Polyamorie erklärt: Alltag, Kinder, Konflikte und ständiger Liebeskummer? Part 1 

Eine Autobiografie? ;) Ich würde so gern wieder schreiben, gerade klappt das leider nicht so recht, weil meine Ansprüche mich blockieren.

Eine Autobiografie wäre toll !!!! Ich würde sie auf jeden Fall lesen ! :) :)

Zum Beispiel 😍👍🏻 Du sagst häufig, dass du viel nachdenkst oder grübelst. Wie wäre es, wenn du deine Grübelei einfach einmal schriftlich fest hältst und guckst was entsteht. Vielleicht wächst etwas daraus hervor womit du selber nicht gerechnet hättest. 🌱 Ich kenne das mit den hohen Ansprüchen an sich selbst...Manchmal habe ich so große Angst vorm Versagen, dass ich nicht damit beginnen kann für eine Klausur zu lernen, weil ich so blockiert bin. Doch dann erinnere ich mich wieder daran, dass es nicht darum geht die Klausur zu bestehen, sondern seine Passion für einen bestimmten Fachbereich auszuleben. Am Ende habe ich dann so viel Spaß am Lernen, dass ich die Klausuren (fast immer) bestehe. Ja, das klingt so leicht daher gesagt, aber letztendlich finde ich kommt es nicht darauf an eine 1,0 im Studium zu erreichen, sondern ein glücklicher Mensch zu sein. Tut mir leid ich bin leicht abgeschweift...das meinte ich mit Grübelei 🙈❤️ Jedenfalls würde es mich unendlich freuen, wenn du in Erwägung ziehen könntest wieder zu schreiben🌞

Hej Cora, immer her mit den Fragen :) Ich bin gerade nicht sicher, was den Begriff "können" angeht, aber ich denke schon und habe erlebt, dass manche Formen von Polyamorie oder auch überhaupt nur die Möglichkeit von Polyamorie nicht allen in jeder Personenkonstellation gut tun. Das ist jetzt sehr vage formuliert, trifft es für mich aber am Sinnvollsten, ich glaube, das hängt sehr von den Beteiligten und ihren Bedürfnissen ab. Und ich sehe schon auch Menschen, die gar kein Bedürfnis an Beziehungen oder auch kein Bedürfnis nach mehreren Partner*innen haben und das ist selbstverständlich genauso okay wie eine Polybeziehung. In unsere Gesellschaft spielt Mononormativität sehr stark in unsere Vorstellungen von guten Beziehungen hinein, ich glaube das ist der Punkt an dem Vieles erstmal abgewehrt wird. Ob nun (fast) alle Menschen (aromantische ausgenommen) fähig wären sich in mehrere Personen gleichzeitig zu verlieben, wenn es diese normative Struktur nicht gäbe und wir von klein an mit dem Gedanken spielen dürften mehrere Menschen zu lieben, finde ich eine sehr spannende Frage. Ich glaube, ein Wunsch, der ohne Druck von außen kommt, hilft der Fähigkeit, ein gutes Ende in Polybeziehungen zu finden in jedem Fall. Was denkst Du darüber? Ich verliebe mich gerne sehr schnell und intensiv, aber eine ganz starke Abwehr dagegen, wenigstens einen polyamoren Versuch zu unternehmen, führt bei mir gerade (glücklicherweise) zu einer einigermaßen gut funktionierenden emotionalen/romantischen Distanz. Ich persönlich würde mich eher nicht auf eine monogame Beziehung einlassen. Auf eine Person, die sich darin noch nicht sicher ist, schon eher :)

Danke für die schnelle Antwort! :) Klar, das wäre natürlich ein schönes Ziel, wenn jeder lieben könnte wen er will, sowohl unabhängig vom Geschlecht als auch von der Anzahl der geliebten Personen. Leider sind große Teile der Gesellschaft ja noch weit davon entfernt, überhaupt ersteres als gleichwertig anzuerkennen.. Ich frage mich immer, ob ich in der Lage wäre, mehrere Personen zu lieben, oder ob ich bei allen folgenden Personen auf der Stufe einer starken Anziehung oder Verliebtheit stehen bleiben würde. Oder ob ich mich letztendlich nicht immer zu einer Entscheidung zwingen würde. Schon allein deshalb, weil es sicherlich nicht einfach wäre, die eigene Familie oder generell das Umfeld von dieser Einstellung zu überzeugen, bzw. sie zu akzeptieren. Wie war das denn bei dir? Ich bewundere das sehr, diese Bereitschaft, seinen Partner/seine Partnerin auch andere Menschen lieben zu lassen. Was das angeht war ich leider schon immer, auch bei Freundschaften, sehr schnell eifersüchtig.. Was wäre denn, wenn man mehrere Beziehungen über längere Zeit aufrechterhält, und schließlich mit beiden gemeinsam leben will? Und diese PartnerInnen wiederum PartnerInnen mitbringen, mit denen sie ebenfalls räumlich zusammen leben wollen? Dann wird es ja zwangsläufig etwas voll im Haus :D Im Endeffekt kann so ein Netzwerk ja unglaublich groß werden, dieser Gedanke überfordert mich gerade. Wie gehst du damit um? Zumindest für mich ist das Gefühl dieser Vertrautheit schön, dass ich das Umfeld meines Partners so genau kenne. Das wäre dann ja aber kaum möglich. Das sind alles so hypothetische Fragen, tut mir leid..

