St. Bartholomäus in Ahlen gehört, im 9. Jh. gegründet, zu den ältesten Taufkirchen im Münsterland. Aufgrund günstiger Stadtentwicklung, Ahlen gehörte dem Bund der Hanse an, war um 1285 die Gründung einer neuen Pfarre, St. Marien, nötig. Seitdem wird St. Bartholomäus als „alte“ Kirche oder Pfarre bezeichnet.
Die heutige, gotische Hallenkirche wurde wohl nach dem großen Stadtbrand von 1483 errichtet. Die Deckung des neuen Turmhelms wird 1506 beendet. 1744 brannte der Turm nach Blitzschlag ab, sicher wird er seitdem statt eines Spitzhelmes eine barocke Haube getragen haben, ähnlich vielleicht dem 1902 abgerissenen Turm von St. Marien.
1811 stürzte der Turm von St. Bartholomäus, wohl vor allem durch abgesackte Fundamente, ein. Der Wiederaufbau zog sich, bedingt durch Finanzprobleme und wechselnde Verantwortlichkeiten, hin. 1815 bis 1817 wurden die beiden unteren Geschosse als Widerlager für die Kirche errichtet, der in nun klassizistischen Formen errichtete Turm insgesamt erst 1821 bis 1823 vollendet. Auf die in Quelle 1 reichhaltig dargelegte Glockengeschichte kann hier nicht im Einzelnen eingegangen werden.
Den Einsturz haben zumindest 3 Glocken überstanden, die heutige große Glocken von 1771 und zwei weitere von 1483 und 1797. Die beiden letztgenannten wurden 1835 durch Jean Baptiste Dubois und Petrus Boitel zu zwei neuen Glocken umgegossen - sie wurden im 1. Weltkrieg abgegeben. Der heute noch vorhandene Holzglockenstuhl wurde beim Wiederaufbau für 3 Glocken ausgelegt.
So ist aus dem alten Glockenbestand nur noch die große Glocke des Johann Michael Stocky von 1771 erhalten. Stocky goss sie nachweislich der Inschrift aus 4 vorhandenen Glocken, immerhin erst 24 Jahre nach dem Brand. Entweder waren die Glocken recht klein oder es wurde schon vorher Bronze an andere Stellen verkauft, die neue „Große“ bringt es nur auf bescheidene ca. 1100 kg. Ein Patronat kann ihr lt. Inschrift nicht direkt zugedacht werden, abgebildet sind neben einer Kreuzigungsgruppe die Gottesmutter und der hl. Donatus.
Nach Abgabe der Glocken von 1835 wurden 1920 drei neue Stahlglocken beschafft, gefertigt von der Arbeitsgemeinschaft der Gießerei Buderus in Wetzlar und der Glockengießerei Junker in Brilon. Die Stahlglocken standen zur „Großen“ gut einen Halbton zu tief und wiesen erhebliche Mängel auf, bedingt durch Konstruktion und teils sehr porösen Guss. Wie auf der Aufnahme zu hören, fanden sich die Klänge aber doch in fast historischem Timbre zusammen - was die mangelnde Qualität aber nicht übertönen konnte.
1999 kam eine Glocke aus dem Ahlener Franziskushospital in die Kirche, die zusammen mit der „Großen“ das Fundament zu einer Neuformierung des Geläutes bildete. 2003 wurden bei Petit & Gebr. Edelbrock drei neue Glocken hinzugegossen, passend zur „Großen“ in sehr leichten Rippen. Alle 5 Glocken erklingen seitdem in prägnanter Tonfolge im sanierten Glockenstuhl, wobei sich die „Große“ auch im neuen Geläut nicht recht durchsetzen kann.
Daten der Stahlglocken von 1920:
e‘ -6, 1390 mm, ~950 kg
g‘ -5, 1162 mm, ~550 kg
a‘ -9, 1030 mm, ~450 kg
Daten des heutigen Geläuts:
1. Große Glocke d‘ +7
1260 mm, ~1100kg
2. Anna Elisabeth g‘ +7
930 mm, 393 kg
3. Natanael a‘ +7
829 mm, 313 kg
4. Maria b‘ +8
803 mm, 304 kg
5. Lucia c‘‘ +7
715 mm, 215 kg
Glocke 4 1956 von Feldmann & Marschel, Münster, Glocken 2,3 und 5 2003 von Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher.
Alle Glockendaten nach Inventarisationen durch Dr. Claus Peter, Hamm.
Aufnahme des Vorzustandes: Pfarrer Martin Goebel, Bocholt.
Aufnahme des Istzustandes: F.T., 03.06.2017.
Fotos des Kircheninneren: F.T.
S/W-Foto von St. Marien entnommen aus: www.menschen-leben-kirche.de/...
Alle anderen Fotos eigener Provenienz.
Herzlicher Dank gilt den Urhebern der Tonaufnahmen für die Erlaubnis zur Veröffentlichung, erst damit wurde die Zusammenstellung dieses Zeitdokumentes möglich.
Verwendete Quellen Literatur:
1. Fred Kaspar und Dr. Claus Peter: Ein neuer Turm und die Glockengeschichte der alten Kirche St. Bartholomäus in Ahlen, Kreis Warendorf - in: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe, hrsg. vom Westfälischen Amt für Denkmalpflege im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Heft 1/2000, Münster, 2000.
2. Wikipedia-Artikel zur Alten Pfarrkirche, abgerufen am 06.09.21: de.wikipedia.org/wiki/St._Bar...)
3. Netzauftritt der kath. Kirchengemeinde Ahlen, abgerufen am 06.09.21: www.menschen-leben-kirche.de/...
4. Wikipedia-Artikel zur Stadt Ahlen, abgerufen am 07.09.21: de.wikipedia.org/wiki/Ahlen
10 сен 2021