Ein User im Chat des Live-Streams wies uns darauf hin, dass sich einer unserer jungen Uhus auf ein vermutlich aus dem Nest gefallenes Dohlenküken gestürzt hatte. Wir haben versucht, den weiteren Ablauf mit den Kameras einzufangen, und obwohl der Hauptakt in einer etwas schlecht einzusehenden Ecke stattfand, konnten wir einiges aufzeichnen. Doch von Anfang an.
Um kurz nach halb sechs, nach einem faulen Tag mit dem Geschwister, macht sich eines unserer Küken auf den Weg. Vielleicht hat es etwas beobachtet? Etwa, wie die junge Dohle - das spätere Opfer - aus dem Nest fiel?
Der erste Angriff muss sich um 17:47 Uhr ereignet haben, aber davon liegen uns keine Aufnahmen vor. Wir entdecken den Jäger zwar kurz darauf im Gestrüpp, aber er scheint vorerst auf dem Rückzug zu sein, vielleicht aus Angst vor der eigenen Courage. Schließlich kriecht der junge Uhu sogar in eine der tieferen Mauernischen, um kurz darauf auf der anderen Seite wieder hervorzukommen und mit einem Sprung aus unserem Sichtfeld zu verschwinden.
Währenddessen fängt unsere Kamera die junge Dohle ein, die bereits verletzt zu sein scheint (4:00). Das Tier bewegt sich im Gestrüpp und ruft.
Um 18:45 Uhr steuert einer der jungen Uhus den verwundeten Jungvogel an - ob es der zuvor im Durchgang verschwundene oder der andere aus der Nische ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Er nähert sich vorsichtig, in Etappen, dem verletzten Dohlenküken. Der Zugriff erfolgt wieder im Verborgenen - wir haben den verwischten Eindruck eines Sprungs und eines kurzen Kampfes. Die verstummenden Rufe der kleinen Dohle sprechen für sich, das Erlegen des Kükens dauert nicht lange.
Schnell wird das Beutetier an eine geschütztere Stelle transportiert und dort gerupft (8:30). Erst das Knallen eines nahen Feuerwerks bewegt unseren jungen Uhu dazu, vor Angst die Beute zu verlassen und durch einen Ausgang davon zu schleichen. Weniger als eine Stunde später sehen wir ihn wieder in der Nähe, aber ob er seine Mahlzeit fortsetzt, bleibt ungewiss.
Es ist beim Ansehen dieser Aufnahmen wichtig, anzuerkennen, dass die Natur nicht immer schön ist und auch Grausamkeiten beinhaltet, die nicht fair oder gerecht erscheinen mögen. Dennoch gehören auch diese Momente zum Kreislauf des Lebens und zur natürlichen Entwicklung unserer gefiederten Schützlinge.
27 авг 2024