Wie genau sollte man die Bauart dieser Modelleisenbahn bezeichnen? Handelt es sich um eine Guckkasten-Modellbahn-Anlage, um eine Schaukasten-Modellanlage, um eine Modellstraßenbahnanlage oder um ein großartiges Modelleisenbahn-Diorama auf Basis einer Regalanlage? Auf alle Fälle hat der Erbauer Thom Raven eine ganze Menge Fleiß in die Gleis- und Anlagenplanung investiert, um den ehemaligen Hauptbahnhof von Rotterdam im Maßstab 1/87 nachzubauen.
Die Konstruktion der Modellbahnanlage, die auf der Modellbahnausstellung „Modeltrein Expo On TraXS“ präsentiert wurde, besteht aus vier bemerkenswerten Modulen bzw. Segmenten. Das erste Modul, das sich in der Mitte der Spur H0 Anlage befindet, besteht aus dem unverkennbaren Eingangsportal des alten Rotterdamer Hauptbahnhofes sowie zwei darüber liegenden Bahnsteigen.
Das zweite Modul und das dritte Modul sind jeweils zur linken und rechten Seite am ersten Modul installiert und dienen als Schattenbahnhof. Mit einer Länge von je knapp drei Metern ragen jene Module wie ein Seitenschenkel heraus und bieten Platz für zahlreiche Modellzüge, die abwechselnd von der linken zur rechten Anlagenseite pendeln und dabei das erste Modul, also die Bahnsteige im Hauptbahnhof, durchqueren. Während Güterzüge in aller Regel ohne Halt durch den Bahnhof fahren, bleiben Personenzüge am Gleis stehen. Um die Dimensionen der gesamten Fassade des originalen Bahnhofsgebäudes abbilden zu können, verkleinerte Thom Raven den Maßstab der Seitenflügel auf 1/33.
Das Herzstück der gesamten Schauanlage wird schließlich durch das vierte Modul repräsentiert, das hinter dem ersten Modul installiert ist. Thom Raven hat hinter den zwei Bahnsteigen ein komplettes Stadtdiorama gebaut, das den alten Bahnhofsvorplatz darstellt, auf dem früher Straßenbahnen und Busse fuhren. Nur wenn man unmittelbar vor der gesamten Eisenbahnanlage steht, kann man - wie beim Schaukastenprinzip üblich - die hochdetaillierte Stadtanlage einsehen, welche die Atmosphäre der 1960‘er Jahre widerspiegelt.
Während im Vordergrund der Bahnverkehr von Schnellzügen an den zwei Bahnsteigen beobachtet werden kann, fahren im Hintergrund der Modellanlage unglaublich detaillierte Modell-Straßenbahnen. Pennula hat beim Filmen den richtigen Blickwinkel erwischt und aus einem Spalt zwischen dem dritten und vierten Modul wunderschöne Aufnahmen der Straßenbahnmodelle erstellen können.
Interessant ist auch die Geschichte des Hauptbahnhofes in Rotterdam: Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Rotterdam nämlich noch gar keinen Hauptbahnhof, sondern es gab nur vier kleine Bahnhöfe im Zentrum der Stadt, an denen Züge aus allen vier Himmelsrichtungen ankamen oder abfuhren. Am Bahnhof „Delftse Poort“ fuhren Züge in Richtung Schiedam und Dordrecht. Am Bahnhof „Beurs“ fuhren Züge ausschließlich in Richtung Dordrecht. Am Bahnhof „Maas“ wurden alle Züge in Richtung Gouda und Utrecht abgefertigt. Am Bahnhof „Hofplein“ verkehrten schließlich die Züge in Richtung Den Haag und Scheveningen.
Erst im Jahre 1957 wurde der alte Hauptbahnhof („Centraal Station“) vom Architekten Sybold van Ravesteyn (1889-1983) entworfen und gebaut. Fast 60 Jahre lang diente der alte Hauptbahnhof für Züge in Richtung Westen nach Schiedam, Den Haag und Amsterdam sowie für Züge in Richtung Osten nach Dordrecht, Gouda und Utrecht. Nach der Jahrtausendwende wurde das alte Bahnhofsgebäude zusehends zurückgebaut und schließlich abgerissen, um für den neuen Hauptbahnhof „Rotterdam Centraal“ Platz zu schaffen. Der neue Hauptbahnhof zählt mit knapp 90.000 Passagieren pro Tag zu den wichtigsten Bahnhöfen der Niederlande, wo nationale Fern- und Nahverkehrszüge sowie internationale Züge, wie beispielsweise „EuroStar“ und „Thalys“, verkehren.
Pennula
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21 окт 2024
