Portugiesisch und Englisch sind die vorherrschenden Verkehrssprachen auf Deutschlands Baustellen. Zu Dumpingpreisen werkeln Formationen von "Leiharbeitern" aus ganz Europa neben illegal arbeitenden Polen, Tschechen und Bulgaren.
Ein Gespenst geht um in Europa: das Gespenst der Niederlassungsfreiheit innerhalb der Europäischen Union. Jeder EU-Bürger kann in jedem Unionsland eine Arbeit aufnehmen. Allerdings geben sich viele Arbeitssuchenden als Selbständige aus. Der Arbeitgeber in Deutschland spart dann die Sozialabgaben und zahlt obendrein nur Dumpinglöhne. Aus seinem Heimatland braucht der Jobsucher nur das Formular E-101 mitzubringen, das ihm bescheinigt, dass er selbständig ist und schon sind alle bürokratischen Hindernisse ausgeräumt. Die Vermittler dieser Deals sitzen zumeist in den Niederlanden und kassierten fleißig ab.
Zu Dumpingpreisen werkeln geschlossene Formationen von "Leiharbeitern" aus ganz Europa. Die ZDF-Reporter Claudia Ruete und Reinhold Rühl zeigen das Leben der modernen Nomaden. Im Mittelpunkt steht Ray, ein englischer Bauarbeiter, der sich in Deutschland als illegaler Arbeiter verdingt und eine portugiesische Baubrigade. Viele der Leiharbeiter, das ergeben die Recherchen in Portugal, werden von betrügerischen Chefs um ihren Lohn gebracht.
Dennoch verdienen Portugiesen auf Leipziger Baustellen mit einem Stundenlohn von 15 Mark immer noch 30 Prozent mehr als zuhause in Portugal. Trotz boomender Baukonjunktur haben deutsche Bauarbeiter das Nachsehen. Die IG-Bau befürchtet schon, dass 600.000 Arbeitsplätze auf dem Bausektor bedroht sind.
Ein Film von Claudia Ruete und Reinhold Rühl
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Sendetitel: Eurodumping auf der Baustelle - Über moderne Leiharbeiter
Sendung: Die ZDF-Reportage
Kamera: Bernd Auth, Fernando Falcao
Schnitt: Ute Rübesamen
ZDF-Studio Brüssel
Erstsendung: 09.12.1994
Zuschauer: 4,12 Millionen
5 сен 2024