Wie geht professionelle Distanz bei psychisch kranken Menschen? (Fallbeispiel) 

Professionell zu bleiben, obwohl man in Resonanz geht, nicht immer einfach. Kennt ihr das aus euren Jobs auch? PS. Am Dienstag im Newsletter schicke ich die Termine für den Weihnachts-Zoom-Kaffeeklatsch rum!

Die eigenen Trigger zu identifizieren ist hier sicher das Wichtigste, genau wie du das hier beschrieben hast. Und dann muss man an sich selbst arbeiten. Das Verhalten anderer Menschen kann man sowieso selten ändern. Aber manchmal bewirken die eigenen Verhaltensänderungen sogar Veränderungen im Verhalten der anderen. :)

Ich würde diesem noch jungen und noch eher unerfahrenen angehenden Sozialpädagogen unbedingt zu einer eigenen Psychotherapie und zu regelmäßigen Supervisionen raten, falls diese angeboten werden oder sich einrichten lassen. Vor allem muss er an den Themen Abgrenzen und Dustanzierung arbeiten, um beruflich und persönlich nicht letztendlich psychisch vor die Hunde zu gehen.

Ein Video über die 4 Ohren fände ich toll! Ich hatte Schulz von Thun zwar im Studium, fast 10 Jahre später aber schon wieder verdrängt. Als du jedoch sagtest, dass das Appell-Ohr des Mailschreibers eventuell sehr groß sein könnte und er deswegen Erwartungen hört, wo vielleicht gar keine sind, sind bei mir sämtliche Scheinwerfer angegangen 🙈 Ich höre nämlich auch sehr oft bei anderen Menschen heraus: "Kevin, tu dies, lass jenes, verhalte dich so oder so auf gar keinen Fall!" ...

Zu den Fragen zu Beginn des Videos kann ich einige Informationen beitragen, bezüglich *lebenslanger Arbeitsunfähigkeit* , Kostenübernehmen, etc. In meiner Familie gibt es ein sehr vermögendes Unternehmer-Ehepaar. Sie wollten ein Kind. Die Unternehmerin wurde aber nicht schwanger. So organisierten sie ein Kind bei einer Leihmutter und holten den Jungen nach der Geburt im Ausland ab. Der Junge wuchs überaus verwöhnt in Luxus und Reichtum auf. Mit Kindermädchen, Reitlehrer, Skilehrer, Golflehrer, Privatlehrer. Im Kindergarten wurden dann Verhaltensauffälligkeiten festgestellt. Später Lernprobleme, Konzentrationsprobleme, Aggressionsprobleme. Es folgte die Diagnose: „Borderline“. Der Vater vergrub sich fortan noch mehr in seiner Firma. Die Mutter wendete sich dem Alkoholkonsum zu. Es kam immer öfter zu Streit und Eskalationen. Der Junge bedrohte seine Eltern. Er warf seine Mutter die Treppe hinunter und befreundete sich mit Kriminellen. Die Eltern gaben die Betreuung des aggressiven Kindes fortan an den Staat ab. Der Junge zog in eine betreute Wohngemeinschaft um und danach zu einer Freundin. Diese trennte sich. Der Junge saß nun auf der Straße und forderte eine neue Wohnung. Diese erhielt er *vom Staat* . Die Behörde bezahlte alles, auch den Umzug und 2 (!) Betreuer. Die überaus vermögenden Eltern sicherten sich parallel alle Vergünstigungen, die sie vom Staat erhalten konnten und kümmerten sich gleichzeitig nicht mehr um das Kind. Heute ist der Junge über 30 Jahre alt, *hat noch niemals gearbeitet* und will das auch zukünftig nicht tun. Zwischenzeitlich ist er mit dem Gesetz in Konflikt geraten: (Diebstahl/Notrufmissbrauch/Schlägereien/Betrug). Der Staat übernimmt weiterhin alle Kosten für Umzüge, neue Wohnungen, Wohnungseinrichtung, Betreuer, etc. Die Eltern sind auf Weltreise gegangen und halten sich abwechseln in einer ihrer zahlreichen Immobilien auf. Wie die Geschichte weitergeht, kann man sich leider denken. Zu erwähnen wäre noch, dass die Betreuer den jungen Mann als ihren „ *Kunden* “ bezeichnen. Daher sind sie sehr bemüht, alle seine Wünsche zu erfüllen. Tun sie das nicht zur Zufriedenheit ihres Kunden, *ist der Betreute befugt, den Betreuer abzulehnen und einen neuen Betreuer zu verlangen* Dieser Wechsel hat inzwischen mehrfach stattgefunden. Der aktuelle Betreuer ist noch sehr „gehorsam“ und willig. Der Borderliner-Junge ist mit ihm nun leidlich zufrieden. Der Staat übernimmt alle Kosten. Die Eltern machen gerade eine Kreuzfahrt.