Wie lieb von Dir. Danke!

Willkommen hier :) Im Video habe ich kurz angerissen, dass meine erste Polybeziehung nicht so toll lief - da wurde ich in die Familien jedenfalls nicht einbezogen und fand das sehr unangenehm. Dafür habe ich da eine sehr schöne Erinnerung an ein gemeinsames Weihnachten nur mit uns vier Involvierten. Jetzt gerade sind wir nur zu zweit und ich kenne die Familie meines Partners, da ist es leider nicht möglich, den Eltern Polyamorie näher zu bringen oder auch nur, dass ich nicht heterosexuell bin. Ich habe oft Fernbeziehungen geführt und deshalb (glücklicherweise?) nichts von potentiellen Konflikten auf Familienfeiern mitbekommen. Ich habe ein paar Mal Partner*innen von der Uni abgeholt, da kamen (zum Glück nicht von Personen außerhalb der Beziehung) auf jeden Fall Sorgen auf, die etwas mit Mononormativität und Homophobie zu tun hatten und sicher unser Verhalten beeinflusst haben. Ich habe nicht viel Kontakt zu meiner Familie, ich glaube, Polyamorie oder meine sexuelle Orientierung bei meinen Schwiegereltern oder den Eltern meiner Exfreundin anzusprechen wäre nicht möglich. Sehr bitter. In Herkunftsfamilien-Organisations-Fragen bin ich also keine Expertin, bisher hat es sich auch noch nicht ergeben, dass ich mit mehreren Partner*innen auf einem Geburtstag oder einer Party war. Auf unserer (nicht-staatlichen) Hochzeit waren auch meine Schwiegereltern und meine Exfreundin - ich glaube, Hetero- und Mononormativität haben auch da dafür gesorgt, dass meinen Schwiegereltern nicht klar war, dass meine Exfreundin deutlich mehr für mich bedeutet als eine der anderen anwesenden Freund*innen und die übrigen Eingeladenen respektieren nicht-hetero und nicht-monogame Beziehungen vollständig :) Ich bin in meinen Polybeziehungen leider nie mit allen verreist, fänd's aber sehr sehr schön, vor allem die Vorstellung, mit mehreren Partner*innen zum Beispiel Weihnachten oder Silvester in einer Hütte irgendwo im Nichts zu verbringen, finde ich sehr sehr schön. Vielleicht kommt das ja irgendwann noch :) Danke für den Dokutipp, da schau ich auf jeden Fall mal rein. Die Repräsentationen von Polyamorie im Fernsehen sind ja oft leider sehr mau, ich würd mich freuen, wenn es da mal eine bessere gäbe. Aber wahrscheinlich ist eine Repräsentation, die ganz in Ordnung und keine Katastrophe ist, schon mal ein guter Anfang in der aktuellen Situation. Ich schau mal rein und lass mich überraschen. Ich fänd's sehr spannend, wenn das hier andere in polyamoren Beziehungen beantworten möchten. Hat wer eine Erfahrung, die geteilt werden sollte? :)

Die Doku mag ich sehr :)

Das freut mich :) Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort. Weihnachten oder Silvester mit allen Beteiligten in einer Hütte zu feiern, klingt nach einer sehr schönen Idee. Ja, vielleicht kommt das noch :) Ich wünsche dir und deiner*m Partner*in, dass ihr auch mit deiner Krankheit noch jemanden kennen lernt, der*die zu euch passt. Der Wunsch scheint ja zu bestehen, wenn ich das richtig verstanden habe.

Hej Nana, wow, mich freut gerade sehr, dass das Thema in einer Zeitschrift angesprochen wurde (und ist das nicht sehr schön und grotesk, das ausgerechnet in einem Wartezimmer zu finden? :)) Schön, dass da mit Vorurteilen aufgeräumt wird...gerade dieses ist unglaublich schwer aus den Köpfen zu bekommen.

