"Diese Geschichte hat eine geradezu empörende Dummheit. Da ist keine Tiefe, das ist nicht dämonisch: das ist einfach der Unwille, sich je vorzustellen, was eigentlich mit dem anderen ist."
Neuer Upload: Hannah Arendt im Gespräch mit Joachim Fest (1964) Erstmals in voller Länge... Spannende Ergänzung zum Gespräch mit Günter Gaus aus demselben Jahr.
Ja. Ich bin, seit es das als Dauerbeschäftigung für Jungen gibt, der Meinung, daß es die Empathie für das Leid anderer stark mindert und gefährlich für die Entwicklung gesunder Persönlichkeit ist.
Es sind eher (immer?) Versäumnisse durch die Erziehung der Eltern. Mein Neffe spielt viel (und am Handy/Smartphone), ok, er spielt aber auch draußen. Nur er ist ENORM empathisch und kümmert sich um andere. Er ist sehr weit für seine jungen Jahre. Ich verstehe und befürworte Medienkritik, aber wir dürfen miserable Eltern, von denen es viele gibt, oder mehr als wir denken, diese dürfen wir nicht mit Medienkritik entschuldigen. Sozusagen. Es ist primär die Erziehung (und das Herz und der Geist der Erziehung). Mehr als alles andere.
Es liegt nicht an der mangelnden Vorsgtellung vom anderen, sondern an der mangelnden Empathie mit dem anderen. Die empörende Dummheit bezieht sich also auf den EG, nicht auf den IQ, deshalb, weil es etwas mit dem Fühlen und nicht mit dem Denken zu tun hat, ist der Begriff der empörenden Dummheit irreführend, richtig müsste es heissen, Eichmann war von empörender Mitgefühlslosigkeit.
Weil ein mitgefühlsloser/empathieloser Mensch wie Heydrich oder Ohlendorf oder Mengele durchaus einen Hoch-IQ (=> 13o) haben kann. Und Intelligenz/Hochbegabung (bis heute) ausschließlich in dieser Kategorie gemessen wird. Zeitweise mit reichhaltigen Folgen für den Betroffenen: Hochbegabten-Förderung oder nicht.
Da meint sie mit Dummheit, dass es bei diesen Handlungen keine Hintergründe zu suchen sind. Weil sie nicht nach der eigenen Vernunft oder moralischem Urteilsvermögen von Handelnden gerichtet sind (was wohl Denken voraussetzt), sondern nach einer oberflächlichen Gehorsamkeit, ''Dummheit'' zurückzuführen sind. Empathielosigkeit liefert keine solche eindeutige Erklärung, weil es sich eher wie ein Persönlichkeitsmerkmal anhört. Also einfach wegen dem üblichen Gebrauch des Wortes ist es dann schwieriger eine Analyse dann durchzuführen.
Dann jedoch - als Wesen ohne eigene Vernunft - hätte sich Eichmann nicht explizit auf den kategorischen Imperativ berufen können, handle stets so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten kann. Also der gestirnte Himmel über mir. Und das moralische Gesetz in mir.
Außerdem würde ich zwischen gemessenem Intelligenzqoutient und Nicht Dummheit noch eine Unterscheidbarkeit anmelden wollen. Dumm sein heißt nicht: nicht intelligent sein, sondern kann das heißen. Und Sie haben vollkommen recht: Dumm sein kann auch Empathielosigkeit bedeuten.
Klasse Beitrag. Ganz toll auch, dass die Kommentare nicht deaktiviert sind, wie bei vielen Dokumentationen über das Thema. Die Reaktion ist fast interessanter als der Beitrag.
Es gibt von ihr Texte über den Totalitarismus, in denen Nationalsozialismus und Stalinismus in dieser Kategorie als systemisch gleichwertig beschrieben werden.