Bis zu 5000 Neonazis wurden am Samstag den 25.08.2018 zum Rechtsrockkonzert „Rock gegen Überfremdung III“ in Mattstedt, Thüringen erwartet. Aufgrund unklarer Eigentumsverhältnisse rund um das Festivalgelände konnte das Konzert jedoch kurzfristig rechtlich verhindert werden. Die Bürgerinitiative „Wir für Mattstedt - Kein Ort für Nazis“, die Gegenproteste geplant hatte, veranstaltete stattdessen ein „Fest für die Demokratie“ im Mattstedter Ortskern. Die ca. 500 Teilnehmenden demonstrierten gegen Hass und Intoleranz und für ein respektvolles Miteinander.
Die Polizei riegelte Mattstedt weiträumig ab um Konzertbesucher schon bei der Anreise abzufangen. Jedoch wurden andernorts in Thüringen und Niedersachsen rechte Ausweichveranstaltungen abgehalten. Der bekannte Neonazi Tommy Frenck meldete eine spontane Versammlung in seinem Gasthaus „Goldener Löwe“ an. Etwa 450 TeilnehmerInnen reisten nach Kloster Veßra, um die Ersatzveranstaltung zu besuchen.
Mehrere Rechtsrockbands traten im „Goldenen Löwen“ auf. Darunter befanden sich Szenegrößen wie die Band „Kategorie C“ oder „Die Lunikoff-Verschwörung“. Bekannte Gesichter wie Sebastian Schmittke von der NPD und Axel Schlimper von der rechtsextremen „Europäischen Aktion“ wurden als Redner empfangen.
Auf der Kleidung der Teilnehmenden wurden in vielen Fällen Adolf Hitler, die Wehrmacht und der Nationalsozialismus verherrlicht. Auch auf den Ku-Klux-Klan wurde sich positiv bezogen. Ein Teilnehmer trug einen Pullover, auf dem deutlich eine antisemitische Abbildung zu sehen war. Der Pullover trug die Aufschrift „In Tyrannos“ - ein Projekt des Neonazisängers Daniel Giese. Im Jahr 2007 erschien das Album „Die Maske“, das vor allem mit antisemitischen und antiamerikanischen Inhalten auffiel. Zeilen wie „Geld regiert die Welt, doch wer regiert das Geld? Die Maske fällt“ im Zusammenhang mit antisemitischen Judendarstellungen in Nazimanier weisen unverhohlen auf den Glauben an eine jüdische Weltverschwörung hin. Giese ist unter anderem als Sänger der Band „Gigi und die braunen Stadtmusikanten“ bekannt, die auch bei „Rock gegen Überfremdung“ spielen sollten.
Mehrfach wurden Journalisten bedrängt und beleidigt. Mit zunehmendem Alkoholpegel der Neonazis wurde die Stimmung gegenüber den anwesenden Fotografen immer aggressiver. Die Polizei befand sich deutlich in der Unterzahl und blieb in der Defensive gegenüber den pöbelnden Neonazis. Es sollen nur etwa 120 Einsatzkräfte auf 450 Neonazis gekommen sein. Aus Sicherheitsgründen war es für Journalisten nicht möglich das Konzertgelände zu betreten.
Nach Einsätzen im ganzen Bundesland ermittelt die Polizei Thüringen nun in 18 Fällen, u.a. wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz und das Waffengesetz.
#rechtsrock #mattstedt
Video: Tuija Wigard, Linus Pook
29 авг 2024