„Du wirst mich niemals verlassen!“ - Fantasy Bond: Die Fantasiebindung und ihre Folgen (1) 

Danke! 🙂 Ja, genau. Und weil da keiner mithalten kann, steht das einer echten Beziehung auch sehr im Wege. Fantasie ist eine Ressource, wenn wir sie nicht ständig nutzen, um vor der Realität zu flüchten. Außer wir sind in einem dunklen Kerker eingesperrt - dann können wir sie natürlich schon nutzen, um vor der Realität zu flüchten.

​@@mindmamboHaha, ne, ich sitze zum Glück nicht in einem dunklen Kerker! Danke ❤

Vielen herzlichen Dank für deinen tollen Kommentar! Du kannst dich und was dich bewegt echt wahnsinnig gut ausdrücken! Fantasie ist natürlich eine wichtige Ressource, wenn sie nicht ständig als Ort, an den man flüchtet genutzt wird. Dann dient sie im Wesentlichen der Vermeidung und wir machen etwas, was ich mal "daneben leben" nenne. Die Fantasiebindung ist ja tatsächlich ein Schutz - aber wenn wir uns zum Beispiel in einer destruktiven Beziehung befinden, wäre Abgrenzung sinnvoller als die Flucht in die Fantasie. Als Kind konnten wir uns aber noch nicht so gut abgrenzen und nicht einfach weggehen, weil wir ja tatsächlich abhängig waren. Natürlich können wir unsere Fantasie zeitweilig auch nutzen, um uns zu trösten, aber sie sollte nicht der Ort sein, an dem wir uns länger aufhalten als in der Realität (Gefahr wieder: daneben leben). Bei der Fantasiebindung geht es im Prinzip um diese Verschmelzungsfantasie und damit um eine Erlösungsfantasie. Und daran müssen wir zwangsläufig scheitern, weil eine Verschmelzung oder Erlösung ja nicht möglich ist. Das ist eine Option, die es in der Realität gar nicht gibt. Und wenn wir dann sehr stark in die Fantasiebindung gehen, leben wir eigentlich im "Es wäre so schön, wenn..." - das heißt aber gleichzeitig, dass wir nicht im Hier und Jetzt leben können, bzw. es ablehnen oder langweilig finden. Leider heißt es oft auch, dass wir uns selbst (so wie wir sind) ablehnen und z.B. uns auch wünschen, dass jemand uns für die Dinge aus dem Bereich des "Es wäre so schön, wenn..." liebt. Das führt manchmal sogar dazu, dass wir es nicht ertragen, wenn jemand unser authentisches Selbst liebt (z.B. unsere Schwächen und kleinen Macken - also Dinge, die uns tatsächlich menschlich und liebenswert machen!) - stattdessen wünschen wir uns dann, dass jemand unser "höheres Selbst" liebt, weil wir das auch besser finden als das, was wirklich ist. Und da sind wir dann wieder im Bereich der toxischen Scham. Fantasie an sich ist also keineswegs etwas Negatives, aber wenn sie größer und wichtiger wird als die Realität, wird sie zum Problem. Dann zerbrechen Beziehungen, weil sich echte Menschen niemals mit unseren Idealvorstellungen (mit denen wir eine Fantasiebindung eingehen) messen können. Das ist wieder ein "daneben leben". Da wird der echte Partner uninteressant und nervig, weil unsere Fantasie so viel perfekter ist. Oder der Job wird nervig, weil unsere Idealvorstellung so viel schöner ist. Oder das ganze Leben wird nervig, weil die Vorstellung, die wir von einem guten Leben entwickelt haben, so viel schöner ist usw. Wir wollen damit vor etwas fliehen (nämlich vor Angst), aber eigentlich werden wir dadurch immer wieder frustriert, weil die Realität immer wieder an den Klippen unserer (fantasiegebundenen) Ansprüche zerschellen muss. Also, die Dosis macht das Gift! Fantasie ist eine wichtige Fähigkeit, aber wenn wir sie nutzen, um uns zu entziehen (zum Beispiel vor den Herausforderungen des Lebens), dann wird sie dysfunktional.

