#hitler #nazis #berlin #goebbels #sozialistisch #cancelculture #zensur #faschismus #kpd #nsdap #reichstag #nation #patriot #emigration #ullstein
0:01 Einleitung: Im Folgenden wird die Fernsehdiskussion der beiden bekannten Historiker Sebastian Haffner und Hellmut Diwald widergegeben, die als letzte Folge der mehrteiligen Geschichtsdokumentation „Dokumente Deutschen Dahseins“ unter dem Titel „Finis Germaniä. Deutschland am Ende? im ZDF am 20. Mai 1979 ausgestrahlt wurde. Die folgende Transkription folgt dabei dem Originalvideo und wurde nur geringfügig verändert; interessanterweise wurde diese Diskussion nicht im später erschienenen Buch zur Fernsehreihe mit aufgenommen. Womöglich erschien der Inhalt des Gesprächs zu pessimistisch hinsichtlich der Perspektive einer baldigen und möglichen Wiedervereinigung beider deutscher Staaten; auch waren sich die beiden Diskutanten zuweilen sehr uneins und die allgemeine Gesprächsführung war - im Vergleich zu den übrigen Folgen der Serie - durch mehr Konkurrenz und durch subtile Sticheleien untereinander geprägt. Haffner ist auch in dieser Folge wie gewohnt der sachlich-kühle Analytiker, der sich an historischen Gegebenheiten festhält und diese akzeptiert. Diwald, im Gegensatz dazu, ist hier eher emotional, in manchen Passagen beinahe aufgebracht; die im Jahre 1980 vorhandene Teilung Deutschlands, schmerzte den Sudetendeutschen Diwald merklich. Im Laufe des Gesprächs ist Diwald nicht zufrieden mit den Antworten Haffners, und stellt daher immer wieder provokante Nachfragen.
1:38 Beginn Originalbeitrag
"Zur Zusammenarbeit mit fremden Besatzern mussten sich die Deutschen nun bequemen. In Ost wie in West. Zum ersten Mal in tausendjähriger Geschichte war ganz Deutschland von ausländischen Truppen besetzt. Über jenes Reichsgebilde, das sich unter Adolf Hitler „Großdeutschland“ genannt hatte, bestimmten jetzt fremde Mächte"
3:10 "Das deutsche Volk wurde niemals befragt, ob es mit der Teilung seines Vaterlandes einverstanden war"
3:48 "85 Millionen Deutsche lebten nun in drei getrennten Republiken. Die Einheit Deutschlands war 10 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs zerbrochen"
4:01 Beginn Diskussion
5:50 Haffner: "Was in Malta festgesetzt wurde, waren Besatzungszonen. Über die Teilung war man sich noch nicht einig, obwohl Sie recht haben, es hat im Kriege allerhand Teilungs- und Zerstückelungsideen gegeben, die waren aber nie zum Schluss erhoben"
6:45 Diwald: "Man kann natürlich auch noch daran erinnern, dass sogar noch 1947, die Möglichkeit offeriert wurde, gesamtdeutsche Wahlen durchzuführen. Was im übrigen von den Westalliierten abgelehnt wurde. England sagte damals: „Wir werden doch nicht die Interessen Englands von der Volksabstimmung Deutschlands abhängig machen“.
10:36 Haffner: "Und tatsächlich sind ja auch die beiden Staatsgründungen, von denen übrigens die der Bundesrepublik, der der DDR ein paar Monate vorausging; beide Staatsgründungen sind sozusagen - man möchte fast sagen - unter Narkose vor sich gegangen"
12:26 Haffner: "Das zeigte sich ja dann kurze Zeit später, als die Russen eine Wiedervereinigung anboten! Und ich würde heute noch sagen: Die einzige Zeit in der die Deutschen vielleicht eine Wahl hatten. Vielleicht, möchte ich betonen, war die Zeit zwischen 52 und 55, als sie schon wieder ein bisschen da waren, schon wieder eigene Regierungen und eigene Staaten hatten, bisschen mitreden konnten, und als ihnen plötzlich, von Ost und West, eine Alternative angeboten wurde"
12:55 Diwald: "Sie hatten nicht „vielleicht“ eine Wahl, sie hatten eine ganz konkrete Möglichkeit, diese Wiedervereinigung zu realisieren. Man soll diese Stalin-Note vom März 1952 nicht zu tief hängen. Es geht nicht nur um diese Stalin-Note, es geht um eine Fülle von weiteren Angeboten der Russen. Unter allen Bedingungen, die man vom Westen aus immer wieder Moskau offeriert hat, also zum Beispiel freie Wahlen unter Gesamtaufsicht der UNO, all das, wurde wiederholt angeboten"
14:42 Diwald: "Aber was Deutschland hätte machen können: Sich nicht einbinden lassen, nicht eine Situation fest fahren lassen durch die militärische Blockbildung, die auf unabsehbare Zeit, das herbeigeführt hat, was wir heute haben, und was damals schon von nachdenklichen Köpfen, von sehr vielen leidenschaftlich beschworen wurde, dass es zu verhindern sei, weil es unweigerlich die Dinge ins Korsett pressen musste"
16:18 Diwald: "Es ist nur die Frage, und das ist so wichtig für uns, ob wir nicht Möglichkeiten dahin haben gehen lassen. Sehen Sie die Österreicher an. Sie haben 1953, nach sehr aufmerksamem Studium der Stalin-Note, von sich aus, um zu ihrem Staatsvertrag zu kommen, den Russen genau das angeboten, was die Russen den Westalliierten der Bundesrepublik angeboten hatten. Nämlich Neutralität. Kein Militärbündnis. Und dafür ein wiedervereinigtes Österreich"
5 окт 2024