Leute, heute müßt Ihr Euch ganz besonders gut "festhalten" .. 😉 Ferkeltaxe auf klapprigem Oberbau, da hält keine Kamera still! Der Autor hat lange überlegt, ob er diesen Film überhaupt veröffentlicht, meint jedoch, daß die Historie es wert ist.
Die Halle-Hettstedter Eisenbahn wurde am 30.05.1896 von der gleichnamigen Eisenbahngesellschaft als private Kleinbahn auf gesamter Länge eröffnet. Sie hatte im Einzugsbebiet von Halle - etwa bis Salzmünde - einen durchaus nennenswerten Berufs- und auch Güterverkehr. Weiter nach Westen zu wurde es dann 'ländlich'.. Ebenso überwand sie auf ihren 45 km Gesamtlänge zum Teil beträchtliche Steigungen, wie wir das auch im Video nachvollziehen können. Das Mansfelder Land westlich von Halle ist sehr hügelig, und die Bahn folgte keinem Flußtal, sondern verlief quer über die Höhen, querte dabei aber mehrfach Flußtäler, in die sie hinab- und wieder heraus führen mußte.
Am westlichen Ende, im Raum Hettstedt - Gerbstedt, machte sich der Einfluß des Kupferbergbaus bemerkbar. Wir sehen überall links und rechts der Strecke die alten Abraumhalden, die davon zeugen, wo früher überall nach Kupfer gegraben wurde. Nicht jeder Versuch gelang, aber die Halden blieben und prägen seitdem das Landschaftsbild.
Auch in diesem Bereich spielte der Berufsverkehr - auf Hettstedt zu - eine Rolle, wenn auch nicht die der Hallenser Seite. Diese Unterteilung wird sofort sichtbar, wenn man alte Fahrpläne der Strecke betrachtet. Es fällt sofort der starke Verkehr im Raum Halle - Salzmünde auf, und ein nicht ganz so starker, aber trotzdem umfangreicher Verkehr von Hettstedt Richtung Gerbstedt und teils bis Polleben. Die Gesamtstrecke dagegen wurde immer nur von wenigen Zugpaaren täglich durchfahren, von denen auch noch welche als GmP unterwegs waren.
Im Zuge der Überführung von "Privatbesitz an Produktionsmitteln" in "Volkseigentum" in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg kam die Strecke wie beinahe alle anderen Privatbahnen im Osten zur Deutschen Reichsbahn. Diese führte den Verkehr unverändert weiter, die Strecke erfüllte ihre Aufgaben..
Der Stern begann zu sinken, als einerseits in den 1960er Jahren die Motorisierung auch in der DDR - ein wenig - zunahm (was aber gerade auf dem Land den Eisenbahnen Abbruch tat..), und andererseits - wir hatten diese Beispiele schon mehrfach - es der DR immer schwerer wurde, das Nebennetz betriebsfähig zu halten. Man schaffte das kaum im Hauptnetz, der Mangel war überall und erdrückend..! Und auch die, die kein Auto hatten, nutzten mehr und mehr die fast überall parallel fahrenden Busse (eine Koordinierung von Fahrplänen gab es fast nirgendwo), weil diese infolge der immer niedriger werdenden Geschwindigkeit der Züge oft schneller waren und noch dazu Fußwege zum Bahnhof sparten.
So kam es am 11.03.1968 (ein ungewöhnliches Datum, meist geschah so etwas in der DDR zu Fahrplanwechseln) zur Einstellung des Personenverkehrs auf der Strecke zwischen dem Ausgangsbahnhof Halle Klaustor und Heiligenthal. Das westliche Stück blieb, hier war man nicht in der Lage, die Aufgaben dem Kraftverkehr zu übertragen. Die Einstellung des Reiseverkehrs brachte für das Mittelstück Schochwitz - Polleben auch die Einstellung des Gesamtverkehrs und Stillegung mit sich, die durchgehende Halle - Hettstedter Eisenbahn existierte nicht mehr.
Im Stadtgebiet von Halle währte dieser Zustand jedoch nur 3 Jahre, denn ab 1971 befuhr die neue S-Bahn die Strecke zwischen Halle-Nietleben und Halle-Dölau. Inzwischen ist das auch schon lange wieder vorbei, nun ist Nietleben Endstation. Doch da gibt es auch immer wieder Reaktivierungsgedanken. Der Abschnitt Halle - Schochwitz wurde noch bis 1991 im Güterverkehr bedient, danach war in Dölau Ende.
Von Hettstedt aus lief der Verkehr weiter, Personenzüge fuhren weiterhin zahlreich bis Gerbstedt und einige Male am Tag bis Heiligenthal. In Heiligenthal sorgte die Zuckerfabrik noch für ordentlich Güterverkehr. Der Abschnitt bis Polleben wurde noch mehrere Jahre im Güterverkehr bedient, wann genau das endete, kann der Autor nicht mit Bestimmtheit sagen.
Mit der Wende 1989 war der Güterverkehr über Nacht 'Null', offiziell hielt er sich noch bis 1994, kam in der Praxis jedoch kaum noch vor. Jegliche Industrie in der Region war tot, was sollte noch per Bahn transportiert werden? Auch die Kupferhütte Hettstedt mußte einen gewaltigen Schrumpfungsprozeß über sich ergehen lassen, von "Berufsverkehr" konnte keine Rede mehr sein.
Am 23.05.1998, wenige Monate nach Entstehung dieses Films, wurde der Personenverkehr - und somit Gesamtverkehr - zwischen Gerbstedt und Heiligenthal eingestellt. Zwischen Hettstedt und Gerbstedt hielt er sich noch bis 23.09.2002, zuletzt von der Mansfelder Kreisbahn erbracht. Er wurde vom "Aufgabenträger" abbestellt. So endete die Strecke, zumindest vom Betreiber her, wieder als Privatbahn, wie sie einst entstand.
Die überwiegend brachliegende Trasse gehört seit 2008 der DRE, von Aktivitäten ist nichts zu spüren.
Gute Fahrt nun!
10 окт 2024
