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Filmemacher und Gründer von artmetropol.tv, Norbert Kaiser traf einen der umstrittensten Filmemacher der Welt, Uwe Boll im Auto.
„Gefährlich war es nicht", antwortet artmetropol.tv-Gründer Norbert Kaiser auf die Frage, ob man sich unsicher fühlt, im Auto mit dem umstrittensten Filmemacher der Welt auf der Autobahn zu fahren und meint, es war „eher sehr sicher, unterhaltsam und konzentriert".
Uwe Boll, international bekannt und umstritten aufgrund seiner Genre-Filme und Spieleverfilmungen, wurde im Frühjahr 2011 vom Deutsch-Amerikanischen Institut in Heidelberg (DAI) eingeladen, einen Lieblingsfilm zu analysieren -- er wählte den von Neill Blomkamp inszenierten Sci-Fi-Thriller „DISTRICT 9".
Der ehemalige Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des DAI, Stefan Weber, nahm Kontakt zu Filmemacher und Web-TV-Pionier Norbert Kaiser auf, der bereits für seine Kultur-Plattform artmetropol.tv einige Beiträge für das DAI produziert hat. In einem gemeinsamen Gespräch entstand die Idee, Uwe Boll auf der Fahrt nach Heidelberg zu interviewen und mit der Kamera bei der Filmanalyse dabei zu sein. Eine Art „Roadmovie" ist daraus entstanden, das inhaltlich von Bolls Anfängen bei Taunus Film bis zu seinem neuesten Werk „Auschwitz" reicht und den Regisseur und Produzent ernst nimmt.
Die anregende Diskussion im DAI nach dem Film führte schnell weg von der eigentlichen Analyse und hin zu Bolls eigenen Arbeiten und seinen Problemen mit der so genannten Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK), die seine Filme generell mit hohen Schnittauflagen bedenkt und oft auch keine Jugendfreigabe erteilt. In Deutschland sieht man deshalb die meisten Boll-Filme nur geschnitten, im Ausland laufen sie hingegen ungeschnitten und frei gegeben ab 16 Jahren.
Boll ist ein Kämpfer, der seine Kritiker auch schon im Boxring nachhaltig geschlagen hat, der sich in Hollywood Filmstars wie Ben Kingsley, Jason Statham und in Deutschland zum Beispiel Til Schweiger holt, um mit ihnen zu drehen -- ihn interessieren die Fördersysteme in Deutschland nicht -- er hat das Geld in aller Regel schon zusammen, bevor er an das Casting geht und braucht die „Big Names" nicht, um das Budget erst noch mühsam zu akquirieren.
„Man kann sagen, dass Uwe Boll sofort Vertrauen entgegen bringt -- zu Beginn der Dreharbeiten mussten wir das Auto mit Kameras bestücken -- wir bekamen gleich die Schlüssel und durften hantieren. Wir hätten das Auto ja auch klauen können!" Kaiser ist beeindruckt von der Unaufgeregtheit und Kollegialität, die Boll dem Filmemacher entgegen brachte. „Ich wollte die Dokumentation auch deshalb machen, weil ich Uwe Boll und seine Filme nicht kannte, sie mir im Zuge der Recherche dann nach und nach angesehen habe. Ich konnte vor allem nicht verstehen, dass die Kritik und die Filmszene so grundsätzlich negativ mit ihm umgeht. Wenn ich mir ansehe, wie menschenverachtend zum Beispiel Tarantino in seinen Filmen mit Menschen umgeht und das nur für einen schnellen Gag, dann erscheint mir die harte Kritik gegenüber Boll einseitig und borniert. Wenn man nur negative Seiten sucht, wird man sie auch immer finden, aber das klappt bei jedem". Kaiser ist sicher, dass das viel mit Enttäuschung zu tun hat, dass (deutsche) Filmemacher insgeheim in ihre Filmdosen beißen, weil sie nicht annähernd so erfolgreich sind mit dem, was sie tun, „oder zeitlebens nur auf die Fördertöpfe der Filmförderanstalten warten und damit gut leben können, aber eben nichts wagen", so Kaiser.
In Kaisers Dokumentation, die zusammen mit Kameramann Jens Madl aus Weinheim entstanden ist, werden Boll-Fans, Kritiker und Neugierige unter Spannung gehalten, denn der umstrittene Filmemacher ist ein wortgewandter und unterhaltsamer Zeitgenosse, der sich mit seinen Meinungen nicht zurück hält. Sein neuestes Projekt „Bale Out" handelt von der Gier der Banker und einem Amoklauf an der Wall Street. Klar ist, Boll wird auch weiterhin stark polarisieren -- und er wird weiterhin Filme drehen und sie in 100 Länder verkaufen: "davon kann Tom Tykwer nur träumen", meint Boll...
27 янв 2013