Sehr schön, dass es Dir helfen konnte. Von Polygamie habe ich keine Ahnung, ich beschäftige mich vorrangig mit Polyamorie :)

Danke

zimtkopfliest ich glaube meine Oma merkt den "Kampf" schon... wir tragen ihn zwar nicht direkt vor ihr aus, aber ganz verheimlichen können wir es nicht.... sie ist ein sehr stiller und schüchterner Mensch, der nicht für sich selbst eintritt, weshalb eine Aussage immer schwer ist. Denn was sie empfindet, sagt sie nur ganz selten. es ist jedoch toll mitanzuschauen, wie sie aufblüht und ihren heiß geliebten Garten wieder selbst pflegen und die tollsten Kuchen zaubern kann. Sie hat mir während der Chemo oft gesagt, dass sie das vermisst.

Das kann ich gut verstehen...bei sehr alten Menschen, die durch eine Behandlung vielleicht auch nicht mehr geheilt werden können, stellt sich diese Frage nach der Entscheidung ja auch nochmal ganz anders als bei sehr jungen Menschen mit guter Prognose. Ich denke an euch.

zimtkopfliest Danke ❤️

Hey du, ich weiß ich bin nicht Johanna, aber lebe selbst seit zwei Jahren in einer Fernbeziehung und sehe meinen Freund teilweise einige Monate am Stück nicht. Meiner Erfahrung nach gewöhnt man sich mit der Zeit an den Schmerz der Trennung, so wie man sich irgendwie an alles gewöhnt.. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, das ist die andere Frage. Der Abschied nach dem Wiedersehen bleibt jedes Mal furchtbar. Ohne Vertrauen funktioniert das sicherlich nicht, aber da das bei euch gegeben ist, werdet ihr die Zeit bestimmt überstehen. Wünsche dir alles Gute und viel Kraft dafür!

Danke! Ich glaube, bei Fernbeziehungen ist es oft wichtig, sehr aktiv dafür zu sorgen, dass wir nicht an emotionaler Distanz gewinnen - in meinen Fernbeziehungen ist es immer dann gut gegangen, wenn wir immer mal wieder geschaut haben, wieviel Kontakt und in welcher Form wir das brauchen und immer wieder auch diese Versuche über den Haufen zu werfen und anderes auszuprobieren (meine persönlichen Erkenntnisse waren da im Laufe der Zeit zum Beispiel, dass ich eigentlich sehr gern in Fernbeziehungen lebe, dass ich es mag, zu skypen, aber nur sehr selten und lieber sms und Briefe schreibe und telefoniere und dass ich gern täglich bis alle zwei Tage kurz was von meiner Partner*in lese dafür aber tägliches Telefonieren vermeide und das lieber habe, wenn wir uns tatsächlich etwas erzählen möchten; solche oder ganz andere Vorlieben definieren sich, denke ich, mit einer offenen Kommunikation einfach über die Zeit hinaus. Mir haben kleine Rituale in Fernbeziehungen geholfen und auch...ähm..analoge Post in Form von unangekündigten Briefen und Päckchen. Ganz wichtig für mich war auch einen wenigstens groben Zeitpunkt zu kennen an dem wir uns wieder sehen können :) Vielleicht wäre auch die Frage hilfreich, wie Du nicht allein eure Beziehung über die Distanz nah halten kannst, sondern auch, wie Du Dir unabhängig davon die Zeit schön machen kannst? Ich weiß jetzt nicht, wie euer Beziehungsalltag so aussieht, aber gerade wenn man zusammen lebt oder sich sehr oft sieht, kann die Entfernung sich am Anfang ganz komisch anfühlen. Ich finde es übrigens ganz großartig, dass Du Deinen Partner so in seinen Träumen bestärkst!

