Wie sieht er aus, der gute, gesunde, ursprüngliche Wald? Gab es überhaupt jemals so etwas wie den Ur-Wald? In Bayern werden jetzt einzelne Wälder sich selbst überlassen - es darf wachsen, was wachsen will - die Schwierigkeit dabei ist, einfach nichts zu tun.
Unsere Wälder seien Menschenwerk, sagt Naturfilmer Jan Haft, und es gebe einen wichtigen Faktor, der fehle, nämlich die großen Tiere. Früher hätten etwa Auerochsen und Wisente unsere Wälder gestaltet, denn sie haben gefressen, geschält, geknabbert, gezwickt.
Einfluss des Menschen
Wie hat er ausgesehen, der Wald vergangener Jahrhunderte? Dichter, dunkler, unzugänglicher Urwald-Dschungel? Nein - man sollte ihn sich eher vorstellen wie einen wildwüchsigen Park, sagt der Evolutionsbiologe Josef Reichholf. Sobald der Mensch aufgetaucht ist, habe der Wald sich nicht mehr urwaldmäßig entwickelt. Die Menschen hätten ihn als Holzlieferant genutzt und auch als Weidegrund für Rinder und Schweine bewirtschaftet.
Im Bayerischen Wald setzte man früher auf Forstbetrieb, pflanzte Fichtenmonokulturen und musste erfahren, wie anfällig der Wald damit wurde: Es gab etwa umgelegte Bäume durch Windbruch oder die Verwüstungen des Borkenkäfers. Ein Mischwald voller unterschiedlicher Bäume in verschiedensten Lebensaltern ist weniger gefährdet. Im Nationalpark Bayerischer Wald versucht man, den Wald wieder wilder werden zu lassen, nicht einzugreifen, ihn sich selbst regenerieren zu lassen. Zum Urwald mache ihn das noch nicht, sagt Autor Herbert Pöhnl, aber immerhin zum "halbwilden Wald".
11 сен 2024