Großartiges Video, danke Casy, ich komme auch aus dem helfenden Bereich und Deine Impulse hier sind für mich bereichernd. Danke.

Sie sind eine tolle Frau!

Ich arbeite als Sozialarbeiterin mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Selber bin ich 27, die ältesten jungen Erwachsenen sind derzeit 22. Meine Vergangenheit war durch Jugendhilfe, Kinder und Jugendpsychiatrie und so geprägt. Ähnliche Themen wie ich (Missbrauch, Gewalt) haben manche von den Adressat*innen auch. Ich erwarte von ihnen aber nicht, dass sie genauso damit umgehen wie ich - bitte nicht :), mein Umgang war damit auch nicht immer optimal und ob er das mittlerweile ist, finde ich fraglich. Und auch wenn es Ähnlichkeiten gibt in Diagnosen, Erfahrungen und so, sind Umstände immer anders. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen habe ich die Haltung entwickelt, dass ein junger Mensch niemals aufgegeben werden sollte und man nie vorhersagen kann, wie sich eine Person entwickelt. Zudem habe ich die Haltung, dass nicht ich für jeden jungen Menschen die passende Hilfe sein muss. Wer unterstützen darf und ob das jemand darf, entscheidet der junge Mensch in letzter Konsequenz. Und für mich ist das völlig okay, wenn die Leute mich da ablehnen, sich jemand anderen suchen, durchdrehen und nochmal auf die Schnauze fliegen. Ich denke, genau das, was die jungen Menschen tun, ist das, was sie brauchen, um weiter zu kommen für sich. Entwicklung ist mMn immer nach vorne gerichtet. Und ein Beurteilen der Situation von anderen steht mir nicht zu. Ich habe nicht das Leben der Person gelebt. Und wenn ein Mensch sagt, ich könne ihn nicht verstehen, weil ich sein Leben nicht gelebt habe, dann sage ich, dass das stimmt. Ich sehe darin keinen Angriff. Wo soll der denn sein? Und wenn die Person es will, kann ich mir erklären lassen, was sie meint. Und vielleicht kann die Person dadurch in irgendeiner Weise etwas für sich verstehen, einen Impuls entwickeln oder "nur" ein wenig Vertrauen aufbauen.

Wieder ein sehr interessantes Video und Du bist so gut darauf eingegangen! Wünsche Dir einen schönen 4. Advent.

Nun ja, ich kenne dieses Gefühl. Es ist das Gefühl nicht gesehen zu werden. Indem der Patient sagt, du hattest ja ein einfaches Leben und bist deshalb erfolgreicher als ich, macht er seine selbst errungenen Erfolge klein. Das macht wütend, denn wer will schon klein gemacht werden. Das Leben bzw. ein Lebensweg ist nunmal nicht vergleichbar und kein Wettbewerb. Und es ist eine Frechheit anderen ihre Probleme abzusprechen bzw. die Probleme klein zu reden.

Der IV Rentenanspruch wird in der Schweiz alle vier Jahre überprüft.(IV Rentenrevision)

Es geht dabei nicht um die persönliche Distanzierung, sondern um die eigene emotionale Distanz zu dem jeweiligen Fall. Wenn man eine Lebenskrise überwunden hat, gelingt es einem manchmal nicht, die nötige Geduld und Empathie aufrecht zu erhalten. Man braucht eine ganze Weile um das wieder zu lernen. Außerdem spielt die eigene Befürchtung, dass man wieder "rückfällig" wird, eine Rolle. Jedoch gibt es viele psychisch Erkrankte, die sich in der gedanklichen und emotionalen Dauerschleife des Opfers befinden. Und mit der Versorgung in Wohnstätten kann sich das verfestigen. Also gilt es beide Seiten zu bedenken. Kompetenztraining für beide wäre schön.

TOLL! Danke, Casy! Du formulierst mit einer Klarheit, dass mein erster Kommentar zum Löschen einlädt... ...ich lasse ihn stehen und gehe einfach weiter durch das klar gezeichnete Tor, das Du geöffnet hast.