Ich frage mich schon lange, wieso Menschen sich für Fernbeziehungen entscheiden oder sie in Kauf nehmen. Oder was es bedeutet, wenn einer für eine längere Zeit weggeht. Ich glaube, das ist vielschichtig. Möglicherweise gibt es wichtige Dinge, die ich durch die Abwesenheit meines Partners lernen kann. In meinem Leben bahnt sich gerade eine Fernbeziehung an. Im ersten Moment dachte ich: wie blöd, ich will doch jemanden, der immer da ist. Da werden zwangsläufig einige Bedürfnisse nicht erfüllt. Und trotzdem will ich, dass es mir gut geht. Ich merke, dass ich mich gerade jetzt, wo ich mein Herz für eine tiefe Bindung öffne, wieder intensiv mit Polyamorie beschäftige. Und ich kann mir sogar vorstellen, dass es kein Zufall ist, dass ich mir gerade eine Fernbeziehung in mein Leben ziehe. Denn so muss ich weiterhin schauen und Verantwortung dafür tragen, was ich brauche. Und ich komme nicht drumherum, auch andere Menschen in meine Bedürfniswelt einzuladen. Es fällt mir nämlich ganz schön schwer, andere zu brauchen. Es wäre so leicht, einen Partner zu haben, der immer da ist, um mich nicht mehr kümmern zu müssen. Aber damit würde mir auch viel verloren gehen. Ich möchte über mich hinaus wachsen. ich möchte meine Selbstfürsorge stärken. Möchte meine sozialen Kompetenzen erweitern. Dafür scheint eine Fernbeziehung gerade gut geeignet zu sein. Und die Beschäftigung mit Polyamorie hilft mir sehr dabei, das anzunehmen. Weil damit die Abwesenheit meiner Partnerin nicht nur traurig und furchtbar ist. Sie ist auch eine Chance und bietet viel Raum, liebe andere Menschen zu treffen.

Sehr fein, dass ihr auch Videos über das Thema macht! Habe gerade mal in eure Videos geschaut, ihr seid sehr süß zusammen :)

Hej Henry, ich finde Aktivismus auch beim Thema Polyamorie sehr wichtig, das was ich momentan leisten kann ist gesundheitsbedingt vor allem Netzaktivismus - die Videos hier über Polyamorie haben für mich auf jeden Fall auch einen politischen Zweck. Die Gleichstellung von polyamoren Beziehungen ist aber gerade nicht mein politisches Hauptthema.

Hej Jenna, oh, das kann ich sehr gut verstehen...mir geht es da gar nicht anders (ich habe wirklich keine Ahnung, wie das elegant ablaufen könnte. Für mich ist es schon wichtig, das sehr schnell zu klären, aber wenn ich daran denke, mag ich mich unter der Decke verkriechen ;) "Hättest Du vielleicht Lust, einen Tee mit mir zu trinken? Ich bin aber als queere Person zusammen mit einem Cis-Mann, wir haben eine nichtsexuelle, polyamore, nichthierarchische Beziehung. Oh, und Krebs habe ich auch und eine ungünstige Prognose noch dazu. Darf ich Dich in mein Herz einladen?" So aufgeschrieben fühlt sich das an wie ein Rendezvous-Harakiri, aber ich fürchte so oder ähnlich würde das für mich ablaufen müssen, wenn ich einer Person irgendwo im Alltag begegne. Ich wähle deshalb lieber Orte an denen wenigstens schon mal schnell klar wird, dass ich nicht monogam lebenmöchte (also Polyworkshops, Stammtische, Okcupid mit einer nichtmonogamen Angabe und Erklärung) oder würde es vor das Thema Polyamorie erstmal vorsichtig abtasten. Keine leichte Aufgabe. Außerhalb dieser Orte an denen ich vorher schon klar kommuniziert habe, dass ich in einer Polybeziehung lebe, versuche ich, die Gefühle ein wenig einzudämmen, funktioniert aber natürlich nicht immer.

zimtkopfliest Vielen Dank für deine Antwort :). Ich kann sehr gut verstehen, dass es für dich auch nicht besonders leicht ist. Ich denke auch, dass wir zukünftig eher auf spezielle Treffen oder Seiten für polyamore Menschen zurückgreifen werden (müssen), auch wenn ich es immer recht traurig finde, Gefühle für eine Person aufgeben zu müssen, weil sie weder meine sexuelle/romantische Orientierung noch mein Beziehungsmodell teilt. Aber es ist eben auch okay, dass jeder Mensch da anders tickt. :)

Klar geht das und ich könnte dem Konzept einer jedenfalls für den Moment geschlossenen Polybeziehung manchmal auch schon was abgewinnen - wenn alle Beteiligten sich gut genau damit fühlen, ist das doch super :) Ich selbst würde mich wahrscheinlich wohler fühlen, wenn so eine Beziehung aus einem Prozess entsteht und weniger von Anfang an, aber verständlich finde ich so einen Wunsch schon. Danke!

Ja, das ist oft eine größere Herausforderung (bei sehr aktiven monogamen Paaren aber ja auch), da hängt viel Organisation dran und Kommunikation der eigenen Bedürfnisse.

