Heute besuche ich das inzwischen unter Denkmalgeschütze Gelände Area 1 bei Ludwigswinkel. Zur Zeit des Kalten Krieges zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Wiedervereinigung findet eine militärische Aufrüstung für einen hypothetischen Verteidigungsfall aufgrund der konträren Gesellschaftssysteme in Deutschland statt. Im Fischbach Ordnance Depot wurde von der Armee alles eingelagert, was auf einem potentiellen Schlachtfeld in Deutschland benötigt wurde, darunter vor allem Lebensmittel, nicht mehr benötigte Ausrüstung, Waffen und Munition. Außerdem wurden Führungseinrichtungen, Lazarette, Kasernen und Flugplätze gebaut.
Am 01.04.1955 wurde das Gelände des „Fischbach Ordnance Depots“ von den US-Amerikanern beschlagnahmt und die BRD enteignet. 1956 wurde mit dem Bau des „Fischbach Ordnance Depots“ begonnen und bis 1991 immer wieder umgebaut. Die ersten 13 Munitionslagerhäuser wurden schon Anfang der 1950er Jahre errichtet. 1957 existierten bereits 85 Bunker, die seit 1959 zum Teil als Sonderwaffenlager genutzt wurden. Belege hierfür liefern französische Luftbilder, auf denen die Abschottung durch eine doppelte Umzäunung und Wachtürme sichtbar ist. Ab dem Jahr 1962 wurde das Gelände durch die 193rd MP Company streng bewacht und 1968 zur militärischen Schutzzone erklärt.
Zwischen 1977 und 1980 wurde das gesamte Gelände im Zuge des „Long Range Security Program“ auf Grund terroristischer Anschläge auf US-amerikanische Einrichtungen durch die RAF (Rote Armee Fraktion) in Deutschland umgebaut. Es erfolgte eine Aufrüstung durch einen festungsähnlichen Ausbau mit massiver Umzäunung in dreifacher Ausführung, Linienperimeter-Sicherung mit Mikrowellen-Bewegungsmeldern, Zaunsicherung durch Koaxialkabel, welche Bewegungen und Geräusche detektieren und alle Bunker wurden mit modernen Sicherungssystemen ausgestattet. Außerdem wurde ein massives Wachgebäude inklusive Wachturm errichtet. Es wurde ein bewuchsfreier Innenbereich für ein freies Schussfeld geschaffen und auch nachts wurde das gesamte Gelände beleuchtet. Die Area 1 wurde mit 6 neuen, modernen Bunkern und einem neuen Sonderwaffen-Wartungsgebäude ausgestattet, was den Ausbau zu einem Hochsicherheitslagers verwirklichte und zur heutigen Area 1 machte. In den Jahren zwischen 1980 und 1991 lagerten in der Area 1 nukleare Artilleriegranaten, nukleare Pershing sowie LANCE-Sprengköpfe. In den Jahren zwischen 1983 und 1990 fanden deshalb immer wieder Demonstrationen und Sitzblockaden gegen „Giftgas“ vor dem Militärgelände statt.
In der North Area wurden konventionelle Artilleriemunition, Treibladungen, Munition für Kleinwaffen und während des 2. Golfkrieges auch Hellfire und Sidewinder-Raketen gelagert. Zwischen 1959 und 1977 diente auch Area 2 mit 13 Bunkern als Sonderwaffenlager. Die South Area war eine bewachte Zone bestehend aus 32 Bunkern, in der nach 1977 LANCE-Ersatzteile, LANCE-Raketenmotoren und Munition für Kleinwaffen eingelagert wurden. Sonderwaffen und Raketenmotoren wurden in Area 3 gewartet. Nach dem Umbau des Fischbach Ordnance Depots diente ausschließlich Area 1 zur Lagerung von Sonderwaffen und Area 2 lediglich noch als Übungsplatz. Die South Area wurde als Lagerraum für Ersatzteile und Raketenmotoren für die Kurzstreckenraketen LANCE genutzt, die bereits betriebsfertig gelagert wurden, das heißt mit dem hochgiftigen Treibstoff Hydrazin und rauchender Salpetersäure befüllt.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 und dem INF-Vertrag im Zuge der „Operation Silent Echo“ wurden alle Sonderwaffen per Hubschrauber zur Airbase Ramstein abtransportiert und von dort aus zurück in die USA.
Bis 1993/94 wurde das Depot von den US-Streitkräften komplett geleert und im Herbst an die BRD zurückgegeben. Danach waren die Gebäude nicht abgeschlossen und für jedermann frei zugänglich. Umfangreiche Bedienungs- und Wartungsanleitungen für die Sicherungsanlagen lagen frei aus. Ende des Jahres 1994 wurde die Schutzzone aufgehoben und 570 Hektar entfielen an die Gemarkung Fischbach, 110 Hektar an die Gemarkung Ludwigswinkel. Im folgenden Jahr wurden durch die Bundeswehr vier Stahltürme der Area 1 demontiert und Sicherungsanlage und Wartungsgebäude rückgebaut. 1997 wurden Sprengversuche zur Beseitigung von Munitionslagerhallen gestartet, die danach per Bagger abgerissen wurden. Im Zuge des Rückbaus des ehemaligen Sonderwaffenlagers wurde das gesamte Gelände mit 60.000 Bäumen wieder aufgeforstet.
Quelle : Westpfalz Wiki
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15 окт 2024