Mit besonders viel Schwung erklingt das Geläut von St.Nikolaus in Ameln.
Schon im 13. Jahrhundert gab es in Ameln eine Kapelle. Ob und wie diese in den darauffolgenden Jahrhunderten umgebaut und erweitert worden ist, ist leider nicht bekannt. 1853 wurde Ameln zur selbstständigen Pfarre erhoben. Somit musste auch ein repräsentativeres Gotteshaus errichtet werden. 1855 legte der Kölner Architekt Vincenz Statz seine Baupläne für eine recht schlichte, neugotische Kirche vor. Im August des darauffolgenden Jahres konnte der Grundstein gelegt werden. Die Weihe fand am 13. Juni 1860 statt. Im Dezember 1944 erlitt die Kirche durch Luftangriffe der Alliierten schwerste Schäden. Lediglich die Grundmauern standen noch. Der eigentliche Wiederaufbau zog sich von 1948 bis 1953 hin. Trotz der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg sind noch manche historische Ausstattungsstücke erhalten geblieben. Sowohl der Nikolausaltar als auch der Mariahilf-Altar stammen noch aus der Bauzeit der Kirche. Das Taufbecken ist mit der Jahreszahl 1856 gekennzeichnet. Auf der Empore befindet sich eine 1956 von der Orgelbaufirma Ernst Seifert aus Bergisch Gladbach erbaute zweimanualige Orgel mit 19 Registern, die 2020 durch die Orgelbauwerkstatt Romanus Seifert & Sohn aus Kevelaer umfassend renoviert wurde.
Im Turm befinden sich heute vier Glocken. Die älteste von ihnen ist auch das einzige Überbleibsel aus der alten Kirche. Sie wurde im 14. Jahrhundert durch den Kölner Glockengießer Heinrich von Oedt gegossen. Durch unachtsames Läuten zerbrach sie 1950 in vier Teile und wurde daraufhin durch eine autogene Schweißreparatur von der Firma Friedrich Witte in Leverkusen-Schlebusch wieder zusammengesetzt. Diese Schweißung ist aus heutigen Gesichtspunkten alles andere als gelungen, was man dieser Glocke deutlich anhören kann. Darum ist sie nun schon seit geraumer Zeit aus dem regulären Läuteprogramm gestrichen und wird nicht mehr benutzt. Im Zuge des Kirchenneubaus erhielt sie Gesellschaft von zwei weiteren Glocken, die 1857 von Christian Claren in Sieglar gegossen worden sind. Die kleinere der beiden wurde im Zweiten Weltkrieg abgeliefert und eingeschmolzen, die andere blieb, gemeinsam mit der mittelalterlichen Glocke, auch über den Krieg hinweg erhalten. Nachdem nach Kriegsende der Wiederaufbau der Kirche abgeschlossen werden konnte wuchs auch der Wunsch im Kirchenvorstand, die Kirche mit einem vollwertigen Geläut auszustatten. Hierfür sollte sogar die mittelalterliche Glocke in Zahlung gegeben werden, was jedoch durch die Diözese Aachen verhindert wurde. Stattdessen entschied man sich, drei neue Glocken bei der Glockengießerei Otto in Bremen-Hemelingen in Auftrag zu geben und die verbliebene Glocke von 1857, die nach Auffassung gewisser Glockenexperten nur Materialwert besaß, dafür einzuschmelzen. Ab 1958 besaß Ameln ein nunmehr vierstimmiges Geläut, von dem heute immerhin 3/4 in regulärem Betrieb sind. Die musikalisch überdurchschnittlich hohe Qualität der Otto-Glocken sowie die sehr lebendigen Läutewinkel machen das Geläut zu einem absoluten Hinhörer!
Marienglocke, Schlagton fis'-1, Gewicht ca. 855 kg, Durchmesser 1076 mm, gegossen im Jahre 1958 von der Glockengießerei F. Otto in Bremen-Hemelingen.
Nikolausglocke, Schlagton a'±0, Gewicht ca. 500 kg, Durchmesser 901 mm, gegossen im Jahre 1958 von der Glockengießerei F. Otto in Bremen-Hemelingen.
Johannesglocke, Schlagton h'±0, Gewicht ca. 355 kg, Durchmesser 804 mm, gegossen im Jahre 1958 von der Glockengießerei F. Otto in Bremen-Hemelingen.
Christusglocke, Schlagton cis''+3, Gewicht ca. 255 kg, Durchmesser 745 mm, gegossen im 2. Viertel des 14. Jahrhunderts von Heinrich von Oedt.
Ein herzlicher Dank geht an Herrn Riesen vom Kirchenvorstand für die tatkräftige Unterstützung und Ermöglichung der Aufnahmen und das vorbildliche Schalten der Glocken!
4 окт 2024
