Hallo Max, vielen Dank für die tolle Rezension. Ich möchte das Buch trotzdem lesen, weil es genau darum geht (und meine Mama das gelesen und empfohlen hat). Ja, Sex und die Russen sind ein Thema für sich. Es war verpönt. Zu Sowjetunionszeiten wurde es, glaube ich, noch schlimmer. Ja, es wirklich bessere Zeit für eine Frau und Mann zu leben und sich begegnen. Bitte mehr davon!❤ Danke und Liebe Grüße Ina 🙋🏼♀️
Hallo Ina, na klar, auch die kürzeren Texte von Tolstoi sollte man lesen, das sind ja kleine Schätze, Zeitkapseln in Denken unter anderen Bedingungen, auch wenn sämtliche Thesen in der Kreutzersonate hinfällig sind und die Welt mit der Öffnung der Sexualität glücklicherweise den gegenteiligen Pfad eingeschlagen hat. Liebe Grüße
Es gibt im Deutschlandfunk im Archiv ein Gespräch aus 2010 mit der Historikerin Ursula Keller, die zusammen mit Natalja Sharandak eine Biografie über Tolstois Ehefrau Sofia Tolstaja geschrieben hat . Beides sehr aufschlussreich.
Danke für die Information. Auch Sofia Tolstajas Gegenroman zur Kreutzersonate steht auf meiner Leseliste, nach der Lektüre werde ich das Rückspiel zum Thema Ehe und Sexualität präsentieren. Liebe Grüße
@@KainUndAbelBooksder Gegenroman von Sofia fand ich so toll. Es war so einfühlsam geschrieben und man merkt, dass es aus dem Blickwinkel einer Frau geschrieben wurde
Lieber Max, tatsächlich vermute ich, dass sich Tolstoi für einen modernen Mann gehalten hat. Schließlich waren Ehe und Familie zu seiner Zeit unantastbare Heiligtümer, da erschien die Kreutzersonate fast ketzerisch. Ausgerechnet die gedemütigte Ehefrau hat sich gegenüber der Zensurbehörde für die Veröffentlichung eingesetzt und auch einen Gegenentwurf geschrieben, der allerdings erst 100 Jahre später veröffentlicht wurde. Die Novelle von Tolstoi fand ich eine interessante Lektüre, den Gegenentwurf von Sofja habe ich allerdings bisher nicht gelesen. Hab bereits in einem Kommentar von dir gelesen, dass du in naher Zukunft eine Gegenüberstellung planst und bin gespannt! Ich denke, es gehört zur Hybris des Menschen, die Ansichten seiner Zeit für die fortschrittlichsten Erkenntnisse zu halten (was auch nicht einer gewissen Logik entbehrt). Damit will ich Tolstoi nicht in Schutz nehmen, oder gar seinen Ansichten zustimmen. Aber die Erkenntnis, wie schnell sich im menschlichen Miteinander Dinge verändern können, in der öffentlichen oder persönlichen Wahrnehmung, so können wir uns eigentlich zu Recht fragen, wie diese Themen wohl in 50 oder gar 100 Jahren berachtet werden. Wird man dann auch den Kopf über den ein oder anderen Denker oder Schriftsteller schütteln und sich fragen: Warum? - Sehr wahrscheinlich. Vielen Dank für deinen leidenschaftlichen Beitrag und sonnige Grüße von Tanja 📚
Hallo Tanja, wie immer ein Vergnügen, deinen Kommentar zu lesen. Ich denke auch, dass sich Tolstoi als aufgeklärten Vordenker verstand, der Tabu-Themen mutig anging. Ob er sich für modern hielt, weiß ich nicht. Den Punkt der wandelbaren Werte sehe ich prinzipiell auch, allerdings bin ich von Werten der Gleichberechtigung im Umgang (mit spezifischen Besonderheiten) doch überzeugt. Dagegen verstößt Die Kreutzersonate sowohl erzählerisch als auch inhaltlich, deswegen würde ich hier schon von einem Werk sprechen, dessen Schwächen nicht in der Wandelbarkeit, sondern im Fehlen prinzipieller Werte besteht. Weshalb sich ein 60jähriger, beziehungsfrustrierter Autor durch billige erzählerische Mittel wie die angesprochenen zum Deuterfürsten einer ganzen Gesellschaft erheben muss, erschließt sich doch wirklich nur, wenn man verletzte Gefühle annimmt. Liebe Grüße