Baustelle Basler Bahnen 

Gotha (red, 17. März). Im Oktober 2018 war's: Da stand ein Team von "Oscar am Freitag"-TV im Betriebshof der Thüringer Waldbahn und Straßenbahn Gotha GmbH (TWSB). Dessen Interesse hatte die Information geweckt, dass das Unternehmen sechs Straßenbahnen gekauft habe.
An sich ist das schon eine Nachricht wert. Wenn es sich aber um fast 40 Jahre alte Gefährte handelt, die jeweils gut 1 Mio. km auf dem Tacho haben und aus Basel (Schweiz) stammen, dann weckt das erst recht die journalistische Neugier (Video von 2018: • Tram-Bahnen aus Basel ... ).
Straßenfahrzeuge in Deutschland dieser Baujahre bekämen hierzulande ein H-Kennzeichen und würden als Oldtimer steuerbegünstigt durch die Lande rollen. Das Schweizer Sextett aus dem Bestand der Baselland Transport AG (BLT) sollte aber nicht den historischen Fuhrpark der TWSB bereichern. Vielmehr war geplant, ihm einen Jungbrunnen zu verpassen. Auch, um den Anteil der Bahnen mit Niederflurtechnik deutlich zu steigern.
Da aber Neufahrzeuge nur für Stückpreise ab 1 Mio. Euro zu bekommen waren, hatte die TWSB auf die Oldies gesetzt - nicht zuletzt, weil der Freistaat Thüringen Neuanschaffungen nicht fördert, wohl aber Modernisierungen wie die in Gotha geplanten.
Spätestens 2019, zum 100. Geburtstag der Thüringer Waldbahn, sollte mindestens eine erste Bahn zwischen Gotha und Bad Tabarz den regulären Dienst aufnehmen. So die optimistische Vorhersage.
März 2021. Auf dem Betriebshof in Gotha-West stehen vier der Schweizer Trambahnen so, wie sie Mitte 2018 nach Gotha gekommen waren. Einer weiteren wurden zumindest die sechs Fahrgestelle zur Instandsetzung abmontiert; seither ruht sie auf provisorischen Drehgestellen in einer der Fuhrparkhallen.
Nur die Bahn mit der Nummer "222" hat nach mehr als 30 Monaten schon einmal einen frischen TWSB-typischen Farbanstrich. Das Innere des 26 m langen Gelenkwagen des Typs Be 4/8 - wie ihre fünf Schwestern Ende der 1970er-Jahre in der Schindler Waggon AG in Pratteln entstanden - ist immer noch eine Baustelle.
Warum das so ist, wieso aus der Schweizer Tram erst eine deutsche "Eisenbahn" werden musste, damit man die anschließend wieder in eine hierzulande zugelassene Straßenbahn umbaute, die aber immer noch nicht betriebsbereit ist - diese schier unendliche Geschichte der "Baustelle Basler Bahnen" erzählt freimütig und detailreich Karl-Heinz Koch, der Geschäftsführer der Thüringer Waldbahn und Straßenbahn Gotha GmbH (TWSB).