Vom Langlaufanfänger zum Koasalauf in St. Johann: Ist das wirklich möglich? In fünf Trainingslagern wird das Nordic Team Tirol fit für den Marathon gemacht.
Hast du schon mal an einem Wettkampf teilgenommen? Vielleicht an einem Lauf-Event, an einem Skirennen oder an einem Fahrradrennen? Dann schreib mir deine Erfahrungen damit gerne in die Kommentare. :)
Gemeinsam mit 6 weiteren Langlauf-Neulingen hab ich vor zwei Jahren im Februar am Koasalauf teilgenommen. Das spannende daran war, dass keiner von uns jemals zuvor auf Langlaufski stand. Um uns auf diese Herausforderung vorzubereiten, standen insgesamt 5 Trainingswochenenden in Seefeld, Obertilliach, Galtür, im Tannheimer Tal und in St. Johann in Tirol auf dem Programm. Begleitet wurden wir von einem professionellen Trainerteam und das Olympiazentrum Tirol in Innsbruck hat uns mit passenden Trainingsplänen unterstützt.
Die Rahmenbedingungen waren also schon mal gut ...
Los ging’s in Seefeld. Und zwar auf Skirollern. Das war eine ganz schön wackelige und anstrengende Angelegenheit. Und auch gar nicht so ungefährlich. Denn der Asphalt ist super hart. Das hab ich auch schmerzlich erfahren müssen, als ich ziemlich zu Beginn über meinen Stock gerollert und hingefallen bin. Da war nicht nur der Stock kaputt, sondern kurzzeitig auch die Motivation hinüber. Außerdem hat sich da schon rausgestellt, dass Skating eine sehr technische Sportart ist. Ohne Übung wird das mit dem Koasalauf also sicher nichts.
In Obertilliach dachte ich dann, dass es nur besser werden könnte. Langlaufen ist bestimmt einfacher als Skirollern. Vor allem, wenn man die Profis nebenan sieht. So soll das eigentlich aussehen. Da war die Welt-Elite des Langlaufs aus Österreich, der Slowakei, Russland, Polen und Italien am Start. Und ich hab permanent nur versucht, zur Seite zu hüpfen und Platz zu machen. Und selbst dafür war ich manchmal nicht schnell genug. Das war richtig frustrierend.
Am dritten Trainingswochenende in Galtür ging’s weiter mit Technik-Training. Um uns an die verflixten dünnen Ski zu gewöhnen, sind wir selbst im Flutlicht noch bei interessanten Aktivitäten wie Fangspielen und einbeinigen Fußballmatches im Tiefschnee rumgehüpft. Trainer Raphi hat dazu immer wieder neue Übungen aus dem Hut gezaubert und uns dann auch einige Tipps für die Loipe gegeben. Und obwohl das alles so einfach und lustig aussieht, war es das so gar nicht. In Wirklichkeit ist für Langlaufanfänger jede Bewegung eine Herausforderung für den Gleichgewichtssinn. Immerhin sind wir trotzdem erstmals 10 Kilometer Langgelaufen.
Dann stand die Generalprobe im Tannheimer Tal bevor. Wir sollten nämlich am Ski Trail Tannheimer Tal an den Start gehen. Ich weiß noch, dass ich am Start mega aufgeregt war. Hab nicht mal richtig was zu Essen runtergekriegt am Morgen. Aber ich bin ins Ziel gekommen. Und das hat für all die Aufregung entschädigt.
Die größte Herausforderung stand aber ja noch bevor. 50 Kilometer Koasalauf warteten auf uns. Beziehungsweise auf die anderen. Ich habe mich auf die kürzere Distanz mit 28 km umgemeldet, weil ich gemerkt habe, dass mein Trainingsstand wohl nicht ausreicht & all das nur zur Quälerei führen würde. Ich weiß, ein bisschen Quälerei gehört dazu - und ich hab mich auch ordentlich gequält. Aber ich wollte mir den Spaß am Langlaufen auch nicht für immer kaputt machen.
Ich hab mich an der Startlinie extra weit hinten hingestellt, damit ich in meinem Tempo starten konnte und ich mich nicht von schnelleren Läufern gehetzt fühle. Nur wenige Sekundenbruchteile später ging es dann auch schon los. So hat es sich zumindest angefühlt. Und ich hab einfach das gemacht, was die anderen gemacht haben. Ich bin der großen Welle, die sich da in Bewegung gesetzt hat, hinterhergelaufen. Und das ging am Anfang auch ganz gut, zumindest bis Kilometer 14. Kurz zuvor hat mich nämlich ein anderer Läufer umgefahren.
Natürlich nicht absichtlich, ich war anscheinend einfach nur ein Hindernis. Denn ich hab auf den Bergabstrecken nur gebremst. Das macht man bei einem Rennen wohl nicht so. Die größte Schwierigkeit hatte ich aber auf der letzten Steigung. Zum Glück saßen da überall Kameraleute rechts und links an der Strecke. So bin ich eigentlich nur noch für die Kamera schön gelaufen, sonst wäre ich wohl einfach nur hochgetrottet. Stattdessen bin ich also bis zum Ziel durchgeskated.
Nach 50 Kilometer kommen dann auch die anderen ins Ziel. Das war ein hochemotionaler Moment. Zu erleben, wie sich jeder für die anderen mitfreut, wie sich alle in den Armen liegen, wie wir uns gegenseitig hochleben lassen. Dieses Miteinander war für mich fast schöner als mein eigener Zieleinlauf. Denn jetzt war klar: Wir hatten es geschafft! Wir haben uns nach fünf Trainingswochenenden tatsächlich dem Koasalauf gestellt!
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14 окт 2024