Erstes (längeres) Läuten der neuen Glocken der evangelischen Kirche von Usingen-Eschbach im Rahmen einer feierlichen Andacht. Künftig erklingt das volle Geläut gemäß Läuteordnung nur zu feierlichen Anlässen, jede Glocke hat ihre eigene Aufgabe und sonntags läuten die Glocken 1-3.
Disposition: es¹ f¹ g¹ b¹, 2021 Gebr. Rincker, Sinn
Inschriften
Glocke 1: „DES HERRN WORT / BLEIBT IN / EWIGKEIT / 1. PETR. 1, 25“
Glocke 2: „EHRE SEI GOTT / IN DER HÖHE / UND FRIEDE / AUF ERDEN / LUKAS 2, 14“
Glocke 3: „HERR DEINE / GÜTE REICHT / SO WEIT DER / HIMMEL IST / PS. 36, 6“
Glocke 4: „CHRISTUS / DAS LICHT / DER WELT / JOHANNES 8, 12“
Ablauf:
00:00 Intro, Glockeninfos, Außenaufnahme Sonntagsgeläut
00:58 Glocke 4
01:58 Glocke 3
03:05 Glocke 2
04:15 Glocke 1
05:05 Teilgeläut 1-3 (Sonntagsgeläut)
06:25 Plenum
Beim Bau der heutigen Kirche übernahm man eine der drei alten Glocken, die beiden anderen wurden 1845 von Ph. Bach in Windecken umgegossen. Zusätzlich goss er ein Glöckchen für die Zivilgemeinde mit der Inschrift „Polizeiglocke von 1846“, das ob seines schepprigen Tons den Spitznamen „Kläppsche“ bekam. Beim Trauergeläut für Kaiser Friedrich III. sprang die mittlere Glocke und wurde von Ph. H. Bach durch eine neue, 700 kg schwere Glocke mit der Inschrift „EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE / FRIEDE AUF ERDEN / DEN MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN / ESCHBACH 1889“ ersetzt. Trotz Weigerung der Gemeinde mussten diese Glocken 1917 im Turm zerschlagen werden, um die Ablieferungsforderung zu erfüllen. Der Pfarrer notierte in der Chronik die Trauer der Menschen, die Aktion wurde gar als Zeichen für das Verlieren des Kriegs gedeutet. Das „Kläppsche“ wurde bereits im selben Jahr durch eine Glocke mit der Inschrift „Polizeiglocke 1917“ ersetzt, als eine der wenigen Eisenglocken mit Krone. Es läutete fortan zu allen Anlässen der Zivilgemeinde wie auch Feuer oder Obstversteigerungen. Bereits ein Jahr nach Kriegsende wurde ein neues dreistimmiges Stahlgeläut bezogen, gegossen von Buderus im nahen Wetzlar, konstruiert von F. W. Rincker. Aufgrund der gleichen Inschriften sowie der ungewöhnlichen Dur-Tonfolge (die meisten Buderus-Geläut sind im Te Deum disponiert) liegt die Vermutung nahe, dass man sich am Vorgängergeläut orientiert hat. Knapp hundert Jahre später entstanden um 2017 erste Überlegungen, das Geläut im Zuge einer fälligen Turmsanierung durch Bronzeglocken zu ersetzen, nicht zuletzt durch die Behauptung, es handele sich um Eisenhartgussglocken mit begrenzter Lebensdauer. Erst im Herbst 2021 wurden die neuen Glocken gegossen und 2022 im Zuge der Turmsanierung eingebaut. Die Zier - eine Art Band, das über alle Glocken vervollständigt ein ∞-Zeichen ergibt - stammt vom Atelier Sievering+Tornow. Die alten Glocken wurden an verschiedenen Stellen des Ortes aufgestellt, die größte vor der Kirche.
In eigener Sache: Einen Mangel bitte ich zu entschuldigen - das jeweils kurze Standbild nach Titel-Einblendungen, der Fehler wurde selbst in der neuesten Version des Schnittprogramms nicht behoben. Am Ende ging das Plenum ins Abendläuten der Glocke 2 über, ich habe es etwas gekürzt, um dne Schluss nicht in die Länge zu ziehen.
- Herzlich danke ich Pfrin. Steinmetz & den Glockenfreunden Eschbach für die freundliche Gestattung sowie Ermöglichung der Aufnahmen einschließlich Schalten der Glocken, den Glockenfreundne ferner für die freundliche Überlassung von vier Fotos für das Video! -
Die alte Eschbacher Kirche stammte aus dem Jahr 1520, andere Quellen datieren einen Bau ins 14. Jahrhundert. Sie stand auf einer leichten Anhöhe in der Dorfmitte. Die heutige Kirche wurde 1843-1846 als neoromanischer Bruchsteinbau errichtet. Sie ragt deutlich aus dem kleinen Dorf heraus und ist von den Zufahrtsstraßen sofort erkennbar.
Im Rhein-Main-Gebiet ist der Ortsname übrigens durch die „Eschbacher Klippen“, ein durch Erosion der Umgebung freigelegter und bei Kletterern beliebter Quarzgang, bekannt.
28 ноя 2022