Sehr interessantes Video. Ich frage mich jedoch, ob zu alte Demografien nicht auch solche Probleme in die andere Richtung haben könnten. Beispielsweise, wenn junge Menschen zur Instabilität neigen, könnten ältere Menschen zur übermäßigen Stabilität neigen und sich beispielsweise nicht gegen Gesetze oder andere Dinge widersetzen, bei denen es besser wäre, sich zu widersetzen. Gibt es dazu auch statistische Zusammenhänge, da dies für uns ja sehr relevant wäre?
Vielen Dank! Das ist eine sehr interessante Frage, so herum habe ich noch gar nicht gedacht. Mir sind solche Effekte auch nicht bekannt (wenn sie denn überhaupt einmal systematisch untersucht wurden).
Ich weiß nicht, ob es einen mittel- bis langfristig beruhigen sollte, im 2. Sektor des Koordinatensystems zu sein. An sich heißt es doch, dass die dominierende Generation überaltert ist. Und weil vor ihr keine Generation mehr kommt, gegen die sie sich wenden kann, müsste die gegen sich selbst 'revolutionieren' oder 'Krieg führen' oder zulasten der jüngeren Generation handeln. Und weil das unbequem ist und Selbstzweifel erzeugen würde, lässt sie es bleiben. Da nun aber sehr große, sehr schwer lösbare Aufgaben anstehen (Klimawandel, große geopolitische Umwälzungen, ...), kann so ein 'weiter so'-Mindset gerade diese nicht lösen. Politische Stabilität hin oder her ...vielleicht sollte man das um die fat-cat-theory erweitern: Zu bequem, zu schwer und selbstgefällig, um Zukünftigem zu begegnen.
Ich wäre etwas vorsichtig mit kausalen Beziehungen hier. Hohe Geburtenraten könnten auf andere ursächliche Aspekte von Social Unrest hinweisen. Zum Beispiel hätte ich gern die gleiche Grafik mit Fundamentaler Religiösität oder Armut auf der X-Achse gesehen.
Oben in der Beschreibung finden sich die Links zu beiden Videos, die ich zur Youth Bulge Theorie gemacht habe, neben Russland auch Afghanistan und China, dort erkläre ich das Modell noch einmal genauer.
Wie immer: Danke für das Video! einige Gedanken dazu: Korrelation ist wohl nicht gleich Kausalität. Im Umkehrschluss müssten alternde Gesellschaften stabil sein - als zB. Russland oder China, sind es aber beide nicht. Gegenthese: In Kinderreichen Staaten gibt es eine hidden variable, die einerseits Instabilität produziert und als Sekundäreffekt die Menschen zu vielen Kindern "zwingt" (e.g. wegen Alterssicherung oder hoher Sterblichkeit). Dann hätten wir beim Youth Bulge Teorem eine Scheinkorrelation analog dem Großbrand und der großen Anzahl an FW Leuten. Ad Israel: Die Religiösen in Israel beteiligen sich nicht aktiv am Staat, konsumieren aber dessen Leistungen (Gesundheitssystem, Sicherheit), klar dass das Unmut der anderen arbeitenden schürt! Auch die Israelis wissen, dass mit der Intoleranz der Religiösen kein Staat zu machen ist.
Aber gerade Russland und China SIND stabil in dem Sinne, dass die Bevölkerungen ziemlich passiv sind und sich nicht gegen die Regierenden wenden. Stabilität heißt ja nur, dass die Tendenz zum Aufbegehren, zum Terrorismus gering ist.
@@gadgetvideos ahja, evtl. habe ich Stabilität anders interpretiert... btw: ich erinnere mich, dass China auf eine Situation wie 1989 zusteuert, nämlich viele gut ausgebildete Junge und 25% Arbeitslosigkeit. Das sind zwar keine Radikalen, aber wegen der pol. Struktur führt das unweigerlich zu Instabilität in CN. haben sie vielleicht den Index gefunden unter den vielen world-development-indicators gefunden?
Eine Korrelation heißt doch nicht, daß ein ursächlicher Zusammenhang besteht. In diesem Fall ist es ja eher so, daß die Geburtenraten hoch sind bei Palästinensern und orthodoxen Juden, weil beide Seiten versuchen, einen Vorteil zu erreichen. 🤔
Meiner Meinung nach, stimmt die "Youth Bulge Theorie" nur indirekt, weil durch einen hohen Anteil junger Leute in aller Regel sehr viele junge Leute auch Unterbeschäftigt sind. Denn in den Ländern mit hohem Bevölkerungswachstum, wo es gelingt die jungen Leute gut zu beschäftigen gibt es keine oder wenige Probleme.
Habe mir beide Länder einmal angeschaut, liegen zwischen Gaza, Israel und Deutschland quasi idealtypisch auf einer Geraden. Die Theorie wird durch beide Länder tatsächlich bekräftigt.
Ich halte nicht sehr viel von der "Youth Bulge Theorie". Man sieht auf der Grafik, dass es doch einige Länder im Quadranten oben rechts gibt, die bei hohem Anteil an jungen Leuten gleichzeitig politisch stabil sind. Die Grafik zeigt zwar eine gewisse Korrelation, dass Länder mit hohem Anteil an jungen Menschen tendenziell eher politisch instabil sind. Ich glaube aber, dass bei den meisten Konflikten, dann doch andere Faktoren mehr ins Gewicht fallen, als die Demographie.
Ich gebe Ihnen recht, dass monokausale Erklärungen bei solch komplexen gesellschaftlichen Dynamiken selten vollständig sind, allerdings ist eine hoch signifikante Korrelation von über 60% schon außergewöhnlich hoch im sozialwissenschaftlichen Kontext.
@@vonjd Sehr gut, wir sehen also eine signifikante Korrelation zwischen beiden Faktoren. Nun kann man aber schlecht auf die Ursachen schließen. So könnte ein hoher Anteil an jungen Menschen zu politischer Instabilität führen. Oder anders herum, politische Instabilität könnte zu einem hohen Anteil an jungen Menschen führen. Könnte aber auch sein, dass es hauptsächlich andere Faktoren sind, die beides begünstigen.
@@vonjd Interessante Idee, dass ein hoher Anteil junger Menschen eine Gesellschaft nicht gerade stabiler macht. Von der Idee halte ich aber eher weniger. Hierzu müsste man sich eben mal die Länder oben rechts im Diagramm genauer ansehen, welche ja "trotz" hohem Anteil an jungen Menschen politisch stabil sind.
Das ist eben die große Frage. Zur Zeiten des Europäischen Youth Bulge haben sich Katholiken und Protestanten massenweise abgeschlachtet. Heute können wir uns das in Deutschland gar nicht mehr vorstellen und verstehen, wir haben es faktischen vergessen, obwohl sich die Religion nicht geändert hat.
Vielen Dank für ihr interessantes Video und ihren Kanal. Mit Freude hab ich festgestellt das hier Data Science, R und praktische Anwendungsbereiche Hand in Hand gehen. Liebe Grüße aus Berlin!