Ich habe im Bereich Molekularbiologie promoviert und kann bestätigen, ähnliche Zustände gibt es auch in der Biologie und Humanmedizin. Man bekommt nur einen Vertrag für eine 50% Stelle mit entsprechend mieser Bezahlung und soll sich dann noch glücklich schätzen, dass man eine Pipette halten darf. Die erwartete Arbeitszeit liegt dann aber bei 120% und wehe man wird mal krank oder will Urlaub nehmen. Das gesamte System der Doktorarbeit, bei dem man als Doktorand komplett abhängig ist vom guten Willen des Doktorvaters ist einfach nur krank. In der Human und Tiermedizin ist es mir mittlerweile egal ob jemand einen Doktortitel hat oder nicht, ich kenne genug Fachidioten mit Doktortitel von denen ich lieber nicht betreut werden möchte. Da sind mir relevante Arbeitserfahrung und Menschen bzw Tierkenntnis deutlich wichtiger.
Und lustig wird es, wenn du 3 Jahre an dem Thema des Doktorvaters forschst, hochsignifikante Ergebnisse lieferst, diese aber die Hypothese des Doktorvaters widersprechen... Dann heißt es, er will die Ergebnisse nicht veröffentlichen und er würde einem darin nicht unterstützen, den Doktorgrad zu erlangen. ABER er hätte da ein anderes interessantes Thema, nur leider hat er gerade nicht die Mitteln, Antrag sei zwar gestellt aber bis dahin könne man ja komplett umsonst bei ihm arbeiten :/ Danach habe ich alles gepackt, meine fast 30 Urlaubstage für bis Ende des Jahres genommen und bin ohne ein weiteres Wort weggegangen. Nach mehr als 6 Jahren und einen guten Job in der Medizintechnik Branche stört mich im Biologiestudium die Mär, ein Dr. sei für das Leben außerhalb der Uni unabdingbar. Wenn ich mich in der Branche umschaue, haben die wenigsten einen Dr. Grad.
Ich promoviere momentan in Physik und auch bei uns sind die Zustände teilweise sehr fragwürdig. Ich hab zwar immerhin eine 2/3 Stelle, was ganz ok ist (nichts im vgl zur Wirtschaft) und mein Doktorvater geht auch relativ fair mit uns allen um, aber von anderen Lehrstühle hör ich oft horrorgeschichten über druck sich eigene Mittel zu holen, ungleiche Bezahlung und Verteilung von Ergebnissen und paper nach belieben, s.d. manche nach 2 Jahren fertig sind (vollkommen unrealistisch) und manche halt erst nach 6 Jahren.
Wichtiges Video! Ich bin jetzt fertiger Tierarzt und was man von den Unikliniken gehört hat bzgl. Doktorarbeiten is genau das! Deshalb mache ich das ganze nicht mit :D brauch ich nicht den Titel.
Danke, Karim! Ich kann nur immer wieder betonen wie ultra geil ich deine Videos finde! Du klärst über so vieles auf, was kaum jemandem bewusst ist und dad ist so wichtig! Leider läuft auch in diesem Bereich heute wieder alles schief... Wie bei fast allen in der Welt 🙄 Danke für die Infos, ich freue mich auf das nächste Video
Die Entscheidung betrifft mich als frisch gebackene Tierärztin im ersten Uniklinikjahr (Intern) zu 100%. Ich wurde durchaus schon von Patientenbesitzer:innen mit kritischem Blick auf meinen Klinikausweis gefragt, wann der Dr. kommt. Hier ist wirklich Umdenken angesagt!
Ich kenne das Theater aus der Biologie und hatte nach dem Studium dermaßen die Schnauze voll davon (und dann auch noch diese "publish or perish" Grütze dazu...), dass ich mir seitdem gezielt Ärzte/innen ohne Doktorgrad suche. Ist nicht ganz leicht hier auf dem Land, weil wenig Auswahl, aber ich bin extrem zufrieden mit meiner medizinischen Versorgung. Und das als ME/CFS-Patient... einen Tierarzt habe ich bisher nicht gebraucht weil ich keine Tiere halte, aber ich werde meine Regel auch hierfür nicht brechen, versprochen. edit: ...in der Biologie an meiner Uni wurden Doktorarbeiten übrigens sowas wie bezahlt. Halbe Stelle oder so. Also, ganz so gräßlich wie in der Tiermedizin ist das wohl nicht.
Traurig das sowas nieschenwissen ist. Noch trauriger das sowas "normal" ist. Danke für das Video. Wir haben unseren Tierarzt weder nach dem Preis noch dem Titel ausgesucht, sondern danach ob wir das Gefühl haben unser Hund fühlt sich dort wohl und das was in der Praxis gemacht wird erscheint sinnvoll und hilft. Dann haben wir halt nicht den Günstigsten Preis für die Behandlung... dafür ein gutes Gefühl bei der Nummer.
