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D. Hattrup liest - C.F. von Weizsäcker: Wahrnehmung der Neuzeit. 

Dieter Hattrup
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Friederike von Griechenland
‚Dies ist die Zeit der Könige nicht mehr‘ (Hölderlin, Empedokles). Friederike von Griechenland gehörte zu den letzten Inhabern eines königlichen Amts, die dieses Amt nicht als bloße Repräsentation eines wesentlich republikanischen Staats und ganz gewiß nicht als privaten Anspruch verstanden, sondern, im alten Sinne, als die Verpflichtung zu politischem Gestalten. Heute ist eine solche Gesinnung noch in dem spanischen Königspaar lebendig, dem eine historische Stunde diese Pflicht aufgenötigt hat. Friederike von Griechenland ist nach langer Arbeit gescheitert. Wie jeder politische Mensch, der etwas Entschiedenes will, hat sie sich Feinde gemacht. Sie hat, so sagen ihre Kritiker, Fehler begangen, die tief in unabänderlichen Zügen ihres Wesens wurzelten. Aber sie ist letztlich wohl nicht an diesen Fehlern gescheitert, sondern am Geist einer Zeit, die an die Pflicht der Könige nicht mehr glaubt, in einem Lande, das die ihm von den europäischen Mächten im 19. Jahrhundert aufgenötigten Dynastien nördlicher Herkunft stets nur mit halbem Herzen anerkannt hat. Diese Erinnerungen gelten nicht der Monarchin, sondern der außerordentlichen Frau.
Fridolin Stier
Februar 1937, Dozentenlager auf dem Tännich bei Rudolstadt. In einem sechswöchigen Kurs sollten die von ihren Fakultäten habilitierten jungen Wissenschaftler bewähren, daß sie auch würdig seien, Dozenten, also Lehrer der deutschen Jugend zu werden. Der Dienst am ersten Tag begann mit Wehrsport, Handgranatenweitwurf. Einer, wie es nicht anders sein konnte, warf am weitesten. ‚Was sind Sie von Fach?‘ fragte ihn der Lagerleiter. ‚Theolog.‘ ‚Schade, Mensch!‘ ‚Ich werde meinen Mann stehen‘, antwortete Fridolin Stier, katholischer Gelehrter des von den Nazis verpönten Alten Testaments und der orientalischen Sprachen. Ich, der Berichterstatter, war dabei.
April 1945. Er erlebte den Einzug französischer Truppen in seiner Heimat, im Allgäu, wohin er gegangen war, um seiner Mutter beizustehen. Eine marokkanische Einheit besetzte das Dorf und schickte sich an, das Vieh der Bauern zu schlachten und auf offenem Platz im Feuer zu braten, und mehr zu tun als das. Fridolin Stier zog sein schönstes Meßgewand an, trat auf die Marokkaner zu und rezitierte ihnen auf arabisch die erste Sure des Koran. Dann lehrte er sie, was Gott durch den Mund des Propheten geboten hat, ihre Mitmenschen zu schonen, und sie ließen vom Schadentun ab.
Um 1950. Ich besuchte ihn in seiner Dachwohnung mitten in Tübingen. Unter anderem erzählte er, er öffne gern am Sonntag in aller Frühe sein Fenster und singe, sich am Klavier begleitend, der protestantischen Umwelt einen Choral, ‚Wachet auf, ruft uns die Stimme‘ oder ‚Ein feste Burg ist unser Gott‘. ‚Ich denk‘ mir‘, sagte er, ‚wachet nur auf und lobet Gott, ihr lutherische Bock‘!‘

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10 сен 2024

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