Das Problem mit vielen Inszenierungen dieses Stückes ist, dass sie den Schmerz und die Gedanken in eine völlig künstliche, gestelzte Darstellung überführen. Vielleicht muss man Sarah Kanes Worte einmal selbst bis ins Mark gefühlt haben, um 4:48 Psychose angemessen auf die Bühne bringen zu können.
Theater(bühne) ist grundsätzlich ein sehr künstlicher Raum, es geht nie um eine möglichst genaue und werktreue Darstellung, da der Text allein und die vermeintlich damit verbunden Gefühle eine höchst subjektive Sache sind. Es ist gerade der an deutschen Bühnenn so verbreitete psychologische Realismus der über die schnöde Nachahmung keinerlei Reflexion des Textes bietet und versucht die Künstlichkeit und Theatralität der Aufführungssituation zu verleugnen bzw. darüber hinwegzutäuschen. Das sieht dann alles schön aus und bietet ganz, ganz viel Identifikation, Gefühlsduselei und vermeintliche Authentizität, ist aber einfach nur fad und reines Konsumtheater ohne wirklichen Gehalt. Ich finds auch etwas vermessen hier zu suggerieren, gewisse RegisseurInnen hätten "Sarah Kanes Worte nicht richtig gefühlt" weil deren Inszenierungen nicht IHREM subjektiven Verständnis des Textes entsprechen. Man muss nicht suizidal (gewesen) sein, um den Text "angemessen" aufzuführen. Weder als SchauspielerIn noch als RegisseurIn.
@@yunghoene8753 Ich stimme völlig zu. Mir kringeln sich mittlerweile die Fußnägel auf, wenn jemand versucht mit psychologischem Realismus an Sarah Kanes Werke heranzugehen. Meiner Meinung nach ist es schwer, wenn nicht sogar unmöglich hier über Gefühlsausbrüche und Emotionsduselei diesen Text zu performen. Gerade bei 4.48. Ich habe diese Inszenierung von Ulrich Rasche (noch) nicht gesehen, habe allerdings sofort gedacht, dass ein Annähern über eine schrittweise reine körperliche Erschöpfung mittels Laufbändern ein wunderbarer Zugang sein kann. Auch die Chorisch gesprochenen Texte die fast Rockbandartig daherkommen, funktionieren in meinen Augen sehr gut. Gerade um einer "völlig künstlichen, gestelzten Darstellung" entgegenzuwirken, bleibt meiner Meinung nach eigentlich nur noch die Entfremdung vom Inhalt selbst.
