Das Lied der Zecher
medieval, male voice
13. September 2024 um 8:31
Strophe 1:
Wenn wir sitzen in der Schenke,
kümmert uns kein Staub, kein Leid,
lieber greifen wir zum Becher,
der uns all die Sorgen beut’.
Was geschieht in dieser Runde,
wo die Münzen Wein erwerb’n?
Hört ihr Zecher, hört die Kunde:
Lasst das Spiel euch nicht verderb’n!
Refrain:
Mancher spielt und mancher trinket,
mancher lebt im Tagesglanz.
Bleibt beim Spiel ein Narr gefangen,
kommt er übers Tischlein ganz!
Saufen Ritter, saufen Pfaffen,
saufen Herr und Magd zugleich,
ob der Alte oder Kranke -
alle tanzen um den Kreis!
Strophe 2:
Manch ein Zecher schnappt sich Kleider,
andere sammeln Neid und Zorn.
Todesfurcht bleibt ferne Geister,
denn Bacchus führt uns längst gebor’n.
Jeder, der bezahlt die Runde,
hat das Recht auf frohen Mut.
Darum trinket in der Stunde,
denn das Leben tut euch gut.
Refrain:
Mancher spielt und mancher trinket,
mancher lebt im Tagesglanz.
Bleibt beim Spiel ein Narr gefangen,
kommt er übers Tischlein ganz!
Saufen Ritter, saufen Pfaffen,
saufen Herr und Magd zugleich,
ob der Alte oder Kranke -
alle tanzen um den Kreis!
Bridge:
Trinket auf die Eingelochten,
dreimal auf das freie Land,
viermal auf den Christ im Glauben,
fünfmal auf den Königshand!
Sechsmal auf die eitlen Schwestern,
siebenmal die Wehr im Wald,
Achtmal für die wüsten Brüder,
die nicht finden ihren Halt.
Refrain:
Mancher spielt und mancher trinket,
mancher lebt im Tagesglanz.
Bleibt beim Spiel ein Narr gefangen,
kommt er übers Tischlein ganz!
Saufen Ritter, saufen Pfaffen,
saufen Herr und Magd zugleich,
ob der Alte oder Kranke -
alle tanzen um den Kreis!
Schluss:
Säuft die Herrin, säufen Herten,
saufen alle durch die Nacht.
Ob gesegnet oder heidnisch -
bis der neue Tag erwacht!
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"Das Lied der Zecher" ist ein Beispiel für die mittelalterliche Trink- und Feierkultur, das mit satirischen Elementen und gesellschaftskritischem Unterton spielt. Es vereint alle gesellschaftlichen Schichten in einem gemeinsamen Akt des Trinkens, wodurch es die Gleichheit vor dem Wein und der Vergänglichkeit des Lebens betont. Der Bezug zu den Goliarden und der Carmina Burana sowie die humorvolle Darstellung des Klerus unterstreichen seine satirische Tiefe.
In seiner Einfachheit und Eingängigkeit transportiert das Lied eine zeitlose Botschaft: das Feiern des Augenblicks und das Loslassen von gesellschaftlichen Zwängen und Furcht vor dem Tod. Es reflektiert die Freiheit und die Vergänglichkeit menschlicher Freuden, und bleibt dennoch ein Stück der Heiterkeit, das die Zuhörer und Sänger gleichermaßen einlädt, in der Gemeinschaft aufzugehen.
8 окт 2024