Danke für das Video - hatte auch schon überlegt, ob ich nach meinem Vetmed Studium eine Doktorarbeit schreiben will - auch nur "weil es cool wäre". Aber für mich war die miese Bezahlung und Dauer tatsächlich irgendwann ein großes Gegenargument. Schön, dass ich darin nun nochmal bestätigt werde. Es ist zwar im übrigen "unfair", dass die Humanis mit ihrer Doktorarbeit schon während des Studiums anfangen können, aber aus der "richtigen" Forschung wird mittlerweile oft kritisiert, dass die extrem schlecht gemacht sind und eigentlich qualitativ nicht als Doktorarbeit anerkannt werden sollten.
Wichtige Themen die du an die Öffentlichkeit bringst! Ich mag deinen Kanal total. Mich würde interessieren, wie reagieren die Aufgedeckten auf dich, als Nest beschmutzer!
Das Doktorranten Dasein ist nicht nur für zukünftige Tierärzte eine Zumutung. Das System muss generell überarbeitet werden. Im Grunde sind die Unis genauso kaputt gespart worden, wie der Rest unseres Bildungssystems. Am Ende kann man auch nicht mehr von Chancengleichheit sprechen... Dabei macht wissenschaftlich zu Arbeiten echt viel Spaß:)
Hallo Karim 🤗 Danke für deine Videos! Ich schaue sie mir voll gerne an! Mich würde das Thema OCD bei Katzen, wie das vererbt wird und ob man pauschal sagen kann, dass sobald eine Katze Faltohren hat sie automatisch davon betroffen ist. Ich hab gerade recherchiert und dabei 1000 verschiedenen Meinungen gefunden, aber jetzt weiß ich nicht was davon jetzt wirklich stimmt😅 Meinst du, du kannst dazu vielleicht etwas erzählen? Würde mich sehr freuen 😊
Ja gut, das mit dem Doktortitel ist in anderen Studiengängen auch so. Man sucht sich einen Professor aus der nett ist und dann forscht man das, was er gerade für wichtig hält und es geht auch gar nicht um die Promotion, sondern eher um Paper die gerade für sie Arbeitgruppe wichtig sind. Auch dauern unsere Promotionen auch viel länger als 3 Jahre. Nur das mit dem Gehalt ist anders(ich kann nur von der Physik sprechen), wir bekommen normalerweise Stipendien.
Mein Verlobter promoviert gerade im Maschinenbau und ist jetzt die zweite Woche am Stück im Homeoffice, weil er nur so dazu kommt wirklich Mal was für die Arbeit zu machen und es nicht heißt: mach hier, schau da Mal, betreu den mit, mach da Mal Aufsicht ...
Deprimierend! Ich habe in einem ganz anderen Bereich promoviert und wurde zwar auch nicht dafür bezahlt, durfte aber wenigstens mein eigenes Thema aussuchen und wurde nicht in einer Uniklinik ausgebeutet.
Das stimmt zumindest für das Leben außerhalb der Uni nicht. Ich bin seit längerem jetzt in der Medizintechnik- und Pharmabranche unterwegs. Die wenigsten haben hier einen Dr. Grad. Wenn überhaupt, dann nur in Entwicklungs-Abteilungen, aber auch nicht immer. Und die Leute im höheren Management haben fast alle keinen Dr Grad.
@@MelemBayati Kann ich bestätigen, nicht-promovierte Naturwissenschaftler (Dipl. oder MSc) können sich in der Medizintechnikbranche auch ohne fancy Titel eine Menge aushandeln weil sie händeringend gesucht werden. Vor Allem in der QM, das ist zwar nicht besonders glamourös, aber sehr gefragt. Wie das in tarifgebundenen Firmen aussieht weiß ich jetzt allerdings nicht, da kenne ich die Tarifverträge nicht.
Den Doktor macht man für sein Ego, wenn man wirklich was sinnvolles machen will, dann sollte man einen Facharzt machen! Super schade, dass unsere Gesellschaft leider nicht weiß 🙁
Was ist das denn für eine Aussage? Man kann doch der Wissenschaft einen Beitrag liefern wollen. Das muss nicht nur fürs Ego sein. Außerdem: was ist denn in anderen Bereichen, in denen eine Doktorarbeit bezahlt wird etc. und derjenige sich richtig in sein Lieblingsthema reinhängt und eine wertvolle Arbeit der öffentlichkeit zur Verfügung stellt? Hat er das dann für sein Ego gemacht? Finde ich einfach eine dreiste und unverschämte Behauptung.
