Die Archäologin Dr. Balbina Bäbler, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Sonderforschungsbereich 1136 „Bildung und Religion“ an der Universität Göttingen, spricht über „Für Christen und Heiden, Männer und Frauen: Origenes’ Bibliotheks- und Lehrinstitut in Caesarea“.
Der Vortrag befasst sich mit dem Kirchenvater Origenes (um 185-253) und seiner Schule und Bibliothek in Caesarea Maritima (im heutigen Israel). Origenes verbrachte seiner Jugend in der multikulturellen, multireligiösen Weltstadt Alexandria, wo er nach dem Märtyrertod seines Vaters 202/3 eine Lehrtätigkeit an der sogenannten „Katechetenschule“ aufnahm und ein Philosophiestudium bei dem Neuplatoniker Ammonios Sakkas absolvierte.
231/1 emigrierte er nach Caesarea, wo er sein „Bibliotheks- und Lehrinstitut“ aufbaute, das die Stadt zum intellektuellen Zentrum des frühen Christentums machte. Grundlage seines Unterrichts war die Auseinandersetzung mit nahezu allen philosophischen Richtungen als Vorbereitung für das Studium der heiligen Schrift. Origenes führte die Methoden der alexandrinischen Philologie in die Bibelkommentierung ein. Er setzte sich auch mit der jüdischen Bibelinterpretation auseinander und führte Gespräche mit den jüdischen Gelehrten von Caesarea. Zu seiner umfangreichen, unter seinen Nachfolgern Pamphilos und Eusebius weiter ausgebauten Bibliothek gehörte auch ein Scriptorium, in dem u.a. die Hexapla, eine Synopse des hebräischen Bibeltexts mit Transkription und vier griechischen Übersetzungen, hergestellt wurde.
Origenes’ Institution blieb für Jahrhunderte berühmt, konnte aber bis heute archäologisch nicht nachgewiesen werden.
Aufzeichnung im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe „»Das Paradies ist ein Hörsaal für die Seelen.« Institutionen religiöser Bildung in historischer Perspektive“ am 30. November 2016 im Alfred-Hessel-Saal im Historischen Gebäude der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.
Weitere Informationen:
www.sfb1136.uni...
3 окт 2024