Das Herforder Münster besitzt mit seinen elf Glocken aus fünf verschiedenen Jahrhunderten ein überregional bedeutendes Geläut.
Weitere Informationen zur Baugeschichte der Münsterkirche sind hier zu finden: herford-mitte.de/kirchen/muen...
Seit 2001 hängen auf zwei Glockenstuben in drei Glockenstühlen insgesamt elf Glocken. Die älteste unter ihnen ist die Kalandsglocke. Ihr Entstehungszeitraum fällt wohl in die Zeit des ersten Bauabschnitts des heutigen Münsters. Der Name der Glocke leitet sich von der Kalandsbruderschaft ab, welche schon im 14. Jahrhundert nachweisbar war. Diese Glocke erklang einst zu deren Gottesdiensten. Mit der Fertigstellung des Turmes wurden dann auch zwei wesentlich größere Glocken beschafft. Die Gloriosa und die Benedicta entstanden um 1300 durch einen unbekannten Gießer. Beide Glocken sind äußerst schwerrippige Exemplare und entfalten dadurch einen ungeheuer voluminösen Klang. Zu ihnen gesellte sich ab 1444 die ebenfalls von einem unbekannten Meister gegossene Jesusglocke. Diese Glocke ist vor allem kunsthistorisch bedeutend, zeigt sie doch zwei große Ritzzeichnungen der Gottesmutter Maria sowie des gekreuzigten Christus. Etwa zur selben Zeit dürfte auch die kleine Marien- & Pusinnenglocke entstanden sein. Über Jahrhunderte hinweg bildeten also vornehmlich die drei großen mittelalterlichen Glocken das Hauptgeläut des Herforder Münsters. Aufgrund der äußerst dissonanten, dadurch aber einmaligen Disposition, wird man darauf schließen dürfen, dass jede der drei Glocken damals eine separate Aufgabe hatte und ein Zusammenläuten, wie wir es heute kennen, nie stattfand. Nach der Säkularisierung des Stiftes wurden die beiden kleineren mittelalterlichen Glocken nur noch zum Uhrschlag verwendet. Durch Stiftungen war es 1956 möglich, das nunmehr dreistimmige Geläut um zwei weitere Glocken zu ergänzen. Hierbei wurde jedoch der jahrhundertealte Holzglockenstuhl zersägt und durch einen ästhetisch nicht besonders schönen Nachfolger aus Stahl ersetzt. Die beiden neuen Glocken, welche bei der Glockengießerei Rincker in Auftrag gegeben wurden, sind, wie die anderen mittelalterlichen Glocken auch, in schweren Rippen gegossen worden. 1997 konnten sowohl die Kalands- als auch die Marien- & Pusinnenglocke wieder in einem kleinen Holzglockenstuhl läutbar aufgehängt werden. In dieser Zeit zeigten sich auch Schäden am stählernen Glockenstuhl des Hauptgeläutes. Schnell stand fest, dass ein Ersatz der Konstruktion unumgänglich war. Ein glücklicher Zufall war es, dass die Kirchengemeinde gerade zeitgleich eine ansehnliche Stiftung zum Guss einer großen Glocke erhielt. Aus statischen Gründen konnte diese jedoch nicht verwirklicht werden, weshalb man die Planung insofern abänderte, dass vier kleinere Glocken angeschafft sowie andere, weitaus umfassendere Sanierungsmaßnahmen am Hauptgeläut erfolgen sollten. Im Jahr 2001 konnten dann die geplanten vier neuen Glocken bei der Glockengießerei Bachert in Heilbronn gegossen werden. Zeitgleich wurden die drei großen mittelalterlichen Glocken beim Glockenschweißwerk Lachenmeyer in Nördlingen geschweißt. Durch die überschwer konstruierten Holzjoche besitzen vor allem die fünf größeren Glocken einen sehr angenehmen Läuterhythmus. Auch die Ergänzung ist musikalisch optimal gelungen. So entstand hier ein Geläut, welches seinesgleichen sucht!
Auferstehungsglocke, Schlagton c'-4, Gewicht ca. 2.585 kg, Durchmesser 1644 mm, gegossen im Jahre 1956 von der Glocken- & Kunstgießerei Gebr. Rincker in Sinn.
Gloriosa, Schlagton es'+3, Gewicht ca. 2.430 kg, Durchmesser 1467 mm, gegossen um 1300 von einem unbekannten Gießer.
Benedicta, Schlagton fes'-3, Gewicht ca. 1.980 kg, Durchmesser 1395 mm, gegossen um 1300 von einem unbekannten Gießer.
Jesusglocke, Schlagton fes'+5, Gewicht ca. 1.130 kg, Durchmesser 1269 mm, gegossen im Jahre 1444 von einem unbekannten Gießer.
Krone des Lebens, Schlagton as'-6, Gewicht ca. 815 kg, Durchmesser 1079 mm, gegossen im Jahre 1956 von der Glocken- & Kunstgießerei Gebr. Rincker in Sinn.
Liebe, Schlagton b'-4, Gewicht ca. 685 kg, Durchmesser 960 mm, gegossen im Jahre 2001 von A. Bachert in Heilbronn.
Taufglocke, Schlagton c''-5, Gewicht ca. 525 kg, Durchmesser 877 mm, gegossen im Jahre 2001 von A. Bachert in Heilbronn.
Kalandsglocke, Schlagton es''+6, Gewicht ca. 230 kg, Durchmesser 703 mm, gegossen im 2. Viertel des 13. Jahrhunderts von einem unbekannten Gießer.
Marien- & Pusinnenglocke, Schlagton g''-3, Gewicht ca. 165 kg, Durchmesser 607 mm, gegossen in der Mitte des 15. Jahrhunderts von einem unbekannten Gießer.
Sanctusglocke, Schlagton b''-3, Gewicht ca. 95 kg, Durchmesser 498 mm, gegossen im Jahre 2001 von A. Bachert in Heilbronn.
Lob Gottes-Glocke, Schlagton c'''-4, Gewicht ca. 60 kg, Durchmesser 433 mm, gegossen im Jahre 2001 von A. Bachert in Heilbronn.
Allen Beteiligten sei für die Ermöglichung der Aufnahme gedankt!
** Ich wünsche euch allen hiermit ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest 2021! **
24 дек 2021