dabei folgen wir dem Motto: “Ach, scheiß drauf, einfach machen!” Denn wir sind der Überzeugung, dass man am besten lernt, in dem man einfach Dinge ausprobiert. Nach unserem Lehramtsstudium mit den Fächern Germanistik und Philosophie haben wir uns mit unseren Doktorarbeiten ganz dem Thema der Wissensvermittlung gewidmet. Und genau das ist hier unser Ziel: Wir bringen unser Wissen zu euch. Jede Woche ein kleines, knackiges Video.
Hallo. Dankeschön für dieses Video. Ich hätte allerdings eine Frage. Wieso ist in der Darstellung "Schlaf" ein gebundenes Morphem. Wenn ich es richtig verstanden habe, können gebundene Morpheme nicht allein in einem Satz stehen. Es gibt doch aber das Substantiv "der Schlaf" und somit könnte es doch allein stehen, oder verstehe ich es falsch :(
Kann mir jemand erklären, warum Affenhitze nicht eher ein endozentrisches Kompositum ist? Denn die Tatsache, dass ... 1. bei Affenhitze die Hitze die morphosyntaktische Bedeutung bestimmt 2. "Affen" sich auf "Hitze" bezieht ist doch kein Merkmal für Derivation, sondern ist genau so bei Komposita zu finden. Affe (Wurzel) + n (Pluralmorph) + Hitze (Wurzel).
Ein Morphem ist ja laut Definition die kleinste sprachliche, abstrakte Einheit, die eine Bedeutung oder grammatische Funktion hat. Das heißt, Morpheme sind Bausteine, aus dem wir Worte zusammensetzen können. Für das Wort gibt es verschiedene Definitionen und die Linguistik tut sich recht schwer damit, eine einheitliche zu finden. Grundsätzlich erfüllen sie folgende Merkmale: Wörter sind die kleinsten sprachlichen Einheiten, die innerhalb eines Satzes verschiebbar sind, sind von grammtischen Paradigmen wie Flexion gekennzeichnet (und lassen sich somit einer Wortart zuordnen), sind strukturell stabil und lassen sich durch Regeln der Wortbildung beschreiben. Oder kurz gesagt: Worte sind Bausteine, aus denen wir Sätze zusammensetzen können. Sie sind die kleinste Einheit der Syntax, aber die größte Einheit der Morphologie. In manchen Fällen besteht ein Wort aber nur aus einem Morphem, wie beim Beispiel "Frau" - dieses Wort lässt sich nicht in kleinere Teile zerlegen. "Frauenhaus" ist ebenfalls ein Wort, besteht dagegen aber aus mehreren Morphem: {frau}, {-en} und {haus}. Morphem und Wort sind sprachliche Einheiten. Begriffe dagegen werden als Einheiten des "Denkens" gefasst. Sie sind also eher Gegenstand der Logik/Philosophie und stellen das Konzept und die Bedeutung in den Vordergrund. In der Alltagssprache vermischen wir im Deutschen jedoch häufig Begriff und Wort miteinander.
Dankeschön für die schöne Darstellung. Ich hätte die Frage, wieso mit- grammatisch und nicht lexikalisch ist, denn das Wort hat ja auch alleine eine Bedeutung und kann alleine stehen.
Hallo und lieben Dank für dein Feedback! Bitte entschuldige, dass wir erst jetzt antworten. Vielleicht hilft dir zuerst die Frage danach, welche Bedeutung "mit-" für dich hat. Versuch am besten, in solchen Zweifelsfällen eine eigene Definition zu finden. Funktioniert es nicht, dann handelt es sich wahrscheinlich eher um eine grammatische Funktion. Zu Morphemen mit einer grammatischen Bedeutung gehören auch die sogenannten Funktionswörter. Das sind z.B. Präpositionen, Konjunktionen, Pronomen etc. Sie verbinden die Inhaltswörter miteinander, tragen aber selbst keine eigene Bedeutung. Dazu gehört auch "mit-". Liebe Grüße
Wie würdest du die Wörter „ehebrechen“ „widerstehen“ „wieseln“ „miauen“ „erblinden“ „bescheinigen“ und „buttern“ einordnen? Ich habe die Regeln total gut verstanden.. aber es gibt Wörter, wo ich dann total zweifle 🙈 ich studiere und hab eine Prüfung. Du würdest mir sooo helfen, danke!
