Sauersack tschechisch Rolava - Die Geschichte eines heute verschwundenen Dorfes und eines Zinnbergwerks der Nazis, dass kurz nach dem 2. Weltkrieg sein Ende fand.
Hier im wunderschönen böhmischen Erzgebirge befand sich einst die Siedlung Sauersack. Sauersack war damals ein blühendes Dorf, 1939 mit 856 Einwohner. 1494 wurde das erste Mal ein Zinnbergwerk in der Gegend um Sauersack urkundlich erwähnt. Nach vielen Jahrhunderten des Zinnabbaus und bevor sich die Lagerstätten zunehmend erschöpften, wurde der Betrieb der Minen 1857 vorerst eingestellt. Im Jahr 1906 hat der Teplitzer Bergbauunternehmer Karl Häusler zwischenzeitlich versucht den Bergbau hier wieder aufzunehmen. Das Stollnmundloch des 1727 geschaffenen St. Georgstolln, in der Nähe des ehemaligen Dorfes Hirschenstand, dessen Portal 1941 von der Zinnbergbau Sudetenland GmbH restauriert wurde, ist eines der letzten Zeugnisse aus dieser Zeit. 1908 wurde ein neuer Schacht Segen Gottes abgeteuft, der eine Verbindung zum St. Georgstolln hatte, der die Grube entwässerte. Wegen Streitigkeiten der Eigentümer wurde der Betrieb im Jahr 1919 wiedereingestellt, ohne dass die im Aufbau befindliche Aufbereitungsanlage in Betrieb genommen wurde. Nachfolgend gelangte die Grube in den Besitz von mehreren Eigentümern, die allerdings den Betrieb nicht wieder aufgenommen hatten. 1938 erfolgte die Besetzung des Sudetenlandes durch das Deutsche Reich und nach Sauersack kehrte der Bergbau wieder zurück. Betreiber war die Zinnbergbau Sudetenland GmbH. Der Betrieb in der Grube wurde im Februar 1940 aufgenommen. Es zeigte sich allerdings, dass die Säule des Segen Gottes Schachtes wegen ihres schlechten technischen Zustandes nicht weiter betrieben werden konnte. Deswegen begann man in der Nähe mit dem Teufen eines Schachtes, der als Schacht Nr. II bezeichnet wurde. Gleichzeitig wurde 1 km westlich der Schacht Nr. I als ein Bestandteil der neu gebauten modernen Bergbau- und Aufbereitungsanlagen geteuft. Bereits 1941 zählte die Grube 186 Beschäftigte, hinzu kamen noch viele Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Im Frühjahr 1943 arbeiteten in der "Grube Sauersack" knapp 800 Menschen. Zwischen 1941 und 1945 wurden 73.000 Tonnen Zinnerz gefördert, die vor Ort zu Zinn mit etwa 60% Reinheitsgrad verarbeitet wurden. Mit dem Herannahen amerikanischer und sowjetischer Truppen wurde die Förderung im März 1945 eingestellt, die Wachmannschaften flohen, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter marschierten ihren Befreiern entgegen. Aufgrund der geringen Zinngehalte und der hohen Wasserhaltungskosten wurde der Bergbau hier nie wieder aufgenommen. Nach dem Krieg wurden die deutschen Bewohner Sauersacks vertrieben, mussten ihre Heimat für immer verlassen. Ihre Häuser wurden zum größten Teil abgerissen. Die Natur kehrte ins Tal zurück. Im Wald findet man nur noch die Reste der oberirdischen Anlagen der Zinnmine die für die Weiterverarbeitung des Zinnerzes benötigt wurden, den Schacht Nr. II (heute durch ein Stahlgitter gesichert) und Grundmauern des Arbeitslagers.
31 авг 2022