Dorf oder Stadt? Was will ich auf der Modellbahn als Ortschaft bei meinem Bahnhof? Und was ist überhaupt der Unterschied? Darum geht es in diesem Video. Die Platzfrage ist bei dieser Entscheidung beinahe nebensächlich, denn in beiden Fällen muss man sehr sorgfältig auswählen, um ein überzeugendes Ergebnis zu erhalten.
Ich war bei der Herstellung des Videos sehr überrascht über die Vielfalt der Funktionen eines Dorfes. Es ist daher deutlich größer geworden als gedacht, und ich konnte mit meinen vorhandenen Ankersteinen nur den Dorfkern darstellen.
Bauerndörfer auf der einen Seite und (ostelbische) ehemalige Gutswirtschaften und LPG-Betriebe unterscheiden sich erheblich von dem hier gezeigten Handwerkerdorf. Hier noch ein paar Daten zur fiktiven Geschichte dieses Dorfes und zu den Aufnahmeorten der Fotos:
Die Kirche ist von ca. 1450, hat ihren hohen Turmhelm aber erst um 1880 erhalten. Das Rathaus war 1740 als Rentamt der Barone von Zinswarth erbaut und dient seit ca. 1860 als Rathaus. Dahinter war die Zehntscheuer, die nach dem Bau der Ankertaler Kreisbahn (1895) irgendwann abgerissen wurde und Platz für Laden und Handwerker schaffte. Der Laden von 1908 wurde 1958 auf Selbstbedienung umgestellt und hat den großen Supermarkt-Anbau seit 1967. Die Tankstelle von 1956 wurde ab 1978 lange als Getränkemarkt genutzt und ist jetzt Sitz eines Versicherungsvertreters. Das Gasthaus ist so oft umgebaut worden, dass man ihm das Baujahr 1680 nicht mehr anmerkt. Die Schule hat 1965 die alte Zwergschule ersetzt. Die Festhalle von 1937 ist mal wieder renovierungsbedürftig. Das Gemeindezentrum hat 1973 den Architekturpreis des Dorfentwicklungsprogramms der Landesregierung erhalten. Seither ist der Dorfplatz aufwändig neu gepflastert worden und hat einen „historischen“ Brunnen erhalten, aber außer Renovierungen hat sich nicht mehr viel getan. Na, du wirst dir ja sowieso deine eigene Geschichte ausdenken.
Das als Foto gezeigte „westfälische Dorf“ ist Albersloh. Die Hinweistafeln stehen in Hamm, die Eigenheimsiedlung ist in Rhynern bei Hamm, die Mietskasernen stehen in Rüsselsheim. Bahnhofstraße und Kaufhaus sind in Göppingen, die Verbindung von Politik und Handel war in Stralsund, die (TH)OMAS-Apotheke ist in Münster und der Viren-„Reperateur“ war in Berlin.
Die echte Stadtmauer steht in Blaubeuren, das sehr modellbahnige "Hochhaus" mit Tanke im Erdgeschoss fand ich in Neheim-Hüsten.
Ein richtiges Dorf hätte natürlich noch eine Eigenheimsiedlung, ein Gewerbegebiet mit Bauunternehmung und weiteren Handwerkern sowie einem Autohaus einer weniger prestigeträchtigen Marke, wahrscheinlich auch einen richtigen Bahnhof mit Güterabfertigung und Post, und die Raiffeisengenossenschaft hätte noch ein Anschlussgleis gehabt. Ganz schön viel - und von der Stadt gar nicht zu reden.
Bildnachweis
Jossa mit Viadukt: Emmaus, Städtisches Fachwerkhaus (Fritzlar): Hans, Bauernhof: Brigitte Werner, Fußballrasen: Clcker-Free-Vector-Images. Titelmotiv auf der Anlage von Georg in Pattonville. Im Übrigen eigene Motive und Aufnahmen.
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20 авг 2024