Liebe Sue, wir hoffen, die Antwort kommt noch nicht zu spät. „Ehebrechen“, „wieseln“, „miauen“ und „buttern“ sind Konversionen. Das bedeutet, dass es zuerst ein Substantiv gab, das die Basis gebildet hat. Von diesem wurden dann Verben abgeleitet. Z.B. gab es den Ehebruch (Determinativkompositum) und von diesem wurde das Verb ehebrechen abgeleitet. „Erblinden“ und „bescheinigen“ sind dagegen Derivationen. Bescheinigen ist eine Ableitung von Schein mit dem Präfix be- und dem Suffix -ig sowie zusätzlich nötiger Flexionsendung -en. Wir hoffen, das hilft Dir weiter!
Hi! Erstmal vielen dank für die Videos, helfen mir gerade sehr beim lernen :) Allerdings habe ich Schwierigkeiten den Geschehenstest und den Dialogtest zu begreifen. Wie sähe denn ein Geschehenstest aus, bei dem eine fakultative Ergänzung herauskäme? Wie man eine Angabe erkennt ist klar, aber dabei ist ja gerade das andere spannend! Und beim Dialogtest versteh ich nur noch Bahnhof, was bedeutet es denn, dass die ein Verbverhältniss haben? Valenz, je nach Satzstellung, ist sowieso irgendwie so abstrakt ;D Wenn du das siehst wäre ich dankbar, falls du mich damit einmal erleuchten könntest :P Aber wie gesagt schon vielen Dank für die Videos!
Hallo zurück :) Wir versuchen es mal in eigenen (nicht ganz wissenschaftlichen Worten) zu erklären. Beim Dialogtest und den angesprochenen Verbverhältnissen, geht es darum, zu prüfen, ob im Verb selbst schon ein bestimmtes Wissen angelegt ist. Wenn wir sagen, dass eine Person teilnimmt, geht unser*e Gesprächspartner*in davon aus, dass wir wissen, woran die Person teilnimmt. "Teilnehmen" verlangt sozusagen ein "Woran". Man kann das Verb nicht verwenden, ohne diese Information zu besitzen. Genau das kann man mit dem Dialogtest erfahren. Wenn die Information also im Wissen des Sprechers liegt, ist sie eine fakultative Ergänzung. Zum Geschehenstest antworten wir im zweiten Kommentar, damit es etwas übersichtlich bleibt.
Nehmen wir das Beispiel "Maria isst einen Apfel." Setzen wir "einen Apfel" ein, ergibt der Geschehenstest: "Maria isst ... und das geschieht einen Apfel." Einen Apfel macht also keine Aussage über den gesamten Satz und ist damit eine fakultative Ergänzung. Erweitern wir den Satz "Maria isst heute einen Apfel", ergibt der Geschehenstest "Maria isst einen Apfel und das geschieht heute". Heute macht also eine Aussage über den gesamten Satz und ist eine Angabe. Aber wir müssen auch zugeben, dass es verschiedene Lesarten für ein Verb geben kann: jemand isst vs. jemand isst etwas. Damit verändert sich natürlich das Verhältnis von Ergänzungen und Angaben. Wir hoffen, das hat Dich nicht noch mehr verwirrt. Liebe Grüße!
Hallo! Vielen Dank für das sehr anschauliche und gut erklärte Video! Es hat mir total geholfen. Ich hab mich nur gefragt, ob das Morphem "be" in dem Fall nicht eher ein Infix wäre, kein Präfix, weil es ja mitten im Wort steht, nicht am Anfang?
Hallo und entschuldige unsere späte Antwort, irgendwie ist dein Kommentar durchgerutscht. Wir haben {be} in "Mitbestimmung" als Präfix klassifiziert, weil es "nur" neben anderen Affixen im Wortinneren steht, aber nicht in den eigentlichen Stamm des Wortes integriert wird. Wenn wir uns die Reihenfolge der Wortbildung anschauen, wird das deutlicher: "Mitbestimmung" ist eine Ableitung vom Stamm von "mitbestimmen" mit dem Suffix [-ung}; "mitbestimmen" wiederum eine Ableitung von "bestimmen" mit dem Präfix {mit-} und "bestimmen" am Ende eine Derivation des Substantivs "Stimme" mit dem Präfix {be-}. Infixe werden stattdessen ins Innere des Stamms eingearbeitet. Oft werden Infixe gar nicht für die Beschreibung des Deutschen herangezogen (z. B. bei Fleischer/Barz, die nur Präfixe, Suffixe und Zirkumfixe betrachten) - Wir verzichten in unseren Darstellungen ja auch darauf. Möglicherweise nutzt ihr im Seminar aber auch eine andere theoretische Grundlage zur Bestimmung? Viele Grüße!
Die Erklärung ist sehr gut, sie hat mir die Fragen beantwortet die ich mir gestellt habe und zu dem weis ich jetzt wie das Feldermodell funktioniert und wie man es richtig anwenden kann👍