Wir stellen hier einen Schnell-Check eines Gedichtes vor, das anscheinend im schriftlichen Abitur 2024 dran gekommen ist. Die Dokumentation mit unserem eigentlichen Check-Ergebnis ist hier zu finden- --- schnell-durchb... ---
Also als Deutungshypothese habe ich, dass Loerke durch expressionistische und neuromantische Motive das Erleben der ,,Moderne“ im kulturgeschichtlichen Kontext dargestellt hat. Das lyrische Ich hat außerdem die typische Endzeiterwartung, welche es in der ersten Strophe wo es die Sintflut als ,,Metapher“ wählt und am Ende des Gedichts dann den gänzlichen Untergang. Im Naturmotiv (typisch romantisch). Habe tatsächlich sehr viele sehr gute Punkte zu meiner Deutungshypothese gefunden und bin sehr gespannt wie viel Punkte es im Abi werden.
Also mit dem Punkt der Industralisierung, Urbanisierung, Armut der Bevölkerung-> Gesellschaftskritik (zum Beispiel beim Vers mit den Knaben wo er die ,,Oberschicht“ in den Kutschen dir vorm Regen geschützt sind, aufzeigt, und im Vergleich die Toten Knaben auf dem Gehweg), habe außerdem die Sehnsucht der Menschen zu fliehen betont und die ,,Verdammnis“ dazu, dass Sie nicht aus dieser Realität fliehen können nicht einmal das lyrische Ich selbst (vorletzte Strophe). Diese Sehnsucht passt auch gut zur Romantik
Am Ende habe ich nochmal betont, dass man ebenfalls andere Strömungen finden kann (Surrealismus…) und als letztes die Aktualität des Gedichts und die Folgen der Industrialisierung für uns heute aufgegriffen
Dieser Lösungsansatz dürfte allein schon wegen seiner differenzierten Sicht gute Chancen für eine hohe Punktzahl haben. Es kommt natürlich auf die überzeugende Darstellung an, aber da mache ich mir keine Sorgen, wenn ich sehe, wie Sie hier schon auf der Kommentarebene formulieren ;-) Ich drücke Ihnen die Daumen, dass die korrigierenden Lehrkräfte genauso begeistert sind wie wir :-) 🍀
Meine Deutungshypothese lautete in etwa: "Im Gedicht soll die Empfindung des Weltuntergangs, der Orientierungs- und Hilfslosigkeit, welche die Großstadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei einigen Menschen auslöste, gezeigt werden." Tatsächlich bin ich in der Klausur gar nicht explizit darauf gekommen, dass die Spiegelung der Stadt durch die Regenpfützen hervorgerufen wird.. stattdessen habe ich nur geschrieben, dass das lyrische Ich die "auf den Kopf gestellte" Stadt als Metapher benutzt, um die Schattenseiten der Großstadt zu illustrieren. 😅
Die Strophenanzahl 11 erschien mir auffällig und ich habe dazu geschrieben, dass bei einer bestimmten Schreibweise der Ziffern sie um 180° gedreht dieselben Zahlen ergeben würden, was zu dem Titel des Gedichts passt, so als mögliche Deutung...
Wichtig ist, dass solche Hypothesen am Text abgesichert werden. Bei der Interpretation, d.h. der Frage, welche Bedeutung hat das Gedicht, kann man natürlich auf den Zusammenhang mit Untergang und Stadt kommen. Das sind ja zentrale Themen des Expressionismus. Aber ich finde es wirklich wirklich schade, dass der Schulunterricht es nicht schafft, Schülerinnen und Schülern zu helfen, erst mal den Text zu verstehen. Auch uns fällt es nicht immer beim ersten Lesen auf. Umso wichtiger ist es, dass man lernt, normal mit solchen Texten umzugehen. Wir bemühen uns ja hier, dieses Defizit des Deutschunterrichtsauszugleichen. Vielleicht kennen Sie ja Leute, die das Abitur noch vor sich haben. Die können sich gerne bei uns melden und wir schauen dann, ob dann beide Seiten was davon haben. Denn wir lernen ja auch durch die Kommentare hier zum Beispiel eine ganze Menge. Dann wünschen wir mal, dass eine verständnisvolle Deutschlehrkraft den Ansatz positiv aufnimmt und entsprechend bewertet, so wie wir das tun würden :-) 🍀
Meine Deutungshypothese kann ich noch im Wortlaut wiedergeben: Es ist anzunehmen, dass das Großstadtgedicht die Entfremdung und die daraus resultierende Existenskrise des Individuums thematisieren soll. Hoffentlich hat man 5 Punkte😂😂
Grundsätzlich kann man am Anfang natürlich jede Deutungshypothese formulieren. Wichtig ist dann nur, dass man die am Text hinterher überprüft und gegebenenfalls präzisiert. Und das dürfte hier wohl nötig sein, weil die Formulierung ja fast für die Hälfte aller Gedichte der Epoche gilt. Trotzdem: viel Glück und maximalen Erfolg. :-) 🍀
