Die Antworten vom Professor für Elektrotechnik auf eure Fragen: 1) Wie hoch sehen Sie den Nutzen einer zuvor absolvierten, fachverwandten Ausbildung, bspw. als Mechatroniker oder Automatisierungstechniker an? Antwort: Eine Ausbildung kann persönlich sinnvoll sein, ist aber nicht wirklich notwendig. Eine Ausbildung dient dazu das spätere Tätigkeitsfeld genauer kennen zu lernen und zu wissen wofür man etwas macht. Sie kann also helfen, eine praktische Motivation für die theoretischen Anteile im Studium zu bekommen. Es kann sein, dass man mit der Ausbildung leichter ins Studium einsteigt, was aber nur zu Beginn bei solchen Fächern wie z.B. der Digitaltechnik, Grundlagen der Informatik oder der Gleichstromtechnik gilt. Nach kurzer Zeit haben die Studieninhalte nur noch wenig Bezug zu den Berufsschulinhalten; dann steigt das theoretische Niveau im Studium schon sehr. Also keine ganz einfache oder pauschale Antwort. Mein Tipp: wer erst einmal nach der Schule eine Pause vom Lernen braucht und in die Praxis reinschnuppern will, soll eine Ausbildung machen. Das macht sich immer gut bei den späteren Arbeitgebern. Wer schneller insgesamt mit seinem Ingenieurabschluss fertig sein will, der soll direkt mit dem Studium anfangen. Und noch ein Tipp: Warum nicht beides miteinander verbinden? Die Hochschule Karlsruhe bietet die „Studium Plus“-Modelle. Dann macht man parallel zu einer regulären Ausbildung, z.B. bei SEW, ein Studium der Elektro- und Informationstechnik. Am Ende hat man dann einen vollwertigen Ausbildungsabschluss mit IHK-Prüfung und einen Bachelorabschluss in der Tasche. 2) Wie Mathematik-lastig ist das Elektrotechnik Studium? Antwort: Mathe ist für ein Studium der Elektro- und Informationstechnik wichtig, kein Thema; ebenso ist Mathe aber nicht alles. Konkret heißt das: in den ersten zwei Semestern gibt es jeweils 6 Stunden „Höhere Mathematik“, im dritten Semester 4 Stunden „Höhere Mathematik“. Da viele Verfahren in der Elektro- und Informationstechnik, z.B. bei der digitalen Signalverarbeitung oder beim Lösen von Optimierungsaufgaben, nur mit einer gründlichen Ausbildung der Mathematik verstanden werden können, werden diese Inhalte auch besonders gelehrt. Aber keine Angst: beim Einstieg fängt man mit dem Mathematik-Stoff mit Wiederholung auf dem Niveau der Mittelstufe an. Dann steigt man aber relativ schnell hoch und erarbeitet sich die Inhalte der Höheren Mathematik. Hier heißt es am Ball bleiben. Dafür gibt es aber eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten, z.B. von Lerngruppen, Tutorien (Studierende üben mit Studierenden) und unserem „Lernzentrum für Mathematik“ (das ist so eine Art von Nachhilfezentrum für Mathematik; da kann so jeder hingehen und sich persönlich helfen lassen.) Unsere Professoren in der Mathematik (und das gilt sicher auch anderswo) sind sowohl fachlich als auch didaktisch sehr versiert (Lehrpreise des Landes und Hochschule gewonnen). Auch wichtig ist, dass die Matheausbildung eine Ausbildung in der angewandten Mathematik ist, d.h. also nicht Beweis an Beweis, sondern es geht darum, das Handwerkszeug verstehen und anwenden zu können, mit dem man später z.B. die Bilderkennung oder Regler-Auslegung machen kann. Also alles in allem: Mathe ist wichtig und kann auch mal anstrengend sein, lohnt sich aber und macht dann sogar Spaß, weil es schlussendlich um die Anwendung in der Elektro- und Informationstechnik geht. 3) Wie hoch würden Sie den Lernaufwand in Stunden pro Woche zusätzlich zu den Vorlesungen einschätzen? Antwort: Der Lernaufwand im Studium insgesamt ist nicht anders und vergleichbar mit einem/r Vollzeit-Arbeitnehmer/in. Bei einer Semesterstundenzahl (das ist Zahl der Vorlesungs- und Laborstunden pro Woche, 1 SWS = 45 Minuten ) von durchschnittlich 26 bis 28 SWS (entspricht 21 Zeitstunden Vorlesungen und Praktika pro Woche) sollte man ungefähr pro Tag noch 3 bis 4 Zeitstunden Lernaufwand dazu rechnen. Insgesamt kommt man dann auf einen 8-Stunden-Tag. Nach dem Ende der Vorlesungszeit kommt dann die dreiwöchige Prüfungszeit. In der wird es dann nochmals anstrengend. Aber mehr als 8 Stunden lernen pro Tag macht dann auch keinen Sinn; es soll auch noch Zeit für Erholung, Freunde und Hobbies sein. Wenn die Prüfungszeit rum ist, dann winken nach dem Sommersemester 2 Monate Ferien und nach dem Wintersemester ca. 3 Wochen Ferien.
