Die Sittenwächter der historish-informierten Religionspolizei bekommen bestimmt Schnappatmung: Bach auf einer Ladegast-Orgel!!... aber im Ernst, was ein Dreiklang: ein geniales Werk, ein ausgezeichneter Organist, der Bach ganz natürlich spielt und eine über die Maßen schöne Orgel!
Es ist erschreckend, dass er - wie auch in seinen anderen Aufnahmen an dieser Orgel - mit einem Affenzahn durch diese Fuge rast und am Ende fast gar kein ritardando einlegt.
Der Orgelbauer hieß Heinrich Wilhelm Ullrich (auch Ulrich) und stammte aus Ebenshausen bei Mihla. Er hieß also nicht Heinrich Wilhelm von Ebenhausen - man spricht ja auch nicht von Gottfried von Freiberg oder Arp von Hamburg. ;) Aber das zeigt wieder einmal, alle schreiben voneinander ab - und wenn's im Standardwerk, auf das zumeist Bezug genommen wird (Hartmut Haupt: Orgeln in Nord- und Westthüringen) falsch drin steht, dann findet man den gleichen Fehler in den meisten anderen Quellen unüberprüft wieder. Nichtsdestotrotz: sehr schöne Orgel - und Michael Schönheit steht für Kompetenz beim Umgang mit historischen Orgeln. Ein schönes Projekt!
Und da gäbe es noch viel mehr zu entdecken. Welch' wunderbare Kulturlandschaft. Haben Sie dieses Video schon gesehen? ru-vid.com/video/%D0%B2%D0%B8%D0%B4%D0%B5%D0%BE-f3g_mVPzM_4.html
Ich fände es auch sehr interessant, wenn jede einzelne Pfeife für sich alleine gespielt werden könnte um dadurch noch viel mehr dynamische Farben und Bewegungen erzeugen zu können. Gewiss wäre ein solches Instrument wohl nur noch mittels Computerprogramm und entsprechender Ansteuerung zu beherrschen. Alternativ wären hier bestimmt mehrere Spieltische für zwei oder gar noch mehr Spieler nötig, die wohl auch nicht mehr mit üblichen Manualtastaturen auskommen dürfte.
So etwas gibt es bereits mehrfach. Nennt sich Einzeltonlade samt Einzeltonsteuerung. Da haben viele Orgelbauer schon entsprechende Systeme im Programm (Weimbs, Sinua, etc...). Die UTOPA-Orgel im Orgelpark Amsterdam ist ein gutes Beispiel dafür.