Es läuten die 10 Glocken der katholischen Domkirche St. Patrokli in Soest, Soester Börde.
Der Westturm beherbergt ein bedeutendes zehnstimmiges Geläut, bestehend aus sechs mittelalterlichen Glocken und vier Glocken der Nachkriegszeit, darunter auch eine Gussstahlglocke. Im Dachreiter befindet sich eine elfte Glocke, welche ebenfalls nach dem Zweiten Weltkrieg angeschafft worden ist.
Das Geläut des Patrokli-Domes hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Die älteste heute vorhandene Glocke - die kleine Englische Glocke - wurde in der Zeit der Neuerrichtung des Westwerkes um 1180* gegossen und ist in Zuckerhutform hergestellt. Sie ist damit die älteste Glocke der Stadt.** Daneben gibt es noch drei weitere etwas jüngere Glocken aus dem 13. Jahrhundert. (Sturmglocke und Stephanusglocke, große Englische Glocke). Johan von Dortmund goss 1469 die Marienglocke. Die Gottesglocke stammt aus dem Jahr 1577 und wurde ursprünglich zusammen mit einer Chorglocke aus dem 12./13. Jahrhundert als Dachreiterglocke verwendet. Die Patroklusglocke und die Bürger- und Schusterglocke stammten aus dem 17. Jh. und wurden zusammen mit der Chorglocke im Dachreiter zu Kriegszwecken des Ersten Weltkrieges beschlagnahmt und 1931 durch drei neue Glocken ersetzt.***
Während des Zweiten Weltkrieges verlor die Kirchengemeinde die drei neuen Glocken wieder. Die ebenfalls abgelieferten Glocken Maria und Stephanus kehrten unversehrt zurück. Am 06.02.1952 bekam die im 13. Jahrhundert gegossene Sturmglocke einen Sprung und wurde in Leverkusen erfolgreich geschweißt.***
Als Ersatz für die drei im Krieg eingeschmolzenen Glocken von 1931, wurden 1953 drei neue Glocken gegossen - aus Gussstahl. Es waren die Patroklus-(Friedens-)Glocke, die Carl-Borromäus-(Glaubens-)Glocke und die Hermann-Josef-(Opfer-)Glocke. Mit ca. 4000 kg Gewicht und dem Schlagton g° war die Patroklusglocke die größte von ihnen. An zwei neu errichtete katholische Kirchen in Soest wurden 1956 die Glocke aus dem 13. Jahrhundert (heute Stephanusglocke) und 1967 die Glocke von 1577 (heute Gottesglocke) abgegeben. Neben den drei Gussstahlglocken waren nun nur noch die beiden Englischen Glocken, die Sturmglocke und die Marienglocke vorhanden. Mit der Rückführung der beiden abgegebenen historischen und dem Guss von vier neuen Glocken in Brockscheid für Westturm und Dachreiter als Ersatz für die Stahlglocken, wurde 1991 das Geläut auf seinen heutigen Umfang gebracht. Nur die Carl-Borromäus-Glocke ist als einzige Stahlglocke im Turm verblieben.***Als Ersatz für die schadhafte Allerheiligenglocke (Glocke 3) wurde 2015 ein Nachguss in Asten (NL) gemacht.
Glockendaten der heute vorhandenen Westturm-Glocken (**,****,*****):
-Glocke 1: Patroklusglocke; Gussjahr: 1991; Gießer: Hans August Mark, Brockscheid; Durchmesser: 2050 mm; Gewicht: 5840 kg; Nominal/Schlagton: as°-6(+)
-Glocke 2: Carl-Borromäus-Glocke (Totenglocke); Gussjahr: 1953; Gießer: Bochumer Verein; Material: Gussstahl; Durchmesser: 1901 mm; Gewicht: 2442 kg; Nominal/Schlagton: b°-7
-Glocke 3: Allerheiligenglocke; Gussjahr: 2015; Gießer: Royal Eijsbouts, Asten (NL); Durchmesser: 1541 mm; Gewicht: 2424 kg; Nominal/Schlagton: des'-5
-Glocke 4: Marienglocke; Gussjahr: 1469; Gießer: Johan von Dortmund; Durchmesser: 1396 mm; Gewicht: 1820 kg; Nominal: es'-6
-Glocke 5: Sturmglocke; Gussjahr: 13. Jh.; Gießer: Herman von Lemgo; Durchmesser: 1385 mm; Gewicht: 2100 kg; Nominal/Schlagton: f'-4
Glocke 6: Bürger oder Schusterglocke; Gussjahr: 1992; Gießer: Hans August Mark, Brockscheid; Durchmesser: 1209 mm; Gewicht: 1280 kg; Nominal/Schlagton: ges'-5
-Glocke 7: Stephanusglocke; Gussjahr: 13. Jh; Gießer: vermutlich Herman von Lemgo; Durchmesser: 998 mm; Gewicht: 765 kg; Nominal/Schlagton: b'-5
-Glocke 8: Gottesglocke; Gussjahr: 1577; Gießer: Rochus Nelmann, Essen; Durchmesser: 750 mm; Gewicht: 310 kg; Nominal/Schlagton: es''-4
Glocke 9: große Englische Glocke/große Silber oder Ratsglocke; Gussjahr: 13. Jh.; Gießer: unbekannt; Durchmesser: 593 mm; Gewicht: 170 kg; Nominal/Schlagton: as''+1
Glocke 10: kleine Englische Glocke/kleine Silber oder Ratsglocke; Gussjahr: letztes Viertel 12. Jh.; Gießer: unbekannt; Durchmesser: 495 mm; Gewicht: 106 kg; Nominal/Schlagton: b''-2
Aufnahmedatum: 31.07.2016
Herzlich danken möchte ich dem Kirchenvorstand und dem Propst J. Heers für die freundliche Erlaubnis und Herrn F. Kauerz-von Lackum für die Unterstützung, Begleitung und für die viele Mühe, sowie allen weiteren Beteiligten!
Lizenzgeber: St. Patrokli Propsteigemeinde Soest - www.pastoralverbund-soest.de/s...
*Herausgeber: Propsteigemeinde St. Patrokli, 850. Jubiläum der Schlussweihe des St. Patrokli Domes, Althoff-Druck, Soest 2016, S. 12
**S. Haverland, Programmheft Glockenkonzert der Soester Altstadtkirchen 31. Juli 2016, S.3f.
***W. Dornschneider, St. Patrokli in Soest, Geschichte Glocken mit Predigttexten, Hans-Herbert Mönning Verlag, Iserlohn, 1998
****ebd. S.56
*****www.pastoralverbund-soest.de/gl
5 авг 2016