Der Professor gefällt mir und die Angebote der Fachhochschule auch. Für jeden Studenten sollte im Kopf klar sein, dass ein Studium ein Job ist und der fängt am Morgen an und hört am Abend auf. Die Befragung ist strukturiert und unterhaltsam.
Lerngruppen kann ich auch empfehlen. Hab mir im Abitur eigentlich den ganzen Stoff alleine zu Genüge geführt, aber jetzt für die ersten Klausuren machen ich und etliche Kommilitonen immer Klausurbezogen Aufgaben zusammen was sehr gut auf die Klausur vorbereitet (hat). Ich bin auch sehr froh schon unter dem Semester genügend die Vorlesungen vor-/nachbereitet zu haben, so musste ich die einzelnen Themengebiete nur noch für die Klausuren auffrischen.
ich vermisse die alte Zeit! Leider wir Heute an der Hochschule nur geworben. Viele Versprechen ohne Inhalt. So sieht die Realität im Arbeitsmarkt aus... Viele Mut an alle Studierende, die solche Professoren den ganzen Tag zu hören müssen
Ich verstehe, was Du meinst, aber DIESER Prof ist ja nun das exakte Gegenteil eines gelackten Marketingblenders: Spröde wie altes Brot, hochkompetent, keinerlei anglizistische Hipstersprache. Der typische deutsche Ingenieur eigentlich. Generell denke ich, dass die Elektrotechnik mit am wenigsten von dieser Entwicklung zum Blendertum betroffen ist.
Wie hoch ist der Lernaufwand ? Mit wieviel Stunden kann man die Woche rechnen ? Welche Programmiersprache lernt man im Elektotechnikstudium ? Hilft eine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik vor dem Studium im Studium selbst ?
Beim Lernaufwand kommt es drauf an aus welcher „Richtung“ du kommst Ich komme aus der FOS Technik Zweig und musste nicht viel lernen für die Prüfungen die letzte Woche waren. Es gibt Leute aus dem Gymnasium, die sind ein wenig überfordert in Mathe und beim Programmieren. Die Studenten aus der FOS/BOS kommen , kommen gut klar. Am Ende liegt es an dem Studenten wie intensiv er lernt. Die Programmiersprachen die beigebracht werden sind am Anfang C und später C++ Komme jetzt ins 2.semester und muss sagen Informatik war am anspruchsreichsten trotzdem machbar.
Gute Fragen, Vetrix hat dir auf jeden Fall schon gute Punkte genannt. Werde auf jeden Fall ein der drei Fragen weiterleiten und die restlichen dir dann auch aus meiner Sicht beantworten ;).
Hi, ist das Studium praxisnah? Also, haben die Studenten die Gelegenheit die gelernte Theorie durch Labore, Projekte, usw. in die Praxis umzusetzen? Sehr hilfreiches Video!
Hi Ricardo, danke dir! Ja unbedingt. An der HS Karlsruhe gibt es diverse Laborveranstaltungen während dem Bachelor aber auch während dem Masterstudium. Genauso jeweils mindestens eine große Projektarbeit, in der man eigenständig etwas entwickelt, da lernt man auch enorm viel. Und im Bachelor gibt es zusätzlich noch ein Semester Praktikum. Hilft dir das ;)? Grüße Tobias
Nach meinem etechnik Studium kann ich dir sagen, dass du kein Mathe-ass sein musst, solange du fleißig und motiviert bist. Man kann alles lernen, wenn man die Geduld aufbringt. Persönlich habe ich immer etwas länger gebraucht als andere. Hatte dann halt in der klausurphase kein Leben 👍 so ist das halt. Aber ich würde es wieder machen. Die Tätigkeit macht mir sehr Spaß.
Wie viel Beweise in der Mathematik sind anzutreffen? Ist Etechnik reine Rechnerei oder muss man auch beweisen? Wie sind die Schnitte in den Klausuren? Gibt es auch mal 1en?
