TRIGGERWARNUNG! Schon das Sprechen über Selbstverletzung kann Betroffene triggern. Bitte passt auf euch auf und schaut und lest nicht weiter, wenn ihr euch gerade nicht psychisch stabil fühlt.
Neben Katzenfotos und Selfies am Strand findet man auf Instagram und anderen Social Media Kanälen unter entsprechenden Hashtags auch Bilder von Wunden, die sich Menschen selbst hinzugefügt haben - Selbstverletzungen.
Die Gefahr daran: Auch nicht-betroffene Personen können auf solche Inhalte stoßen und dadurch erst „auf die Idee“ gebracht werden, sich selbst zu verletzen. Bei Menschen, die vollkommen psychisch stabil sind, sei das Risiko gering, sagt die Psychologin und Wissenschaftlerin Rebecca Brown. Aber gerade junge Menschen, die sich in einer schwierigen Lebensphase befinden, könnten damit auch selbst beginnen. Betroffene, die sich selbst verletzen, suchen manchmal auch bewusst nach Bildern von anderen Selbstverletzungen, um sich zu „triggern“.
Instagram hat im Februar 2019 angekündigt, stärker gegen solche Inhalte vorzugehen: Explizite (Fotos von Wunden) sowie implizite (Narben) Bilder von Selbstverletzungen sollen nicht gezeigt werden. Gemeldete Bilder werden gelöscht. Außerdem werden über manche Bilder „sensitivity filter“ gelegt, sodass Bilder erst angeklickt werden müssen, um sichtbar zu werden.
Die Inhalte sind aber nicht nur ein Risiko für andere. Viele Betroffene nutzen die Plattform, um Gleichgesinnte zu finden und auf Verständnis zu stoßen. Der Austausch mit anderen könne so wie eine Art Selbsthilfegruppe fungieren - doch das ersetze keine professionelle Therapie, sagt Brown.
Auch Profile von Menschen, die bereits „clean“ sind, wie die Seite „zurueckinmeinleben“ der 18-jährigen Elena, können auch andere Menschen motivieren, mit der Selbstverletzung aufzuhören.
Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich sehe, dass jemand Bilder von Selbstverletzungen hochlädt?
Psychologin Brown rät: Die Person anschreiben, beschreiben, was man sieht. Außerdem kann man anmerken, dass man sich Sorgen macht, fragen, ob die Person darüber sprechen möchte. Wichtig ist es aber auch, zu akzeptieren, wenn Betroffene nicht darüber reden möchten und zu verstehen, dass Hilfe nicht heißt, jemanden aus der Selbstverletzung rauszuholen, sondern, die betroffene Person dabei zu unterstützen, professionelle Hilfe zu erhalten.
Wieso wir den Ausdruck „Selbstverletzendes Verhalten“ benutzen:
Selbstverletzungen sind definitionsgemäß Handlungen, die eine Person durchführt, um sich selbst zu verletzen. Der Begriff ist sehr komplex und kann Vieles bedeuten - „Ritzen“ wird häufig synonym gebraucht, erfasst aber in Wahrheit nur einen Bruchteil des Phänomens. Manche Betroffene fühlen sich dadurch nicht erst genommen. Deshalb haben wir uns dagegen entschieden, vom „Ritzen“ zu sprechen.
Wo ihr schnell Hilfe bekommt:
- Unter 0800/111 0 111 und 0800/ 111 0 222 und 0800/ 116 123 könnt ihr anonym, kostenlos und jederzeit die Telefonseelsorge erreichen.
- Kinder und Jugendliche erreichen unter 0800 - 111 0 333 montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr die „Nummer gegen Kummer“.
- Alternativ stehen euch auch per Mail oder Chat Seelsorger*innen zur Seite: online.telefonseelsorge.de/
- Angehörige finden auf der Seite von „Rote Linien“ (www.rotelinien.de/start.html) Hilfe.
- Hier gibt es kostenlose Online-Beratung und Themenchats: www.jugendnotmail.de/#c5
- Kostenlose Chats mit Experten: neuhland.beranet.info/einzelc...
- Auf der Seite des Psychotherapie-Informationsdienstes erhaltet ihr Hilfe, einen geeigneten Therapeuten zu finden. Es sind zum Beispiel eine Therapeuten-Suchmaschine: www.psychotherapiesuche.de/pi... oder eine telefonische Beratung unter Tel. 030 / 2 09 16 63 30.
Weiterführende Links
- ifightdepression.com - Was sollte ich über selbstverletzendes Verhalten wissen? ifightdepression.com/de/fuer-...
- Pressemitteilung von Instagram (07.02.2019): instagram-press.com/blog/2019...
- Projekt „STAR“: Wenn ihr zwischen 15 und 21 Jahre alt seid, könnt ihr am Projekt „STAR“ teilnehmen. Hier bekommst du online kostenlose Hilfen, um mit dem selbstverletzenden Verhalten aufzuhören: star-projekt.de/
Musik:
Tash Sultana - Notion
Dandrimont/ Battaglia - Sun goes blue
Xavier Demerliac - Night Travel
Team: Philipp Isterewicz, Ana Polubotko, Lukas Hellbruegge, Markus Zeyer, Julius Krenz, Sarah Sanner, Katrin Schlusen
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26 мар 2019