Ich glaube, das hat wieder nicht so viel mit der Beziehungsform zu tun, die gewählt wird - wieviel Prozent der Menschen entscheiden sich für Personen, die zu 100% ihre Bedürfnisse erfüllen? Zählt zu dem Bedürfnis, das alle Interessen deckungsgleich sein sollen? Mag ich es lieber, wenn nicht alle Interessen deckungsgleich sind? Was erwarte ich von meiner Partnerin*, meinem Partner in Bezug auf den Lebensstil? Wenn Du erlaubst, nehme ich mich kurz als Beispiel, nicht, weil ich so besonders bin oder so besonders viele Interessen habe, sondern weil ich mich in meinem Kopf am ehesten auskenne: Ich bin queer, kinky, vegan, mache Politik und mag Reisen, mag es, mich sehr oft mit anderen über Literatur, Filme, Gesellschaft, Ökokram und Theater auszutauschen, bin Krebsbetroffene und Vieles mehr. Daneben habe ich ein paar minimale und optionale Ansprüche an Beziehungspartnerinnen. Selbstverständlich kann ich alle meine Interessen mit Freund*innen und alle Beziehungsansprüche an Beziehungen richten und dort erfüllen - mir gefällt es aber, eine bestimmte Schnittmenge auch der Interessen mit meinen Partner*innen zu teilen. Für mich muss das nicht deckungsgleich sein, auch wenn die Interessen, die ich da aufgezählt habe für mich nicht nur Hobbys sind, sondern für mich persönlich sehr relevant. Gleichzeitig genieße ich es sehr, Vieles davon mit Partner*innen zu teilen und mir ist bewusst, dass es die Suche nach Partner*innen deutlich erschweren würde, wenn ich auf die warte, die da 100% ist. Eine Präferenz von mir also, viel aber nicht alles mit einer Partner*in zu teilen, was mir etwas bedeutet. Ein Bedürfnis. Wenn ich dieses Bedürfnis an eine einzige Person als Anspruch richte, mache ich es allen Beteiligten nicht unbedingt leichter. Tatsächlich ist dieser Punkt "der anderen nicht alles sein müssen" für mich aber nicht der wichtigste, er verweist eher darauf, dass Beziehungen auch dann funktionieren könnten, wo sie sonst manchmal in monogamen Konzepten scheitern. Ich erlebe meine Sexualität zum Beispiel in längeren Phasen als gray-asexuell. Für viele Menschen würde ich damit schon schnell als Beziehungsoption wegfallen, das wäre sehr schade. Mit BDSM und dem Umstand, dass ich gerne soviel reise wie ich irgend kann, sieht es ähnlich aus, mit Zeitbedürfnissen ebenso. Es gibt ganz bestimmt Menschen, die eine Partner*in gefunden haben, die ihnen alles ist und der sie alles sind und die genau das als ideal werten. Wichtiger als dieses Thema, dass ich anspruchsvoll sein kann und dass in mehreren Personen wahrscheinlicher befriedigt sehe als in einer Traumperson sind für mich persönlich aber Fragen um Besitzansprüche, der Prozess, den es in Polybeziehungen gibt, das aktive Aushandeln von Bedürfnissen und der Umstand, dass ich es als wertvoll erlebe, Unterstützung von mehreren zu bekommen und das nicht nur mit einer Partner*in+Freund*innenschaften, sondern in der Qualität von Liebesbeziehungen.

zimtkopfliest Danke für deine lange, ausführliche Antwort :) Ich denke, ich verstehe das Thema jetzt ein wenig besser. Für mich, als jemand der monogam lebt und romantische Liebe nur auf eine Person zentrieren kann, ist es schwer zu verstehen, dass jemand mehrere Personen wirklich lieben kann. In meinem Kopf ist es schwer nachzuvollziehen, dass die Liebe für eine bestimmte Person nicht automatisch weniger wird, nur weil man eine andere Person auch liebt. Liebe ist kein limitiertes Gut, dass man unter seinen Partner*innen aufteilen muss, man hat ja unendlich viel Liebe in sich. Aber ich bin ehrlich, ich würde nicht damit zurechtkommen, wenn mein Partner neben mir eine weitere Partnerin hätte. Ich käme mir irgendwie ungenügend vor. Das resultiert wohl aus den von dir angesprochenen Besitzansprüchen von monogamen Beziehungen. Aber kann man sich von dem Gefühl der Eifersucht in einer poly- Beziehung überhaupt freimachen?