Geht es bei dem Patienten hier eventuell um den Krankheitsgewinn?

Wie therapiert man denn jemanden in der Opferrolle? Gibts da zufällig ne Buchempfehlung zu?

Ich habe mit Spiegeln sehr gute Erfahrungen gemacht.Dann bleibt die Aussage beim Gegenüber !!!! Nicht getwittert zu werden ist immer eine Herrausforderung, überall ! Da muss man immer mal reingehen aber auf keinen Fall mit dem Bewohner besprechen !!!!

Oh ja bitte, Vier Seiten einer Nachricht als Video 😀 Ich hab das Gefühl, wenn ich das Verstehen würde, dann beugt das vielen Partnerkonflikten vor. Ich merke wie mein Freund, meine Aussagen immer gleich "falsch" versteht, weil er da was raus hört oder reininterpretiert was ich gar nicht meinte. Dann weiß ich immer nicht, wie soll ich reagieren. Währe es besser wenn ich die dumme Bemerkung ignoriere (manchmal keine Option) oder reagiere ich auf das Missverständnis (wenn man Bemerkt), aber dann vergesse ich was ich Ursprünglich sagen wollte, bzw. streitet man sich und geht auseinander. Ich würde sagen ich höre "wie ist die Beziehung zwischen uns" (wie sehr liebt er mich?) und er hat ein "Appell"-Ohr, bestimmt hat diese Kobi viel Streitpotential von Haus aus 😆

Liebe Casy, das Video war wahnsinnig interessant und für mich sehr hilfreich. Ich bin Lehrerin und habe momentan mit einer Mutter Probleme, die sehr offensichtlich am Münchhausen Stellvertreter Syndrom und vermutlich noch anderen Sachen leidet. In dem Fall ist es so, dass sie ihr Kind auf verschiedene Arten schwer missbraucht. Teilweise hatte ich das Gefühl, ich werde verrückt vor Hilflosigkeit, etwas ausrichten zu können. Wie gehe ich damit auf professioneller Ebene um, wenn ein Dritter, hier ein Kind, geschädigt wird? Liebe Grüße

Wieder mal ein interessantes und äußerst instruktives Video! Mich wundert allerdings, dass bei deinen Tipps das Stichwort "Supervision" nicht auftauchte. Gibt es so etwas bei Sozialpädagogen nicht?

Super spannend! Ich habe es noch nicht zu Ende gehört und ich hoffe sehr auf Hilfestellung! Diese Emotionen kenne ich, wenn ich wahrnehme, dass jemand nichts ändern will, aber jammert und dann, vielleicht, um sich selbst in seiner Gemütlichkeit zu entschuldigen, den Fokus auf die Anderen legt... die nicht 'sein Leid erleben müssen, die alles immer alles besser haben, als sie selbst'. Zuletzt fühlt es sich wie eine Ablehnung der angebotenen Hilfestellung an. Aber dann bitte auch Punkt. Auf BEIDEN Seiten.

Hallo, ich kann den jungen Mann schon gut verstehen! Ich denke man muss den im Kontakt mit Menschen verstehen das Begrifflichkeiten unterschiedlich benutzt bzw. Bedeutungen werden. Bsp. Vielen Mütter deren Männer arbeiten reden davon dass sie Alleinerziehend sind und wirklich Alleinerziehende regt das total auf! Verständlich aber das jede sich "Alleinerziehend fühlt". Mir hilft es in eine Metaebene zu gehen und die verletzten Kindanteile der Menschen anzunehmen? Denn jeder Mensch der meint es ginge ihm.viel schlechter als einem anderen, kämpft damit ja auch nur um Bindung, Zuneigung, Aufmerksamkeit und Unterstützung..... Eben aus dem kindlichem.Anteil.heraus! Dann kann ich als gesunder Erwachsener entscheiden wieviel ich ihm davon geben kann und will.........das hilft.mir dann auch eine professionelle Haltung einzunehmen....!

Hallo liebe caysy ich habe eine frage zu deinem thema heute. Warum ist das so wenn ich das richtig finde was du sagst quasi zeitgleich bei dier bin im selben Raum und wenn ich das nicht so finde völlig aus dem Takt komme und vieleicht sogar das handy ausschalte weil das ist ja eh nuer komisch oder ärgerlich und völlig weit Weg.

Wenn die eigenen Mühen relativiert werden, das ist nicht schön.

du liest es vor als ob dir alles unbekannt ist muss ich denken du machst bei jedem lesen ein video oder wie