In dieser Präsentation werden das bemerkenswerte sechsstimmige Geläute und die einzelnen Glocken des Freiberger Domes vorgestellt. Aufgrund seines historischen und klanglichen Wertes zählt das Domgeläute zu einem der wertvollsten mittelalterlichen Geläute des Landes. Die größte Glocke des Geläutes (Große Susanne) stammt aus dem Jahre 1488 und ist eine der wenigen noch erhaltenen Großglocken aus dieser Zeit. Gegossen wurde sie vom ortsansässigen Oswald Hilliger, welcher in den folgenden Jahren nach dem großen Stadtbrand das gesamte Domgeläute erneuern sollte. Schon 1496 wurde der Glockengießer mit dem Guss dreier Glocken (c'' d'' f'') beauftragt. Zusammen mit der Großen Susanne läuten sie bis heute aus dem Südturm. Im Jahre 1896 musste allerdings eine bisher nicht erwähnte Glocke des mittelalterlichen Geläutes - über die auch keine weiteren Informationen vorhanden sind - aufgrund eines Risses eingeschmolzen werden. Der Glockengießer Christoph Albert Bierling aus Dresden goss unter Verwendung der eingeschmolzenen Bronze die neue Lutherglocke. Später mussten sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg einige der Domglocken eingezogen werden, sie kehrten glücklicherweise alle zurück. Lediglich die kleine Taufglocke aus dem Jahre 1512 konnte nicht mehr aufgefunden werden. Um dem historischen Geläute wieder eine Klangkrone zu geben goss schließlich 1956 die Glockengießerei Franz Schilling in Apolda eine neue kleine Glocke. Bemerkenswert ist, dass das Geläute über die vielen Jahrhunderte klanglich wohl kaum verändert worden sein dürfte, da sich die Nachgüsse wahrscheinlich an den beiden eingeschmolzenen Glocken orientiert haben. Die mittelalterliche Große Susanne, welche in diversen Gutachten als "ein Instrument von erstklassiger Klangschönheit" betitelt wird, bietet ein wunderbares Fundament für die fünf übrigen Glocken. Die weit gespannte Disposition der zwei tiefen und vier hohen Glocken gibt dem Geläute einen unverkennbaren Charakter, gerade weil das Harmonieverständnis des Mittelalters von unserem heutigen deutlich abweicht. Heute ist das Domgeläute eines der bedeutsamsten für die deutsche Glockengeschichte.
Gl. 1 | Große Susanne | b° | 4220 kg | 1902 mm | Oswald Hilliger, Freiberg (1488)
Gl. 2 | Lutherglocke | es' | 1170 kg | 1268 mm | Christoph Albert Bierling, Dresden (1896)
Gl. 3 | Morgenglocke | c'' | 392 kg | 850 mm | Oswald Hilliger, Freiberg (1496)
Gl. 4 | Kinderglocke | d'' | 280 kg | 764 mm | Oswald Hilliger, Freiberg (1496)
Gl. 5 | Silberglocke | f'' | 196 kg | 652 mm | Oswald Hilliger, Freiberg (1496)
Gl. 6 | Taufglocke | g'' | 120 kg | 557 mm | Franz Schilling, Apolda (1956)
Ferner existiert im Dachreiter noch eine derzeit funktionslose Schlagglocke, welche ebenfalls von Oswald Hilliger 1512 in Freiberg gegossen wurde und im Ton c'' erklingt. Sie wird am Anfang dieser Videopräsentation angeschlagen.
Die Geschichte des Freiberger Domes ist eng mit der Geschichte der Silberstadt verbunden. Nach der Gründung des Ortes um 1170 entstand ab 1180 eine Liebfrauenbasilika in romanischem Stil. Aus dieser Pfarrkirche stammen die beiden heute noch erhaltenen, wohl bedeutsamsten Kunstwerke im Dom - die Goldene Pforte und die Kreuzigungsgruppe. Nach der Erhebung der Pfarrkirche zum Kollegialstift brannte das Gotteshaus beim großen Freiberger Stadtbrand 1484 fast komplett aus. Lediglich Teile des Chorraumes und die beiden oben genannten Werke konnten erhalten bleiben. Nach dem Stadtbrand wurde die Stiftskirche als dreischiffige Hallenkirche in spätgotischem Stil bis in das Jahr 1501 neu errichtet. Nur wenige Jahre nach der Weihe wurde das Gotteshaus mit der Reformation in Freiberg 1537 schließlich der evangelischen Gemeinde zugesprochen. Der Chorraum war nach seiner prachtvollen Umgestaltung ab 1585 die Grablege der albertinischen Wettiner. Der Freiberger Dom beherrbergt, da er in den Weltkriegen nicht beschädtigt wurde glücklicherweise bis heute mehrere künstlerisch wertvolle Ausstattungsstücke. Beim Betreten der Kirche fällt zuerst die Kreuzigungsgruppe im Triumphbogen ins Auge. Sie stammt aus dem Jahre 1225 und ist zusammen mit der Goldene Pforte, dem Eingangsportal zur ehemaligen Stiftskirche das älteste Kunstwerk der Kirche. Ein weiteres bedeutendes Ausstattungsstück ist die große Silbermannorgel auf der Empore, welche in den Jahren 1710 bis 1714 entstand - eine größere Orgel wurde von Gottfried Silbermann nie mehr gefertigt. Viele weitere Kunstwerke, wie die Tulpenkanzel könnten nun noch erwähnt werden, allerdings möchte ich aus Platzgründen auf den den anschaulichen virtuellen Rundgang auf der Webseite der Domgemeinde verweisen: www.freiberger-...
Herzlich bedanken möchte ich mich bei Domküster Otto Schröder für die freundliche und unkomplizierte Ermöglichung der Aufnahmen sowie bei Felix für die Organisation. Sein Video: • Freiberg (FG) Glocken ...
Aufgezeichnet am Sonntag, den 08. Dezember 2019 zu einem gesonderten Glockenläuten
9 сен 2024