Ich bin nicht sicher, in wie weit das mit dem Freimachen wohl funktioniert - idealerweise werden irgendwann die Mechanismen und Auslöser klar, dann können andere Umgangsweisen gefunden werden und geschaut werden, was helfen könnte zu tun bevor die Eifersucht kommt :) Mir hat es geholfen, Gefühle anders zu bewerten - nämlich so oft ich kann gar nicht. Eifersucht selbst ist für mich erstmal wertneutral, nichts, was etwas über den Grad der Liebe aussagt und nichts, was ich mir gewaltvoll abtrainieren oder unterdrücken muss. Sie wahrzunehmen und die eigentlichen Bedürfnisse dahinter und dann auf diese Bedürfnisse zu reagieren statt sich selbst oder die andere Person in der Eifersucht fertig zu machen, kann sehr spannend sein und hilfreich. Wirklich spaßig ist das im Moment der Eifersucht wahrscheinlich nicht, aber ich finde es eine sehr wertvolle Aufgabe, mal aktiv hinter die Eifersucht zu schauen und zu schauen, was ich selbst beim nächsten Mal vielleicht anders machen könnte bevor sie so hochkocht. Und wie meine Partner*in mich da unterstützen kann ohne zwingend die gesamte Verantwortung für meine Eifersucht tragen zu müssen indem ich diesen langen, manchmal bitteren Prozess abkürze mit einem "Lass es einfach."

feltbeatz river nein kann man nicht. nobody is perfect.

Danke :)

Hab ihn schon ein paar Mal bereut, das kann sich kein Mensch merken ;) Ich habe ein Austauschsemester in Norwegen gestolpert und bin da durch einen Zufall über den Zimtkopfliest gestolpert, einen tollen Eisvogel. Ich hatte damals einen Blog vor allem für das Austauschsemester gestartet und mochte die Wortspiele, die mit dem Namen dieses kleinen Vogels möglich sind sehr. So wurde der Name des Vogels auch der Name für meinen Blog. Dann bin ich zurück nach Berlin gereist und alles kam ganz anders als geplant - und so habe ich den Blog unter dem Namen weitergeführt und irgendwie ist er immer noch da und mir ans Herz gewachsen :)

Oh☺️, ich dachte „Zimtkopf“ würde deine Haarfarbe betreffen und „Zimtkopf liest“ hieße, dass du gern liest😊... Liebe Grüße🙋🏼

Ich finde es schwierig, darauf eine pauschale Antwort zu geben. Mir ist ja genau diese Konstellation passiert und ich würde mich so wie das damals ablief, sicher nicht mehr darauf einlassen und finde es heute sehr problematisch. Prinzipiell würde ich sagen: Wozu alle Beteiligten aktiv zustimmen, ist okay solange keine Außenstehenden dabei geschädigt werden. Wenn das aber nicht konsensual entschieden wurde, wenn Ängste der Grund für so ein Veto ist oder wenn homophobe Strukturen durchschimmern (wenn Sex einer Partnerin mit Männern tabu, mit anderen Frauen* aber okay ist, weil das ja eh "nicht richtiger Sex/eh keine richtige Liebe/..." sei oder Sexualität zwischen den Partnerinnen nur stattfinden darf, wenn der Partner zuschauen darf, etc.) würde ich sehr wachsam sein.

Vielen Dank für deine Antwort :-), sehr lieb. Dieser Mann würde den sexuellen Kontakt dieser Frauen mit anderen Männern nur erlauben, wenn er dabei zuschauen darf...er scheint sehr eifersüchtig und duldet deshalb keine weiteren Partner für seine Partnerinnen...Wenn eine Person so veranlagt ist, kann man dann davon sprechen, dass diese Person poly ist oder eher nicht?

Ja, weil das ja im ersten Schritt nur heißt, dass sie mehrere Menschen lieben kann und möchte. Aber es wär für viele Menschen wahrscheinlich eine schwierige Beziehungsstruktur. Für mich wäre das wie gesagt nichts mehr.

Ok, vielen Dank für deine Anwort...das hilft mir weiter :)

Das hängt von den beteiligten Personen ab. Beziehungen mit mehreren Personen entwickeln ja bestimmte Dynamiken und es kann durchaus vorkommen, dass sich eine Dynamik sehr verschiebt, wenn eine Person geht, ja. Ich kann die Frage aber so theoretisch schwer beantworten, für meine eigenen Erfahrungen gab es da keine Probleme, aber das kann eben von den betreffenden Personen abhängen und auch vom konkreten Aufbau der Polybeziehung (ob es Primär- und Sekundärbeziehungen gibt zum Beispiel oder wie bei uns möglichst hierarchiefreie Beziehungen, ob es sich zum Beispiel um eine Konstellation aus drei Personen handelt, die alle miteinander individuelle Beziehungen haben oder ob nicht, aus welchen Gründen es zur Trennung gekommen ist etc.)

zimtkopfliest danke für die schnelle Antwort, ich bin grade in einer monogamen Beziehung, aber das Thema interessiert mich sehr, vorallem weil ich auch eifersüchtig bin oft und dieses Vertrauen lernen möchte..

