Constanze Röhm ist studierte Pferdewissenschaftlerin und gehört zu den renommiertesten Experten für Pferdeernährung und Trainingsphysiologie. Sie führt die größte unabhängige wissenschaftliche Beratung für Pferdeernährungs- und Gesundheitsfragen sowie das Tierwissenschaftliche Institut. Als Dozentin hält sie Seminare für Pferdebesitzer, Stallbetreiber, Therapeuten, Tierärzte und Studenten der Pferdewissenschaften und Veterinärmedizin. Als Expertin und Autorin mehrerer Bücher berät und schreibt sie für Fachzeitschriften zu Ernährungs- und Trainingslehre. Weitere Informationen: twi.academy/
Pferde sind von Natur aus Dauergraser. Laufen sie frei, vom Menschen unbeeinflusst, finden sie nicht immer Futter. Sie haben also zwangsläufig Fresspausen. Meine Pferde (Kaltblut-Mix und Gelderländer, beide um die 600 kg) stehen nun im Offenstall mit Trail und haben dort immer Heu zur Verfügung. Aber eben auch Gras, Blätter der Bäume, verschiedene Pflanzen und Stöckchen. Einmal am Tag bekommen sie zusätzlich etwas gutes Mineralfutter mit Spurenelementen und Vitaminen plus ca 1kg Quetschhafer, mal Möhre, mal Apfel, anderes Gemüse oder Obst, etwas EM und auch mal Leinöl dazu. Von anfänglich Heu 'fressen bis der Arzt kommt' haben sie sich sehr schnell selbst reguliert und legen Fresspausen ein. So sind sie weder 'fett' noch gelangweilt. Heu ad Libitum bedeutet also nicht automatisch, dass die Pferde es auch durch gehend fressen. Aber sie sollten es im Angebot haben, damit sie selbst wählen können. Wenn man sie, unter weitestgehend artgerechter Haltung leben lässt, stellt man sehr schnell fest, dass sie selbst sehr gut wissen, wieviel sie wovon brauchen. Und gibt man ihnen die Möglichkeit auch auf Heilpflanzen zuzugreifen, kann man sehr schön beobachten, dass sie instinktiv wissen, wie man sich selbst heilt. Die heutige Pferdehaltung, in Boxen, mit kleinem Paddock etc hat sie abhängig gemacht und wird diesen wundervollen Geschöpfen in keinster Weise gerecht. Es ist eine Vergewaltigung ihrer Natur. Und ja, auch über das Futter werden sie beeinflusst. Damit es der Mensch leichter hat sie zu benutzen. Ich frage mich, ob dahinter wohl in Wahrheit die Angst vor ihrer Größe steckt. Vielleicht sind viele Menschen aber auch gar nicht bereit, die Verantwortung für das volle Wesen des Pferdes zu übernehmen. Was mich nicht wundern würde, denn ebenso wenig sind sie bereit, diese für sich selbst zu übernehmen. Wäre es anders hätten wir viele der Probleme im Umgang miteinander nicht mehr. Und unsere Welt könnte wieder ein besserer Ort sein. Auch für die Pferde! Freundliche Grüße
Seit langem mal ein wirklich hervorragender Beitrag den wirklich jeder Pferdebesirzwr teilen müsste um das die Missverständnisse zu ad libidum Heu ausgemerzt werden.
