Der Vorteil, den ein Freibauer darstellt, ist offenkundig - wenn er das Umwandlungsfeld muss der Gegner normalerweise eine Figur für ihn geben. Auch wenn ein Freibauer noch nicht automatisch zur Umwandlung voranschreiten kann, bedeutet er in aller Regel dennoch einen seinen Besitzer. Der Gegner muss stets ein wachsames Auge auf diesen Bauern haben, und er wird wahrscheinlich sogar zu seiner Bewachung eine Figur delegieren müssen, die dann am sonstigen Kampf nicht vollwertig teilnehmen kann.
Aber wie bei allen Prinzipien im Schach gibt es auch hier einige Vorbehalte:
1) Zunächst einmal muss es moglich sein, den Freibauern zu unterstützen - der Grad der Unterstützung ist genauso wichtig wie der bloße Besitz des Freibauern. Ein Freibauer, der nicht unterstützt bzw. gedeckt werden kann, ist vielleicht nichts anderes als ein Bauer, der sich zu weit in Feindesland vorgewagt hat, nur um dort eingekreist und gefangen genommen zu werden. Auch ist ein Freibauer oft nicht viel wert, wenn alle restlichen Figuren an seine Verteidigung gebunden sind. Die nützlichsten Freibauern sind mithin diejenigen, die mit der sparsamsten Unterstützung auskommen, damit die anderen Figuren freie Hand für das übrige Geschehen auf dem Brett haben. Am besten ist es, wenn der Freibauer durch einen anderen Bauern gedeckt wird.. In diesem Fall bedarf es zum Schutz des Freibauern überhaupt keiner anderen Figuren.
2) Die Gefährlichkeit eines Freibauern hangt davon ab, wie weit er vorgerückt ist. Ein Freibauer
auf seinem Ausgangsfeld wird den Gegner nicht gerade in Angst und Schrecken versetzen, einer auf der sechsten Reihe vielleicht schon.
3) Freibauern werden um so gefährlicher, je weniger Figuren auf dem Brett verbleiben. Der
Grund dafür ist einleuchtend. Wenn Sie sechs Figuren haben, und eine davon muss einen Freibauern unter Kontrolle halten, ist das vielleicht lästig, aber keine Katastrophe. Wenn Sie nur noch eine Figur haben, und die ist durch einen gegnerischen Freibauern gebunden, kann Sie das die Partie kosten.
4) Ein Freibauer, der die fünfte Reihe noch nicht überschritten hat und sicher blockiert ist, stellt
inter Umständen keine große Bedrohung dar. Angenommen , Sie haben z. B. Bauern auf e4 und d5, und 1hr Gegner hat einen Bauern auf e5 und einen Springer auf d6. Wenn der Blockadespringer nicht vertrieben oder weggelockt werden kann, bringt Ihnen der Freibauer vielleicht gar nichts. Wenn beispielsweise Weiß hier nur noch einen weißfeldrigen Läufer hat, ist der Freibauer vielleicht sogar hinderlich.
Wenn ein Freibauer gefährlich ist, sind es zwei um so mehr, besonders wenn sie auf nebeneinander
liegenden Reihen agieren ‑ die so genannten verbundenen Freibauern. Wenn Sie Seite an Seite vorrücken, ist es oft schwierig oder gar unmöglich, sie aufzuhalten, denn eine Figur, die einen davon blockieren versucht, kann vorn anderen Bauern wieder verjagt werden.
17 сен 2024
