Extra aus dem Erzgebirge kommt Mühlenbauer Andre Schaumann mit seinem Team alle ein bis zwei Jahre zur Dauerbaustelle Gradierwerk ins Salinental bei Bad Kreuznach. Heutzutage gibt es nicht mehr all zu viele Mühlenbauer und was früher der Salzgewinnung diente, ist zu ein Luftinhalatorium geworden.
Die Gradierwerke im Salinental stehen unter Denkmalschutz als historisches Ensemble, müssen aber im Gegensatz zu einem klassischen Denkmal nach und nach immer wieder erneuert werden. Ein mühsames Unterfangen. Davon kann Tourismus-Chef Dr. Michael Vesper ein Lied singen: "Man kommt natürlich mit dem Sanieren nicht nach. Wir haben diese 1,3 Kilometer langen Gradierwerk-Wände, wir haben 20.000 Quadratmeter Dornenwände insgesamt und dann hast du einen zwölf bis 15 Jahres-Zyklus alles zu erneuern, komplett und das immer wieder. Also, wenn man zu Ende ist, fängt man von vorne an."
Es ist schon irgendwie ein Kampf gegen Windmühlen, dem sich die Handwerker immer wieder stellen. Aber die Männer haben ein Faible für manuelle, alte Technik. Und sind fasziniert von den ganzheitlichen Lösungen vergangener Zeiten: Die Kraft des Wassers wird mit Balken und Stangen zu mechanischen Pumpen und Hebewerken überführt, die einst das Salzwasser die acht Meter auf das Gradierwerk hinaufschafften. Die Mechanik hat nur noch Museumscharakter, funktioniert aber noch. Ein Relikt aus einer anderen Zeit - wie das ganze Gradierwerk eigentlich. Schon in den 1960er Jahren rieselte das Wasser über die Dornen und sorgte für gutes Klima.
Diesmal müssen 120 Meter dieser Dornen ausgetauscht werden - das sind tausende Bündel. Ein teurer Spaß: "Da kostet so ein Bündel über sechs Euro und wir haben dieses Jahr glaube ich zwischen 10.000 und 11.000 Stück bestellt. Und wie gesagt: Ein Bündel kostet sechs Euro, ein bisschen drüber. Das ist schon eine Menge Geld, die da drauf geht", findet Gradierer Nico Dauksch. Doch nicht nur die Dornen, auch die Hölzer und Pfosten werden irgendwann morsch. Für die Mühlenbauer ist die Sole ein Problem. Das Salzwasser greift Wellen und Lager an, und diese sind oft auch noch unzugänglich.
Zu den normalen Wartungsarbeiten, die regelmäßiger und in kürzeren Abständen anfallen, gehört das Austauschen der Pumpe in vier Metern Tiefe, die das salzhaltige Wasser aus der Tiefe hochpumpt. Das Wasser kommt aus 550 Meter Tiefe aus den Klüften vulkanischer Gesteine. Die Männer um Nico Dauksch müssen in einen Schacht absteigen. Ein fieses Loch. Nico Dauksch, Gradierer: "Die (Pumpe) wird jährlich ausgetauscht, dass sie in der Saison nicht kaputt geht." Ein Gerät, das vor giftigen Faulgasen warnt, die sich in der Zisterne ansammeln, piepst. "Da sind noch Gase drin, das muss jetzt wegziehen", sagt einer der Gradierer. Vorher kann niemand hinuntersteigen.
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27 мар 2024