Oh wie schön! :)

Nein, ich glaube nicht, dass ich das machen würde - ich versuche, mal mit mehr mal mit weniger Erfolg, meine Gefühle nicht sofort ganz groß werden zu lassen, insofern versuche ich mich in solchen Fällen emotional wieder zu distanzieren (bevor es überhaupt zu einer Beziehung kommt).

zimtkopfliest Danke für die Antwort. Und wie wäre es, wenn ein langjähriger Partner/in nicht mehr polyamor leben möchte? Ist vermutlich zu situationsabhängig als das man darauf eine Antwort geben könnte, oder? Ich finde Polyamorie wahnsinnig spannend und wenn ich nicht in einer monogamen (glücklichen) Ehe leben würde, könnte ich es mir sehr gut vorstellen eine Beziehung mit mehr als einer Person zu haben.

Ja, ich glaube, das hängt sehr von der Situation ab - ich würde mir da einen Prozess wünschen, in dem frühzeitig über das, was hinter diesem Wunsch steht, gesprochen wird. Ich schätze, das so mitzuerleben und nicht von einen auf den anderen Tag ganz unerwartet gesagt zu bekommen, dass das für meine Partner*in nicht mehr geht und dass sie auch nicht möchte, dass ich in weiteren Beziehungen lebe würde sich weniger gut anfühlen. Aber, ja, das kommt sicherlich auch viel auf die eigene gemeinsame Geschichte an und auf die Gründe dahinter.

zimtkopfliest Begegnet euch als Beziehungsgeflecht viel Feindseligkeit?

Aktuell nicht, weil wir von außen wohl als heterosexuelles monogames Paar wahrgenommen werden. Mit meiner Partnerin war das deutlich anders und stark zu spüren, dass es dieses Heteroprivileg für uns nicht gab. Mit den Familien gab es aber schon immer wieder Konflikte.

Wenn beide das tatsächlich wollen und es nicht nur darum geht, Bedürfnisse (die eigenen und/oder die der anderen Person) zu unterdrücken: Ja.

Das hängt von den Bedürfnissen der Beteiligten ab, ich persönlich bevorzuge es, einen Rückzugsraum und ein Bett für mich allein zu haben ;) Für alle anderen Fälle hilft Kommunikation über Bedürfnisse.

Ich fänd es unfassbar irritierend, wenn es Begegnungen immer nur mit allen gäbe. Deshalb: Beides.

Selbstverständlich! Weshalb sollte sie keinen Sinn ergeben? Mir ist der Hintergrund der Frage nicht klar

zimtkopfliest vielen Dank für deine Antwort, liebe Johanna! Bei bisexueller, homosexueller, ... - liebe kann ich das Prinzip sehr gut verstehen. Aber kann sich ein heterosexueller Mann in einen Mann verlieben oder eine Frau in eine Frau? Muss dann bei einer polyamoren Beziehung nicht eine Person zurückstecken? Verzeihe, falls ich etwas falsch verstanden habe. Eine weitere Frage, die mir auf der Zunge brennt, ist das Thema Trennung. Was wenn sich eine Person von einer bestimmten Person trennen möchte? Geht dann die gesamte Beziehung in die Brüche?