Vielen Dank für deine Antwort! Merkwürdig, ich habe von RU-vid gar keine Benachrichtigung erhalten... Das freut mich, dass du findest, dass ich mich gut ausdrücken kann 😊 gerade von dir, da ich dich immer sehr bewundere, wie klar und verständlich du all diese komplexen Themen vermittelst. Hast du eigentlich ein Skript für deine Videos? Es wirkt immer so, als würdest du frei sprechen, aber gleichzeitig sind deine Erklärungen so strukturiert und detailliert, dass ich mir nicht vorstellen könnte, all das auswendig im Kopf zu haben, besonders bei der Vielzahl deiner Videos. Ich verstehe den Punkt mit der Problematik nun besser, auch durch die Erklärungen im zweiten Teil. Ich verstehe das so, dass Fantasiebindungen vor allem dann besonders problematisch sind, wenn sie mit realen Personen eingegangen werden, wenn also sehr viel auf z.B. einen Partner projiziert wird, oder? Bei Fantasiebindungen mit fiktiven Charakteren leidet zumindest kein anderer Mensch darunter als man selbst. Auch wenn man sich damit selbst im Weg dabei steht, echte Bindungen einzugehen. Kennst du die Geschichte vom Phantom der Oper? Ich hab das Buch gerade fertig gelesen, und mich erinnert das Thema so sehr daran, da das Phantom ja auch in einer Fantasiebindung steckt.

PS. Deine Bemerkung, dass man es oft nicht erträgt, für sein authentisches Selbst geliebt zu werden, finde ich ebenfalls sehr spannend. Manchmal bemerke ich, dass ich mir wünsche, auf eine Weise wahrgenommen und geschätzt zu werden, die mir eigentlich gar nicht entspricht. Obwohl ich weiß, dass dies dazu führt, dass ich mich ungesehen und unwohl fühle. Generell finde ich das Thema "man selbst sein" und die Dinge, die einen davon abhalten, unglaublich spannend.

@@sioef8760 Lieben Dank für deinen Kommentar! Jaaaa, die RU-vid-Benachrichtigungen spinnen manchmal. Das ist mir auch schon aufgefallen. Ich mache mir vorher Notizen zur Struktur. Daran orientiere ich mich. 🙂 Ich arbeite mich immer recht intensiv in ein Thema ein und dann bricht das Ganze förmlich aus mir heraus. 😅 Zu deiner Frage: Ja, genau, bei der Beziehung mit echten Menschen ist es sehr problematisch, weil dann viel projiziert wird und man im Grunde genommen gar keine Nähe zulassen kann. Das ist für alle Beteiligten schlimm. Fantasiebindungen mit fiktiven Charakteren oder mit Stars etc. sind natürlich vor allem für einen selbst problematisch. Diese Verliebtheit (oder latente Verliebtheit) wird gerne zur Selbstregulation genutzt - da werden ja auch Glückshormone ausgeschüttet, man kann sich wegträumen, muss sich nicht mit Problemen beschäftigen usw. Ab einem gewissen Ausmaß ist das sehr problematisch, weil man die Realität und damit auch sich selbst vernachlässigt. Das kann dann Suchtcharakter haben - im Prinzip ist das ein ähnlicher Effekt wie regelmäßig ein paar Bier. Ohhh, jaaaa, das Phantom der Oper habe ich als Jugendliche gelesen und geliebt! Stimmt! Erik geht da auch eine Fantasiebindung mit Christine ein, weil er quasi keine andere Möglichkeit hat - aber er hat ja trotzdem das Bedürfnis, geliebt zu werden. Ich glaube, dass (toxische) Scham oft der Grund ist - man traut sich nicht, sich zu zeigen und erfüllt sich dann stattdessen träumend die Bedürfnisse, um sich auch die Anforderungen einer echten Beziehung und den potenziellen Schmerz zu sparen. Aber das Phantom der Oper zeigt ja sehr eindrucksvoll, dass man sich den Schmerz eben doch nicht sparen kann, weil die Seifenblase auch mal zerplatzt. Wir können uns nicht komplett von der Realität abkoppeln, bzw. wenn das sehr stark der Fall ist, hat es Krankheitswert (z.B. Schizophrenie).

