Habach liegt an der B472 zwischen Benediktbeuern und Peißenberg im westlichen Oberbayern. Sein ehemaliges Kollegiatstift gehört zu den ältesten Gründungen der Klosterlandschaft des Pfaffenwinkels. Das älteste Gotteshaus war dem heiligen Georg geweiht. Norbert von Hohenwart aus der Familie der Grafen von Andechs-Meranien, Domherr von Augsburg, später Bischof von Chur, ließ auf seinem väterlichen Erbgut Habach neben der alten Pfarrkirche St. Georg eine Kollegiatskirche samt Stift errichten. Sie wurde 1073 zu Ehren des erst kurz zuvor heiliggesprochenen Bischofs Ulrich geweiht. Im Jahr 1651 wurde die alte Georgskirche abgerissen und die Ulrichskirche umgebaut. Die Umbauarbeiten waren 1668 abgeschlossen und die Stiftskirche neu konsekriert. Der spanische Erbfolgekrieg brachte dem Stift größtes Unheil. Am 17. Juli 1704 setzten die Österreicher fast alle Häuser und auch die Kirche in Brand. Der Kirchturm samt Glocken, die untere Sakristei und die zwei westlichen Joche der Kirche wurden völlig zerstört. Auch ein Großteil der Einrichtung fiel den Flammen zum Opfer, darunter mehrere Seitenaltäre und die DREI Orgeln. Wie durch ein Wunder blieben der Hochaltar, die Kanzel, die Gruppe der Beweinung Christi und die Krippendarstellung erhalten. 1709 wurde die erneuerte Kirche geweiht. Am 6. August 1802 wurde die Auflösung des Stiftes beschlossen und im Sommer des folgenden Jahres durchgeführt. Die Häuser und Liegenschaften der Chorherren wurden versteigert. Kirche und Dechantenhaus, jetzt Pfarrhaus, blieben im Eigentum des bayerischen Staates. Seitdem ist St. Ulrich die Pfarrkirche der Pfarrei Habach.
Der Baumeister der neuen Pfarr- und Stiftskirche ist namentlich nicht bekannt, aber der Münchener Schule zuzurechnen. Der gut geschnittene Stuckaturenschmuck lässt sich hauptsächlich einem Georg/Jörg Zwerger aus Schliersee zuordnen. Von Bedeutung sind die bildhauerischen Werke der fast ausschließlich Weilheimer Künstler - besonders der Hochaltar des Ambros Degler.
Interessant ist die Figur des „gegeißelten Heilandes in der Wies“. 1750 wurde diese Kopie an der Originalfigur „anberührt“ und zur Verehrung nach Habach gebracht. Der Schrein mit der Figur ist umgeben von Putten mit den Leidenswerkzeugen. Auch die flankierenden Engel von Franz Xaver Schmädl tragen Lanze und Essigschwamm der Kreuzigung Christi.
Aus dem Turm der Kirche erklingt folgendes fünfstimmige Euphon-Geläute (bei den Nominalen bin ich mir leider nicht ganz sicher):
Glocke I (Friedensglocke, h°) Czudnochowsky 1950
Glocke II (St. Maria, d') Czudnochowsky 1950
Glocke III (St. Ulrich, e') Czudnochowsky 1950
Glocke IV (St. Georg, fis') Czudnochowsky 1950
Glocke V (St. Josef, a') Czudnochowsky 1950
Ab 0:20 Anschlagen der großen Glocke.
Ab 0:47 Plenum.
Aufnahme: Sonderplenum am 28.05.2016.
Mein herzlicher Dank geht an Herr Hrbatsch und Herr Heiß für die Unterstützung!
Diese Aufnahme ist dem user arnoldusglocke gewidmet.
19 сен 2024