Ich glaube, ich kann Deinem Gedankengang noch nicht ganz folgen. Wer sich in wen verliebt hängt dann an der Sexualität der Person, die sich verliebt, nicht? Wenn ein Mann sich (vielleicht neben seiner Frau oder auch als Single) in einen Mann verliebt, hinterfragt er oft seine Sexualität und kommt möglicherweise zu dem Schluss, dass er nicht heterosexuell ist. Das hat mit Polyamorie oder Monogamie erstmal nicht so viel zu tun. Wenn ein Mann, nur als Beispiel, in so einer Situation steckt und merkt, dass er sich in einen Mann verliebt hat ist in bestehenden monogamen Beziehungen genau an diesem Punkt oft Schluss. Oder es kommt zum Betrug. Stellen wir uns ein poly-Paar mit mehreren Beteiligten vor kann es bei homophoben Beteiligten dann zu Ende sein mit dieser Beziehung, auch hier kann es leider zum Betrug kommen oder die Beteiligten der Polybeziehung haben verstanden, dass es völlig wumpe ist, welches Geschlecht und Sexualität die Person hat, die dazukommen könnte, und alles ist fein oder kann wenigstens geklärt werden. Ob eine Person dann zurückstecken muss oder nicht hängt von den Beteiligten ab, in meiner allerersten Polybeziehung war das so ähnlich: Mein Exfreund hatte drei Partner*innen, hat aber keine Männer* neben sich zugelassen - so eine Beziehung würde ich heute sicher nicht mehr führen. Da mussten schon einige Personen zurückstecken. Ich weiß nicht, ob das jetzt eine befriedigende Antwort war - hilft das weiter? Bei einer Trennung gehen nicht zwangsläufig alle Beziehungen in die Brüche, aber ich glaube, es braucht schon recht viel emotionale Kompetenz, um dann neben dem Schmerz über die Trennung konstruktive Lösungen zu finden mit denen alle Beteiligten glücklich werden können. Ich spreche so gern von Polynetzen, weil darin sehr viel geschehen kann und darf. Stell Dir eine Beziehung vor, die aus drei Menschen besteht, nennen wir sie Uwe, Kathi und Julia. Julia ist mit Kathi und Uwe zusammen, Kathi und Uwe nur befreundet. Die Beziehung zwischen Julia und Uwe geht in die Brüche, die zwischen Julia und Kathi funktioniert aber bestens und bleibt auch bestehen. Kathi könnte Leonie toll finden und sich verknallen und Julia mit Tim ein Techtel haben, sich aber in Tims Verlobten Bernd verlieben - alles möglich, alles gut, wenn es konsensual geschieht, alles nicht zwangsläufig von Drama geprägt :)

Ich glaube in der Frage geht es (auch) darum, wie die jeweiligen partner dann zueinander stehen? Ob alle in einer großen Beziehung mit jedem sind usw

Hej Coco, ja, das ist ein wirklich schwieriges Thema...die Frage für mich ist da wirklich der Zeitpunkt, erzählen muss ich es, irgendwann. Ich hatte jetzt ein paar Rendezvous und da hätte es einfach nicht hineingepasst, gleichzeitig hat das Schweigen darüber für mich eine Distanz geschaffen. Aus den Begegnungen wurde nichts weiter, sondern wäre das vielleicht ein Thema für das zweite Date gewesen. Aber dieses Zurückhalten bei so grundlegenden Dingen ("Ich habe Krebs, einen, der mir kognitive Fähigkeiten nimmt und dazu führen wird, dass ich sehr wahrscheinlich in absehbarer Zeit sterben werde. Willst Du mir darin und trotzdem begleiten?", "Ich lebe polyamor und möchte das weiterhin.", "Ich lebe in einer Beziehung zu einem Cis-Mann, bin aber queer und möchte nicht als hetero- oder bisexuell gelesen werden. Nein, ich möchte mich nicht von meinem Freund trennen. Nein wir leben quasi platonisch und nein, wir sind nicht in Wahrheit ein Heteropärchen, das nur einen Dreier mit einer Lesbe sucht.") fühlt sich für mich nicht gut an - das ist aber auch alles etwas viel für ein erstes Date. Bei meinen letzten Dates kam das Thema Krebs, unheilbar nicht zur Sprache, das hat sich wie gesagt sehr komisch angefühlt. Gleichzeitig hieß das dann auch, dass ich einen der wichtigsten Teile in meinem Leben nicht zeigen konnte - klar nehme ich mich nicht nur als Kranke war, aber es nimmt schon so viel Raum ein, dass es, denke ich, wichtig ist, das schnell zu erfahren um zu verstehen, wieso ich mein Leben gerade so lebe wie ich es lebe. Natürlich steckt da ganz viel Angst von mir dahinter, vor der Krankheit und auch vor der Möglichkeit, dass sich vielleicht nie mehr eine neue Person auf eine Beziehung mit mir einlassen wird. Ob es in dem Moment hilft, deutlich zu machen, dass ich in erster Linie eine weitere Partnerin suche, mich auch über Begleitung in der Krankheit freue, es aber nicht darum geht, dass sie sich auf die nächsten Jahre als Krankenpflegerin sehen soll? ;) Krebs schafft schnell Distanz, das ist etwas, das mir zu schaffen macht.

Ja ich weiß, du weißt das meine Schwägerin daran gestorben ist und ich auf Distanz zu ihr gegangen bin. Es war eigenartig, denn mit dem Mensch von früher hatte sie nichts mehr gemeinsam. Wenn sich die Persönlichkeit eines Menschen so verformt, ist das denke ich für das Gegenüber einfach gruselig. Nichts desto trotz glaube ich, das wir mehr tun und weniger nachdenken sollten.

Ja, Du findest mich dort als queerulanz

@@LILA-FANAL Danke

Das ist vollkommen okay. Noch hilfreicher wäre es, wenn Du das begründen würdest.