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Der Narzissmus-Trick - Folge 3: Der Mythos von Narziss 

Klaus Schlagmann
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In Folge 3 von "Der Narzissmus-Trick" stelle ich den Mythos von Narziss in sieben antiken Varianten vor, die Friedrich Wieseler bereits 1856 zusammengestellt hat. Das Buch von Wieseler ist übrigens online einsehbar.
Diese Sammlung hat auch der Freud-Schüler Otto Rank verwendet, als er 1911 den "Narzissmus"-Begriff für die Psychoanalyse besetzt hat. Das heißt also: Das Wissen um diese verschiedenen Versionen stand denjenigen zur Verfügung, die - zusammen mit Sigmund Freud - dieses Konzept ihren "Erfindern" - Havelock Ellis und Paul Näcke (1898/99) entrissen und ganz für das Gedankengebäude der "Psychoanalyse" vereinnahmt hatten.
Kurz gesagt: Der Mythos erzählt davon, wie man an sozialen Beziehungen LEIDEN kann.
1.) Ellops hat sich in den hübschen 16-jährigen Narziss verliebt. Weil Narziss das nicht mag, bringt Ellops ihn um (Homizid).
2.) Ameinias wirbt beharrlich und penetrant um eine sexuelle Beziehung mit Narziss. Weil ihn Narziss fortgesetzt abweist, gibt er auf sehr spezielle Weise auf: Er nimmt sich auf der Türschwelle des Narziss das Leben. Im Sterben fleht er die Götter an, seinen Tod zu rächen. Tatsächlich lässt sich ein Gott zu diese widersinnigen, unbegründeten "Rache" vereinnahmen. Narziss stirbt an den Folgen dieser Rache (erweiterter Suizid).
3.) Echo ist eine hohle Nymphe, die immer nur die Worte eines anderen nachplappern kann. Sie hat sich in Narziss verliebt, kann jedoch seine strikte Zurückweisung, nachdem sie ein paar belanglose Sätze "gewechselt" haben, nicht verkraften. Sie siecht vor sich hin, bis sie am Ende völlig zergeht. Auch hier fühlt sich eine Gottheit, die Göttin Nemesis, angeblich berufen, ihren Tod zu rächen. An den Folgen dieser Rache stirbt Narziss. (Hier kann man wohl ebenfalls von einem erweiterten Suizid sprechen.)
4.) Narziss hat eine Zwillingsschwester. Die beiden sind unzertrennlich (gleiche Haare, gleiche Kleidung, gleiche Hobbys). Dann stirbt die Schwester mit 16 Jahren. Beim Blick in sein Spiegelbild im Wasser wird er an sie erinnert und versucht verzweifelt - und vergeblich -, sein Spiegelbild festzuhalten.
5.) Narziss such seinen Vater, den Flussgott Kephisos. Da wird er wohl auch ins Wasser geguckt haben. Das Spiegelbild, das ihm entgegen geschaut hat, dürfte ihn an den Vater erinnert haben. An dem Versuch, es - den Vater - festzuhalten, verzweifelt er tödlich.
6.) Narziss blickt in die Quelle, die den Namen seiner Mutter, der Quellnymphe Leiriope, trägt. Hier lässt sich das greifen nach seinem Spiegelbild unschwer als (vergebliches) Festhalten-Wollen der Mutter verstehen.
7.) Auf dem Hintergrund der letzten drei Varianten erscheint der Griff nach dem eigenen Spiegelbild im Wasser zu bedeuten, dass Narziss seine eigenen Vergänglichkeit erkennt und daran verzweifelt.
Der Mythos erzählt also, dass man daran leiden kann, wenn man von ungeliebten Menschen sexuell bedrängt wird, welche die (völlig berechtigte) Zurückweisung mit der Vermittlung von physischer oder psychischer Gewalt quittieren.
Und man kann daran leiden, dass einem geliebte Menschen an den Tod verloren gehen.
Näheres dazu auch unter narzissmus-dis...
Hier die playlist mit allen Videos aus der Serie "Der Narzissmus-Trick": • Der Narzissmus-Trick
Literatur:
Ellis, Havelock (1898): Auto-Erotism: A Psychological Study. In: The Alienist and Neurologist, 19, S. 260-299
Freud, Sigmund (1914): Zur Einführung des Narzissmus. Wien, Internationaler psychoanalytischer Verlag
Näcke, Paul (1899 a): Die sexuellen Perversitäten in der Irrenanstalt. In: Psychiatrische en Neurologische Bladen, 3, S. 122-149
Näcke, Paul (1899 b): Kritisches zum Kapitel der normalen und pathologischen Sexualität. In: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, 32, S. 356-386
Rank, Otto (1911): Ein Beitrag zum Narzissismus. In: Jahrbuch für psychoanalytische und psychopathologische Forschung, S. 401-426
Schlagmann, Klaus (2008): Zur Rehabilitation von Narziss. Mythos und Begriff. In: Integrative Therapie. Zeitschrift für vergleichende Psychotherapie und Methodenintegration, 34, S. 443-464
Schlagmann, Klaus (2021): Die Narzissmus-Lüge. Über den Missbrauch eines emanzipatorischen Mythos. Frankfurt a.M., R.G. Fischer Verlag
Wieseler, Friedrich (1856): Narkissos. Eine kunstmythologische Abhandlung nebst einem Anhang über die Narcissen und ihre Beziehung im Leben, Mythos und Cultus der Griechen. Göttingen, Die­terich digi.ub.uni-he....

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25 авг 2024

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