Vom Turm der Neusser Dreikönigenkirche erklingt ein bunt gemischtes Geläut mit bewegter Geschichte.
Bis ins ausgehende 19.Jahrhundert umfasste die Pfarrei St.Quirinus das gesamte Neusser Stadtgebiet. Die rasant ansteigende Bevölkerung und die daraus resultierenden neu entstandenen Stadtteile machten eine kirchliche Neuorganisation unumgänglich. Dem damaligen Kirchenvorstand wurde im Jahr 1905 ein ansehnliches Barvermögen testamentarisch vermacht, mit der Verfügung, dass man von dem Geld eine dritte Kirche bauen solle. Nachdem ein Grundstück gefunden und erworben wurde, konnten die Planungen zum Bau der neuen Dreikönigenkirche beginnen. Ein Wettbewerb wurde ausgeschrieben. Die Vorgabe war, dass das neue Gotteshaus weder rein neuromanisch noch neugotisch gestaltet sein sollte. Mit seinem Entwurf überzeugte schließlich der Kölner Architekt Eduard Endler. Im November des Jahres 1909 legte der Kölner Erzbischof Anton Hubert Kardinal Fischer den Grundstein für die neue Kirche. Zwei Jahre später wurde das Gotteshaus durch den damaligen Kaplan von St.Quirinus, Joseph Geller, eingeweiht. Die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Kirche ist unter der Leitung von Dominikus und Gottfried Böhm wieder aufgebaut worden. Beeindruckend sind hierbei vor allem die hängenden Gewölbe im Mittelschiff, welche nach Entwürfen von Prof. Gerhard Kadow ausgemalt wurden. Aus kunsthistorischer Sicht ist die Dreikönigenkirche überregional bedeutend. Sie besitzt einen vollständig erhaltenen Fensterzyklus des niederländischen Glasmalers Jan Thorn-Prikker aus den Jahren 1911 bis 1927. Die große dreimanualige Orgel ist ein Werk der Ludwigsburger Orgelbaufirma E. F. Walcker & Co. aus dem Jahr 1940. Durch die kriegsbedingten Zerstörungen konnte das Werk erst ab 1949 aufgebaut werden. Aufgrund technischer Mängel ist das Instrument zwischen 2001 und 2002 von der Bonner Orgelwerkstatt Klais vollständig überholt und saniert worden. Heute verfügt die Orgel über 49 Register.
Seit jeher hingen im Turm der Dreikönigenkirche vier Glocken. Das erste Geläut, gegossen im Jahr 1911 von der Glockengießerei Otto in Bremen-Hemelingen, ist im Ersten Weltkrieg vollständig verloren gegangen. Auch das neue Geläut von 1922, gegossen in der selben Gießerei, überstand den Zweiten Weltkrieg, bis auf die kleinste Glocke, nicht. Nach Kriegsende konnte man zwei gebrauchte Bronzeglocken, die tatsächlich rein zufällig von der Glockengießerei Otto aus dem Jahr 1911 stammen, aus der Kirche St.Blasius in Düsseldorf-Hamm erwerben. Dort schaffte man sich von dem Geld ein neues Stahlgeläut an, welches jedoch schon in den 1970er-Jahren ausgetauscht wurde. Das nunmehr dreistimmige Geläut in Neuss wurde 1958 um die große Petersglocke erweitert, welche in der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher entstand. Der Zusammenklang war dennoch unbefriedigend, da sich die kleine Glocke von 1922 nicht so recht in den vorhandenen Bestand einfügte. Sie wurde also 1960, ebenfalls in Gescher, zur Korneliusglocke umgegossen. Die Marienglocke erhielt in diesem Jahr einen neuen, wesentlich besser proportionierten Klöppel. Den Einbau übernahm Elektrotechnikermeister Markus Mockel aus Hemmerden, der sich auch für die Wartung und Pflege des Geläutes verantwortlich zeichnet.
Petersglocke, Schlagton c'-6, Gewicht ca. 2.115 kg, Durchmesser 1531 mm, gegossen im Jahre 1958 von der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher.
Marienglocke, Schlagton es'-9, Gewicht ca. 1.355 kg, Durchmesser 1310 mm, gegossen im Jahre 1911 von der Glockengießerei F. Otto in Bremen-Hemelingen.
Blasiusglocke, Schlagton f'-8, Gewicht ca. 955 kg, Durchmesser 1166 mm, gegossen im Jahre 1911 von der Glockengießerei F. Otto in Bremen-Hemelingen.
Korneliusglocke, Schlagton g'-3, Gewicht ca. 660 kg, Durchmesser 1029 mm, gegossen im Jahre 1960 von der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher.
Herzlichen Dank an Markus für das entgegengebrachte Vertrauen sowie an Alexander für den erfolgreichen und gemütlichen Tag in Neuss!
5 сен 2024