Präsentiert wird eine Turmaufnahme des Plenums der evangelischen Gustav-Adolf-Jubiläumskirche in Bingerbrück.
Bingerbrück ist ein Stadtteil der Stadt Bingen am Rhein, befindet sich westlich der Innenstadt auf der anderen Seite der Nahe und zählt ca. 3.300 Einwohner.
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Gustav-Adolf-Werks wurde mit dessen finanzieller Unterstützung in den Jahren 1894/95 die Gustav-Adolf-Jubiläumskirche in Bingerbrück errichtet. Es handelt sich hierbei um einen neugotischen Zentralbau mit kreuzförmigem Grundriss. Eine große Besonderheit der Kirche ist, dass der Dachstuhl nach schwedischen Vorbildern zum Kirchenschiff komplett offen konstruiert wurde. Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt und ab 1948 wieder aufgebaut. Vieles der Orginalausstattung hat sich bis heute nicht erhalten und wurde in den 50er und 60er Jahren ersetzt. In den Jahren 1986 und 2018 fanden umfassende Renovierungsarbeiten statt. Die heutige Orgel der Firma Oberlinger aus Windesheim wurde im Jahr 1993 eingebaut. Sie verfügt über 22 Register auf zwei Manualen und Pedal.
Der weithin sichtbare, 64-Meter-hohe Kirchturm trägt heute ein siebenstimmiges Stahlgeläute. Damit zählt es zu den zahlenmäßig größeren Stahlgeläuten, außerdem ist es das umfangreichste Geläute der Stadt Bingen. Ursprünglich hingen im Kirchturm drei Bronzeglocken, allerdings wurden zwei dieser Glocken im Ersten Weltkrieg abgenommen und eingeschmolzen. Im Jahr 1922 kamen schließlich drei Stahlglocken vom Bochumer Verein auf den Turm. Die verbliebene Bronzeglocke wurde hierbei als Zahlungsmittel abgegeben. Die Stahlglocken besaßen eine recht verzogene Tonfolge, zusammen erklangen sie zunächst in den Tönen cis' e' g'. Im Jahr 1963 wurde das Geläute schließlich um vier kleinere Glocken erweitert. Die Glocken wurden ebenfalls vom Bochumer Verein in der schon recht weit entwickelten Versuchsrippe 7 gegossen. Damit die älteren Stahlglocken, welche in der Zwischenkriegs-Septimrippe gegossen wurden, klanglich mit den neuen Stahlglocken harmonieren, wurde die g'-Glocke auf ein fis' heruntergestimmt. Die im Gesamtgeläute doch deutlich zu hoch stehende cis'-Glocke wurde allerdings nicht nachgestimmt. So erklingt seitdem ein äußerst außergewöhnliches, in dieser Konstellation wohl einmaliges, kräftiges Geläute vom Turm der Gustav-Adolf-Jubiläumskirche.
Eine weitere Besonderheit des Geläutes ist, dass alle sieben Glocken sowohl mit Motoren als auch mit Läuteseilen ausgestattet sind, sodass wahlweise per Schalter oder per Hand geläutet werden kann. Das Geläute wird in der Regel nicht gebremst und läutet daher sehr lange und gemütlich aus.
Die Kirche besitzt eine recht außergewöhnliche, detailliert ausgearbeitete Läuteordnung, welche je nach Anlass oder Zeit im Kirchenjahr unterschiedliche Läutemotive vorsieht. Alle sieben Glocken sind nur an bestimmten Festtagen zu hören. In der Regel findet anlässlich der Festtage sowohl am eigentlichen Tag als auch am Vorabend ein Läuteprogramm von insgesamt etwa einer halben Stunde statt.
GLOCKENDATEN:
Glocke 1: Gefallenen-Gedächtnisglocke, cis', Bochumer Verein 1922, 1580 kg, d= 1574 mm
Glocke 2: Martin-Luther-Treueglocke, e', Bochumer Verein 1922, 1090 kg, d= 1381 mm
Glocke 3: Gustav-Adolf-Dankbarkeitsglocke, fis', Bochumer Verein 1922, 720 kg, d= 1167 mm
Glocke 4: Betglocke, gis', Bochumer Verein 1963/V7-Rippe, 440 kg, d= 1045 mm
Glocke 5: Glaubensglocke, h', Bochumer Verein 1963/V7-Rippe, 300 kg, d= 920 mm
Glocke 6: Liebesglocke, cis", Bochumer Verein 1963/V7-Rippe, 220 kg, d= 818 mm
Glocke 7: Hoffnungsglocke, dis", Bochumer Verein 1963/V7-Rippe, 165 kg, d= 743 mm
Diese Aufnahme entstand zum Abschluss eines Festtagseinläutens am Vorabend ab ca. 18.20 Uhr. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Küster Ingo Straßburger für die Ermöglichung der Aufnahmen!
14 ноя 2023