@@sioef8760 Ja, das finde ich auch total spannend! Wir lieben ja Menschen u.a. dafür, dass sie sich verletzlich zeigen können, weil sie dann so ehrlich sind und das schafft Nähe. Wenn jemand aber ständig versucht, etwas darzustellen, stößt uns das eher ab, weil wir natürlich spüren, dass das nicht echt ist. So etwas sickert ja förmlich aus einem raus. Es ist z.B. nicht zu übersehen, wenn jemand in eine Person verliebt ist. Das kann man kaum verbergen und wenn man es doch versucht, kommen beim Gegenüber ganz komische, widersprüchliche Signale an. Und wenn man die eigene Verletzlichkeit (oder Menschlichkeit) ablehnt, wird es unangenehm, wenn jemand einen genau dafür liebt, weil man dann für etwas geliebt wird, wofür man sich selbst schämt. Oft will man dann lieber bewundert als geliebt werden, weil sich das "sicherer" (im Sinne von "weniger schambehaftet") anfühlt. Aber wir können uns nicht aussuchen, wofür wir geliebt werden. Deshalb sollten wir immer zuerst bei uns selbst anfangen.

Lieben Dank für die Rückmeldung! Das ist echt rätselhaft. An meinem Rechner und am Handy meines Mannes ist es auch synchron... Hmmm, scheint aber vielleicht ein Android-Problem zu sein.

Danke für die Rückmeldung! Hmm, die Bildqualität ist von der Auflösung abhängig (was da bei "automatisch" eingestellt ist). Da ich mit der Laptopkamera aufnehme, ist das nicht gerade die höchste Qualität, aber wenn die Pixelzahl höher eingestellt ist, müsste das Bild schon klar sein. Hmmm, und das mit der Audiospur muss ich mal weiter recherchieren. Das ist vermutlich, weil das Mikro über den USB-Anschluss läuft. Aber erstaunlich, dass das Ursprungsvideo synchron ist - und am Rechner wird es auch synchron angezeigt. Das ist mir im Moment das größte Rätsel 😅

Ich finde es nicht schlimm...Ich höre oft einfach nur zu...danke das du diese Videos machst 🙏

@@regine4210 Vielen lieben Dank! 🙂

Danke für den Kommentar! Dann hoffe ich, dass noch einiges für dich dabei sein wird - ich hab vor, das ganze Buch von Firestone aufzubereiten.

@@mindmambo super."ich freue mich drauf…

@@debuaheini Das freut mich! 🙂 Ich finde das Thema selbst so spannend! Parallel werde ich jetzt noch - auf vielfachen Wunsch - eine Serie zum Thema "Gefühle" machen. Dann gibt's die Videos immer abwechselnd.

Lieben Dank für die Rückmeldung! Dann scheint das ein Android-Problem zu sein. Dazu habe ich auch schon was gefunden, aber das könnte ich dann vermutlich leider nicht beheben. 😞 Dann wird's eben ein etwas schräges Videoerlebnis. 😅

Herzlichen Dank für den Kommentar! Das ist ein ganz wichtiger Aspekt! Solange der Glaube einem nicht den Blick auf die Realität verstellt und einem hilft, ist er funktional. Aber wer zum Beispiel unter den Anforderungen, die der Glaube stellt, leidet oder für den Glauben tötet etc., hat ein Problem. Wenn man alleine auf Gott vertraut und nicht mehr tätig wird, weil man quasi alles in Gottes Hand legt, ist das natürlich dysfunktional. Bei Dingen, die wir nicht mehr in der Hand haben (z.B. unheilbare Krankheiten) sieht es dann nochmal anders aus. Da kann uns der Glaube dabei helfen, loszulassen und uns in Akzeptanz zu üben. In der Serie geht es aber v.a. darum, dass Fantasiebindungen mit Menschen echte Bindung mit echten Menschen verhindern und dadurch Beziehungen gefährden.

Danke für die Rückmeldung! Hmmm, das muss ich mal im Auge behalten... 🙂