Ich sitz' schon lang im Kabarett und singe Lieder wie eine mutige, doch alternde Soubrette, und diese Lieder hörn die Leute immer wieder, und der Flieder blüht im nächsten Mai genauso violett. Ich singe lächelnd, denn ich denke an die Pause; die Leute lächeln, denn sie wolln mich gern verstehn. Dann ist die Vorstellung vorüber, und ich sause, und zu Hause fällt mir ein: Es ist schon wieder nichts geschehn. Denn sehn Sie, so ist das Leben: Man setzt sich, doch man setzt sich nur daneben. Irgendwer drüben treibt etwas, meldet sich - aber zu leise für mich. Ich sing vom Frühling und von Liebeslust im Grünen, auch von Politikern und manchem krummen Ding. Die Leute lachen, und sie klatschen wie Maschinen, aber ihnen ist es vollkommen egal, warum ich sing. Ich hör die Leute unten denken, seh sie schwanken, und ihre Tränen fallen meinen vis a vis. Ich würd auch allzugern mit dem und jenem zanken, doch sie danken und verschwinden mit der eignen Melodie. Denn sehn Sie, so ist das Leben: Erst geht man auf den Leim, dann bleibt man kleben. Wenn einer laut um Hilfe schreit außer sich, ist er zu leise für mich. So sitz ich nach wie vor hier fest und singe Lieder, und bleibe wirkungslos vom eignen Klang berauscht. Die schönen Damen plustern eifrig ihr Gefieder auf und nieder, doch man hört mich nicht, auch wenn man höflich lauscht. Ich singe Lieder in die blauwattierte Ferne. Ich hänge Klagen an die pausenlose Zeit. So hebt ein jeder seine winzige Laterne, und ich lerne: Nur das Lied bleibt und die Hoffnungslosigkeit. Denn sehn Sie, so ist das Leben, und dieser Schaden läßt sich schwer beheben. Andere singen ebenso - sicherlich, aber zu leise für mich. Andere singen ebenso - sicherlich, aber zu leise für mich.
Die Wortgewalt, das beherrschte Können am Klavier, die Mimik zu den Inalten der Lieder, aber auch die vollendete Vortragskunst machte Georg Kreisler aus. Ein solcher Mann mit all seinen Sonderlichkeiten in führender Position im Musikmanagement eines Musiktheatern bzw. des Kulturministeriums wäre eine echte Herausforde- rung gewesen, schade, dass es nicht soweit gekommen ist.
Kreisler scheint in diesem Lied seinen Frust zum Ausdruck zu bringen, dass er mit dem, was er tut, zwar unterhält, jedoch ohne die Fähigkeit, etwas zu bewegen. Ich meine, er war mit dieser Ansicht im Irrtum... ;)
"damals" war das informationsmonopol noch nicht gefallen und deshalb hat es laenger gedauert bevor die kunst wellen geschlagen hat. heute geht sowas viel schneller und man fuehlt sich als kunst schaffender nicht mehr so allein gelassen. wenn man es denn sehen will das ist ja immer so ne sache. wir deutsche sind ja unangefochtener weltmeister der schwarzmalerei. ich war auch sehr erstaunt das georg schramm erst von nem interviewer gesagt bekommen muss das er auf youtube ein "star" ist. ich glaube viele kuenstler der "alten" garde haben die tragweite des internets noch nicht fuer sich entdeckt.
auf dem nivou messen sich die menschen eh nicht mehr ;)...qualität misst dann nur noch den unterschied...nicht die güte...obwohl...denn sehn sie so ist das leben : ).