Hey Leute, ich studiere Elektrotechnik im vierten Semester, bisher mussten wir in Mathematik nichts beweisen, auch in Physik mussten wir in der Klausur nichts beweisen, nur Formeln korrekt anwenden. An unserer Hochschule muss man 40-45% der Punkte erreichen, um zu bestehen, Einsen sind eher selten aber auf jeden fall machbar.
Der Einstieg in Schaltungstechnik wird dir leichter fallen, ebenso kennst du manche Grundlagen für Informationstechnik, wie zB Dualzahlen und das Hexadezimalsystem. Im Studium wirst du merken, dass die Inhalte in der Ausbildung deutlich vereinfacht gelehrt werden.
Mir hat meine Ausbildung nur für einige wenige Nebenfächer etwas genutzt und die besteht man auch ohne Vorwissen. (Ich habe Maschinenbau studiert). Im Maschinenbau Studium trennt sich die Spreu vom Weizen bei den Grundlagenfächern, wie Mathematik, Mechanik, Maschinenelemente und zum Teil Thermodynamik. Das ist natürlich immer auch von der Uni abhängig, wo die Schwerpunkte in den jeweiligen Fächern gelegt werden.
Wenn man seinerzeit einen Realschulabschluss gemacht hat (und damit die Mathematik bei Algebra aufhörte) und sich nun die mathematischen Grundlagen nachträglich und nebenberuflich erschließen möchte, die man für elektrotechnische Fragestellungen beherrschen sollte: Können Sie dazu Lehrgänge (idealerweise Fern-/Onlinekurse) empfehlen, die weit genug "unten" starten und den Lerner tatsächlich sukzessive an den gewünschten Stand heranführen?
Bzgl. mathematischer Grundlagen fällt mir leider auf die Schnelle kein Kurs oder Ähnliches ein. Für viele der "einfacheren" Fragestellungen der Elektrotechnik reichen eigentlich auch die Grundrechenarten Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. Wenn man sich dann anliest, wie Ableiten und Integrieren funktioniert, dann kann man schon viel abdecken. Hoffe das hilft Ihnen. Viele Grüße Tobias Tippelt
Ein klares Nein. Ich studiere Elektrotechnik dort und habe Problemlos (nahezu mit Handkuss) meine Praxissemesterstelle in der Elektronikentwicklung eines großen Konzerns bekommen. Bei meinen Kommilitonen (teilweise auch mit eher durchschnittlichen Leistungen) war das nicht anders. Willst du jedoch in die Forschung gehen und ggf. promovieren ist die Universität die erste Wahl.
Hi Karl May, Schockrock hat eine einwandfreie Antwort gegeben, genau so sehe ich das auch. Ich habe selbst Bachelor und Master an Hochschulen gemacht und arbeite nun als Ingenieur in der Entwicklung eines Konzerns ;). Ich würde sogar fast sagen, dass du aufgrund der Praixsnähe der FH (Projektarbeiten, Labore etc.) in einigen Entwicklungsbereichen einen Vorteil gegenüber den eher theoretisch orientierten Uni-Studenten hast ;). Grüße Tobias
Deine Video sind wirklich geil und ich bin sehr dankbar 😊 jetzt kleine Frage, studiere gerade ET an ddr FH Münstsr im ersten Semester, meine Frage ist wieder zu den Vertiefung😎da ich in Informatik nicht so gut bin und keine Vorkenntnisse habe, würde ich in der Richtung gehen, wo man später nicht so viel programmieren muss, haben Sie da eine Empfehlung?
Du musst meines Wissens das Fachabitur nachholen. Das geht innerhalb eines Jahres meine ich. Am besten schaust du mal auf die Website der Hochschule Karlsruhe, was dort bzgl. Zulassungsbedingen steht oder schreibst das Studiensekretariat an.
Es gibt beides. Wissen soll vom Lehrer zum Schüler transportiert werden. Wenn das nicht klappt kann der Lehrer nicht unterrichten oder der Schüler nicht verstehen.
Naja, natürlich gibt es schlechte Professoren die nicht gut lehren können aber wenn jemand z.b. faul, unmotiviert ist oder auch nicht die beste Auffassungsgabe hat, sollte er nicht die Schuld wo anders suchen.
@@Elektrotechnik-einfach nur ein peinlicher Kommentar, lass dich davon nicht ärgern. Ich fand das Interview sehr gelungen. Und nochmal vielen Dank für das weiterleiten der Fragen und Antworten. Viele Grüße
