Liebe Selma Ich habe das Gedicht im "Rilke Projekt" das erste Mal gehört. Es hat mich sehr berührt und mich spüren lassen, wie sehr ich Gott in meinem Leben gesucht habe. Ich wurde sehr katholisch erzogen. - tu dies, tu das und wenn du alles getan, dann vielleicht?- Aber wer tut schon alles? Selbst in seinem ganzen Bemühen, Wollen und seiner ganzen stürmischen Leidenschaft bewegt er den Turm nicht, gibt der Turm sich nicht preis. Ich wurde sehr gottlos gebildet. Die Dinge mit den Schwingen der Vernunft zu betrachten. Von oben betrachtet ist alles nur Urknall, nur Evolution, alles verbunden in Ursache und Wirkung. Von oben mit Vernunft betrachtet, ist der Turm nur ein runder Fleck. Ohne Einbindung in die Landschaft der Ursache und Wirkung, fast ein schmutziger Fleck. Es entfernte mich, machte mich voll mit Traurigkeit und Bedauern. Verwandelte die grandiose und unumstößliche Wirklichkeit eines Gottes in eine romantische Sehnsucht. Soviele Jahre gingen dahin, bis mir sein Geheimnis gewahr wurde. Josef
Liebe Selma, darf ich kurz Gedanken anfügen zu den Bildern: Falke, Sturm, großer Gesang? Der Falke wohnt ja auch im Turm! Da sich der ganze Zyklus um die Suche nach Gott und meiner Beziehung zu ihm dreht, so kann das auch heißen: Indem ich nach Gott suche und über ihn nachdenke, wohne und ruhe ich möglicherweise bereits in ihm; aber mit meiner Suche und meinen Fragen rüttele ich auch wie ein Sturm an ihm; aber vielleicht ist es gerade das, was Gott sich vom Menschen wünscht, dass er mit ihm streitet (vgl. Jakobs Traum und Kampf mit Gott und Segensbitte: 1 Moses 32). Zeigt nicht die Beschäftigung mit der Frage nach Gott eine große Wertschätzung Gottes? Statt nach ihm zu fragen, könnte der Mensch ihn auch einfach ignorieren. Der Kampf mit dem Geheimnis Gottes ist für Gott womöglich wie ein Lob, ein Gesang, dafür, dass es ihn überhaupt gibt, wenn er sich auch schwer zu erkennen gibt. Vielen Dank für Deine Videos! Claus
Den Stein, der ins Wasser fällt, hatte ich gar nicht auf dem Schirm, der macht das Bild der Ringe, die sich "über Dinge ziehn" klarer als die Jahresringe eines Baumes. Verlinke ich in meinem Beitrag zu dem Gedicht.