Habe den letzten Stallwechsel unter anderem deswegen gemacht, weil die Betreiberin der Ponygruppe abwechselnd einen Ballen Heu und einen Ballen Heulage gegeben hat. Meine 3 Ponys hatten daraufhin ständig Durchfall. Ätzend, sowas :(
Irgendwas stimmt da an den Zahlen nicht: Wenn 0,25kg Kraftfutter pro 100kg KGW am Tag in 5,0kg Kraftfutterfütterung pro Tag resultieren, hätten die Pferde 2.000kg gewogen und nicht 500kg. Habe mir die Studie nun angeschaut und muss sagen, einige der Infos hier im Video sind falsch: - Es gab nicht drei Gruppen Pferde ("eine Gruppe mit 24/7 Heu und eine mit rationierter Fütterung und eine mit Zusatzfutter des Sponsors"), sondern es gab nur eine Gruppe von 6 Versuchstieren und diese wurde in 3 aufeinander folgenden Phasen auf drei verschiedene Arten gefüttert (die Phasen werden in der Studie als "Ration H, Ration K und Ration P" bezeichnet). - Es gab bei der rationierten Fütterung nicht nur Heu und Kraftfutter, sondern es gab Heu, Pellets, Hafer und später dann noch das Zusatzfuttermittel. - Es wurde nicht "0,25g Kraftfutter pro 100kg Körpermasse" gefüttert, sondern beim ersten Durchgang mit der Heulimitierung wurde jedem Pferd unabhägig vom Körpergewicht insgesamt am Tag zusätzlich 2,8kg Pellets + Quetschhafer (jedem Pferd individuell, aber unabhägig vom Körpergewicht, zwischen 1,9kg und 3,4kg) gefüttert und beim zweiten limitierten Durchgang wurden dann zusätzlich drei Mal pro Tag je 0,025kg/100kg KGW ein Zusatzfutter gegeben. Dabei wurde allerdings bei 5 von 6 Pferden das Körpergewicht zur Heurationsberechnung auf Hunderter auf- oder abgerundet, bei einem Pferd, das 460kg wog, aber mit der Dezimalzahl 4,6 (*1,5kg Heu) gerechnet. Gleichzeitig wurde bei 5 von 6 Pferden mit 0,025kg Zusatzfutter/100kg*3 gerechnet, bei einem Pferd, das 620kg wog, aber mit 0,0185kg Zusatzfutter/100kg*3. Siehe Seite 38: "Die Untersuchungen erfolgten an sechs Pferden aus dem Besitz der MedizinischenTierklinik der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Das Durchschnittsalter betrug 15 Jahre und das durchschnittliche Gewicht 550 kg. Name, Rasse, Alter, Geschlecht und Gewicht der einzelnen Pferde sind der Tabelle 6 zu entnehmen. Das Gewicht wurde vor Beginn des Versuches mit Hilfe einer Waage ermittelt. [...] 3.1.3.3 Futterrationen Die erste Futterration (Ration H) beinhaltete eine Fütterung von Heu derselben Charge in unbegrenzter Menge. Es wurde regelmäßig nachgefüttert, so dass die Pferde ständig Heu zur Verfügung hatten. Am Ende der Messung wurde der Rest des Heus gewogen und von der verzehrten Heumenge abgezogen. In der zweiten Futterration (Ration K) wurde die Heumenge auf 1,5 kg Heu/100 kg KM/Tag limitiert und mit 1 kg Kraftfutter/100 kg KM/Tag ergänzt. Die Kraftfuttermenge bestand aus 2,8 kg eines pelletierten Kraftfutters und wurde bis zur Menge von 1 kg Kraftfutter/100 kg KM mit Quetschhafer ergänzt. Die Heumenge wurde auf drei Mahlzeiten (Stunde 0; 12 und 18) und die Kraftfuttermenge auf vier Mahlzeiten in 24 Stunden verteilt. In der dritten Futterration (Ration P) wurde der Ration K ein pektin- und lezithinhaltiges dietätisches Ergänzungsfuttermittel in einer Menge von dreimal 25g/100 kg KM zugesetzt (Stunde 0; 12 und 18). Die verabreichten Futtermengen pro Pferd und Mahlzeit sind dem Anhang B zu entnehmen." (aus Damke, Cornelia (2007): "24- stündige intragastrale pH- Metrie beim Pferd während der Fütterung verschiedener