Das aufwändig produzierte Video überzeugt durch Anschaulichkeit und Einprägsamkeit und besticht mit Humor und Charme. Wen Martin Sturm nicht motiviert, sich mit Musik zu beschäftigen, dem ist nicht zu helfen!
Danke für die nette Rückmeldung, auch dir alles Gute! Und wenn du mal musikalische Fragen hast - ob mit Ferienbezug oder nicht - immer her damit. Der Kanal ist rund ums Jahr auf Sendung und immer auf der Suche nach Themen. Viele Grüße, Martin
@@capellaacademy Danke für die Antwort. Tatsächlich würde ich gern auf das Angebot zurückkommen. Ich hätte wirklich eine Frage. Im Musikkurs beschäftigen wir uns gerade mit Motiven. Mir hat das Video auf dem Kanal dazu schon echt geholfen, aber jetzt geht es um die Veränderungsmöglichkeiten bei Motiven. Ich verstehe bei einigen nicht, was genau gemeint ist, z.B. bei der Umkehrung. Ich würde mich wirklich sehr über eine Erklärung dazu freuen, falls das irgendwie mal passt. Liebe Grüße
Hallo, das ist eine sehr gute Idee. Das nehme ich mit in die Themenliste auf. Für Dich als Soforthilfe: "Umkehrung" ist in der Musik ein Begriff, der in verschiedenen Zusammenhängen genutzt wird: Wird ein Motiv umgekehrt, unterscheidet man zwischen zwei Varianten: 1. der "Spiegel" - dabei wird jede Tonbewegung der Melodie in die andere Richtung gekehrt: aus einem Tonschritt nach oben wird ein Tonschritt nach unten und umgekehrt. Alle meine Entchen (c-d-e-f-g-g) würde gespiegelt zu (g-f-e-d-c-c). Das kommt einer Spiegelung an einem horizontalen Spiegel (entlang der Notenlinie) gleich. 2. der "Krebs" - dabei wird ein Motiv einfach rückwärts gespielt. Aus Hänschen klein (g-e-e, f-d-d) wird d-d-f, e-e-g. Man kann die beiden Verfahren auch nacheinander ausführen und so kombinieren. Wichtig: Den Begriff Umkehrung gibt es auch bei Akkorden. Dort bedeutet er etwas anderes: Jeder Akkord (z.B. der Dur-Dreiklang) kann umgekehrt werden. Bildhaft gesprochen nimmt man dazu den untersten Akkordton weg und setzt ihn eine Oktave höher wieder dazu. Aus dem C-Dur-Dreiklang c'-e'-g' wird dadurch die 1. Umkehrung des C-Dur-Dreiklangs: e'-g'-c''. Und es gibt noch eine 2. Umkehrung, indem man nun noch das e oktaviert: g'-c''-e''. Eine weitere Umkehrung würde wieder den ursprünglichen Dreiklang (die so genannte Grundstellung) ergeben, nur eine Oktave höher: c''-e''-g''. Aber wieder zurück zum Motiv. Neben den Umkehrungen (Spiegel und Krebs) gibt es noch weitere Möglichkeiten, das Motiv zu variieren: Man kann beispielweise alle Noten doppelt oder halb so lang machen. Dadurch wechselt oft der Charakter eines Motivs (aus tänzerisch wird getragen oder umgekehrt), oder man verändert die Tonart (Aus fröhlichem Dur wird trauriges Moll), oder oder oder... Ich hoffe, das ist eine erste Hilfe. Mehr gibt es dann in einem Video zu diesem Thema. Wenn du bei der Erklärung an einer Stelle nicht mitkommst, antworte gern, dann versuche ich gerne, dir auch ein konkretes Detail genauer zu erklären. Viele Grüße! Martin
@@capellaacademyVielen Dank für die ausfühliche und spontane Erklärung. Die Sache mit dem Krebs und auch die Umkehrungen der Akkorde kann ich gut nachvollziehen, aber bei der Spiegelung bin ich mir unsicher. Ich bin leider blind, weshalb ich nicht mit Notenlinien lese. Deshalb fällt mir die Vorstellung schwer. Ich habe zwar verstanden, dass die Tonbewegung umgekehrt ist, aber nicht, warum man genau mit dem Ton G bei Alle meine Endchen anfängt. Ist das so, weil es der höchste Ton ist? Denn rückwärts ist es ja nicht, das wäre ja beim Krebs der Fall. Ich hoffe, diese Frage ist verständlich und stört nicht. Bis bald und ein schönes Wochenende
Danke für die Nachfrage. Die lässt sich gut beantworten. Auf welchem Ton der Spiegel anfängt ist nicht "vorgeschrieben". Wenn man im Beispiel bei Alle meine Entchen bleibt (c-d-e-f-g-g) ist sowohl g-f-e-d-c-c als auch c-h-a-g-f-f ein Spiegel des Ursprungsmotivs. Das heißt: Der Spiegel bedeutet nur, dass die Bewegungsrichtung der Melodie umgekehrt wird. Die absolute Tonhöhe kann man sich als Komponist und Komponistin passend wählen. Die Musikwissenschaft unterscheidet übrigens noch genauer zwischen drei Varianten des Spiegels: 1. die intervallgetreue Spiegelung (oder Umkehrung): vom (beliebigen) Ausgangston wird die Melodie für jedes Intervall exakt umgekehrt angefügt. Aus c-d-e-f-g-g wird mit Anfangston c dadurch c-b-as-g-f-f. Dabei wird aus einer Dur-Melodie immer eine Melodie (in reinem Moll) und umgekehrt. 2. die tonale Spiegelung (bzw. Umkehrung): Hier werden die Tonschritte uns -Sprünge entlang der Tonleiter gewählt. aus c-d-e-f-g-g wird mit Anfangston c wird in der C-Dur-Tonleiter dadurch c-h-a-g-f-f. Damit bleibt der Spiegel innerhalb der Tonart. 3. die richtungsgetreue Umkehrung (Spiegelung): Das ist die freieste Form. Hier wird nur die Bewegungsrichtung umgekehrt. Aus Tonschritten können aber Tonsprünge werden und umgekehrt. Zum Beispiel wäre c''-a-g-e-c-c ein richtungstreuer Spiegel von alle meine Entchen. Eine Bemerkung zum Schluss: Diese Begriffe wurden aus komponierter Musik abgeleitet, um sie mit Worten beschreiben zu können. Es gibt keine Pflicht, einen Spiegel in einer bestimmten musikalischen Situation auf die eine oder andere Weise zu bilden. Einzige Ausnahme: Wenn man im Musikunterricht die Aufgabe bekommt, einen Spiegel zu bilden. Die Frage, ob dein Lehrer oder deine Lehrerin den Spiegel an einer bestimmten Stellen beginnen sehen möchte, darfst du gern stellen. Manche Unterrichtende haben da eine klare Erwartungshaltung. Und gerade im schulischen Kontext ist es hilfreich, dieser Erwartung nahe zu kommen. Wenn du mal selbst komponieren möchtest, darfst du dich frei fühlen und Motive natürlich auch ganz anders variieren. Viele Grüße und viel Erfolg, Martin PS Als Quelle habe ich Riemanns Musiklexikon von 2012 genutzt (Artikel zum Begriff "Umkehrung").