Dies ist meine bisher schwierigste Sommertour vom 18. August 2019. Mit Bedacht wählte ich die Route von Süden nach Norden, die über den Vorgipfel führt. Sie gilt unter den Kennern als die einfachste aller Varianten hinauf zum kleinen der beiden Zwillingspyramiden. Schon diese einfachste aller Varianten bietet Kraxelspass pur. Der Spruch Klein aber Oho, ist hier mehr als nur passend. Gleichwohl will ich hier betonen, dass Schwierigkeit relativ ist und nicht nur vom Gelände, sondern auch vom Alpinist, seiner Verfassung und Ausrüstung abhängt. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich damals vor einer grossen Herausforderung stand…
Bis zum Vorgipfel gleicht die Tour eher einer Bergwanderung, die mit den gewohnten Anforderungen und Hilfsmittel, wie Schwindelfreiheit, Trittsicherheit im exponierten Gelände, guter Orientierungssinn, Wanderschuhe und Trekkingstöcke problemlos zu machen ist. Am Vorgipfel angekommen zeigt der weitere Wegverlauf dem Abenteurer auf, dass er nun die Hände zum Weiterkommen benötigt. Ab diesem Punkt reichen Wanderschuhe kaum mehr aus, denn die letzten 30 Minuten haben es definitiv in sich, so dass steife Bergschuhe benötigt werden. Wer nicht über die nötige Alpine Erfahrung verfügt, der sollte nichts erzwingen. Schon die Wanderung von Zwüschet Mythen hinauf zum Vorgipfel des Kleinen Mythen ist eine äusserst interessante Tour, die sich auf jeden Fall lohnt. Der Vorgipfel ist ein lohnender Aussichtspunkt, der vor allem diejenigen besänftigt, für welche der weitere Wegverlauf etwas Abschreckendes und Unzumutbares darstellt.
Nicht grundlos sterben viele Bergsteiger jedes Jahr in der Mythenregion. Die Mythen werden von vielen Amateuren unterschätzt, da es sich nur um kleine Gipfel handelt. Der Kleine Mythen, der Haggenspitz und das Adlerspitzli gelten unter Experten als äusserst anspruchsvoll. Fehltritte und Ausrutscher sind auf diesen Gipfeln meist verhängnisvoll. Dazu kommt noch, dass der Mythen kein echter Kletterstein ist. Er besteht aus brüchigem Kalkstein, der oft lose und instabil ist. Viele Stellen am Boden sind speckig, feucht oder rutschig.
Wegbeschreibung
Die Tour beginnt beim Wegkreuz Zwüschet Mythen, ein Aussichtspunkt auf einer Höhe von 1438m, genau dort wo sich der Wanderer genau zwischen dem Grossen Mythen und dem Kleinen Mythen befindet. Hier sieht man erstmals zum Vierwaldstätter-See und Lauerzer-See hinunter, wenn man von der gleichnamigen Alp Zwüschet Mythen herkommt.
Vom Wegkreuz Zwüschet Mythen führt der Weg nordwärts hinauf bis zum Vorgipfel auf einer Höhe von 1763m. Die Schwierigkeit bis zum Vorgipfel ist mit T3 von jedem trittsicheren Bergwanderer zu bewältigen. Der Weg führt anfangs durch einen Waldabschnitt. Der Wegverlauf ist zwar nicht immer eindeutig auszumachen, da es viele unterschiedliche Pfade gibt, die aber alle zum Ziel führen. Danach passiert man Grashalden und der Weg wird gerölliger.
Danach folgen einige Kraxelstellen und es wird’s sehr ausgesetzt. Daher braucht man die Hände zum Fortkommen. Die Schwierigkeit solcher Passagen entspricht etwa T4+. Im Vergleich zur Kletterskala UIAA entspricht das einem Schwierigkeitsgrad von I.
Etwa 150m nach dem Vorgipfel folgt die Schlüsselstelle, welche eine Felsrinne ist. Dort muss man in der Ost-Südost Flanke ca. 15m hinunter klettern. Es besteht dort die Möglichkeit sich abzuseilen, dazu wurde eine Felshaken-Verankerung im festen Stein darüber angebracht. Dieser Abschnitt weist mit T5 die höchste Schwierigkeit auf. Gemäss Kletterskala UIAA ist die Schlüsselstelle mit einer Schwierigkeit vom II. Grad angegeben.
Nach der Schlüsselstelle quert man unterhalb der Felsen vom Gipfel östlich und geht auf einem schmalen exponierten Pfad, um den Gipfel herum. Dann erreicht man nordostseitig einen Kamin in felsigem Gelände im oberen Teil des Gipfels. Innerhalb diesem Kamin nach oben bis zum Gipfelkreuz auf 1810m hoch klettern. Dieser letzte Abschnitt hat eine Schwierigkeit von T5-. Nach der Kletterskala UIAA entspricht das einer Schwierigkeit vom I. Grad.
26 апр 2020