Argentinien steht vor dem Bankrott. Die Verhandlungen mit dem IWF treten auf der Stelle, im März 2022 wird eine weitere Rate für den 45 Milliarden-Kredit fällig, den der IWF ohne ausreichende Prüfung an den vorigen, liberalen Präsidenten vergeben hatte. Die Notenpresse läuft ununterbrochen, und die flüssigen Devisen-Reserven der Zentralbank reichen wohl nicht aus, um die Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Wegen der Dürre wird die Ernte bescheiden ausfallen. Und zu allem Überfluss will die US-Notenbank die Zinsen erhöhen, was Kapitalströme von der südlichen Halbkugel abziehen wird.
Die Armut beträgt 46 %, Tendenz steigend. Doch Widerstand wie vor zwanzig Jahren ist nicht in Sicht. Heute ist der Staat der wichtigste ökonomische Akteur. Die Unternehmer hängen von seinen Subventionen und Staatsaufträgen ab, und die Leute von den Jobs im aufgeblähten Staatsapparat. Die Armen werden mit staatlichen Hilfszahlungen über Wasser gehalten.
Noch vor neunzig Jahren konkurrierte Argentinien mit den USA um die Vorherrschaft im Kontinents, die intellektuelle, politische und ökonomische Vorherrschaft. Damals war nicht klar, wer diesen Wettstreit gewinnen würde, Washington oder Buenos Aires?
Gaby Weber berichtet aus Buenos Aires und aus Córdoba, 700 Kilometer westlich der Hauptstadt, einst als „la docta“, die gelehrte Stadt, berühmt. Dort hatten 1613 die Jesuiten die erste Universität des Landes gegründet - über 100 Jahre vor Harvard … Sie war bei den Jesuiten, bei Historiker und hat sich auf die Spurensuche für den beispiellosen Abstieg eines reichen Landes gemacht.
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30 сен 2024