Rationen", Inaugural- Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doctor medicinae veterinariae (Dr. med. vet.) durch die Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig, Leipzig) Pferd 1 mit 470kg bekam 7,5kg Heu + 2,8kg Pellets + 1,9kg Hafer + 0,360kg Zusatzfutter Pferd 2 mit 530kg bekam 7,5kg Heu + 2,8kg Pellets + 2,5kg Hafer + 0,450kg Zusatzfutter Pferd 3 mit 620kg bekam 9,0kg Heu + 2,8kg Pellets + 3,4kg Hafer + 0,450kg Zusatzfutter Pferd 4 mit 620kg bekam 9,0kg Heu + 2,8kg Pellets + 3,4kg Hafer + 0,345kg Zusatzfutter Pferd 5 mit 460kg bekam 6,9kg Heu + 2,8kg Pellets + 1,8kg Hafer + 0,345kg Zusatzfutter Pferd 6 mit 600kg bekam 9,0kg Heu + 2,8kg Pellets + 3,2kg Hafer + 0,450kg Zusatzfutter (siehe Seite 102) Wie man hier sieht, bekamen nicht alle Pferde 7,5kg Heu und 5kg Kraftfutter, sondern unterschiedliche Mengen und keines der Pferde wog 500kg. Die Schlussfolgerung der Untersuchung findet man auf Seite 75: "Die 24-stündige pH-Messung mittels Verweilelektrode im Pferdemagen eignet sich sehr gut für Fütterungsversuche. [...] Der pH unterliegt bei Heu-ad-libitum-Rationen signifikanten Schwankungen im Tagesverlauf. Kraftfutterhaltige Rationen erhöhen im Vergleich zu Heu-ad-libitum-Rationen den pH im Magen. Pektin-und lezithinhaltige Ergänzungsfuttermittel zu Kraftfutter und Heu führen zu einer leichten und kurz andauernden Anhebung des pHs im Magen. Um die Ursachen für die pH- Erhöhung nach Kraftfutter einzugrenzen, wären weitere Untersuchungen sinnvoll. Als Empfehlung für die Fütterungspraxis gilt der Grundsatz so wenig Kraftfutter wie möglich und so viel wie nötig. Die Kraftfuttermenge sollte auf viele kleine Mahlzeiten verteilt werden. Die Heuration sollte 1 kg Heu/ 100 kg KM/ Tagdeutlich überschreiten [sic!]. In der Therapie von Magenulzera und als Prophylaxe bei stressanfälligen Pferden ist die Fütterung des pektin-und lezithinhaltigen dietätischen Ergänzungsfuttermittels zu eimpfehlen [sic!]." Und ergänzend auf Seite 78:"[...]Eine Mischration aus Heu und Kraftfutter führt zu höheren pH-Werten im Magen als eine Heu-ad-libitum-Ration. Mögliche Ursachen liegen in der höheren Pufferkapazität des Kraftfutters im Vergleich zu Heu und in einer festeren Schichtung des Mageninhaltes mit nachfolgend eingeschränkter Durchdringungsfähigkeit mit Magensäure.[...]" Die in der Zusammenfassung der Studie unter dem Punkt "Material und Methodik" geschilderten Futtermengen stimmen nicht mit den laut Tabellen tatsächlich verabreicheten Mengen überein, es erschließt sich auch nicht, wie es funktionieren kann bei der ad libitum Fütterung das restliche Heu vom gefressenen Heu abzuziehen um den stündlichen Verbrauch zu bestimmen. Dafür hätte man das Restheu von der Gesamtmenge des bereitgestellten Heus abziehen müssen. Spannend ist jedenfalls, dass 2 von 6 Pferden nach der Phase mit der ad libitum Heufütterung Magengeschwüre entwickelt hatten (siehe Seite 66).
Die ad-libitum-Diskussion rührt sicherlich da her, dass die wenigsten Ställe eine Raufuttergabe alle 4h sicherstellen können. Ich persönlich halte meine Ponys schon immer in einer Gruppe, mind. zu dritt. Nach meiner Erfahrung führten feste Fütterungszeiten zu Aggression/Futterneid und Schlingen. Seit sie 24h Heu aus Netzen haben und wissen, dass sie nie hungern müssen, hat sich die Situation erheblich entspannt und sie verdrücken nicht mehr hysterisch alles, was sie finden können.
