Mir dröhnt der Helm an den Ohren,
Wenn Hagen im Kampf Befehle gibt, -
Und hab unter Speeren und Sporen
Doch keine Stimme wie seine geliebt.
Was immer der Tronjer begonnen,
Es dünkte mir edel und eisern gut, -
Und ich sah doch beim Odenwald-Bronnen
An seinem Speere auch Siegfrieds Blut!
Hochmütig und Freund der Gewalttat,
So reitet er durch die umdüsterte Welt,
Und um was seine Faust sich geballt hat,
Das hält sie in Treue, die niemals zerspellt.
Wir, die wir den Lehnseid geschworen,
Stehn täglich gelassen vor offenem Grab,
Doch Hagen hat etwas verloren,
Das keiner von uns seinem Lehnsherrn gab:
Wenn er geht durch die Gassen der Zelte,
So raunts an den Feuern beidseits um ihn her:
»Der bessere Mann, den er fällte,
Trug bückend im Rücken den tückischen Speer!«
Und reiten im Heerzug die Scharen,
So flüstern von Sattel zu Sattel es rauh:
»Der Hort, nach dem wir einst gefahren,
Er raubte ihn heimlich der wehrlosen Frau!«
Er ist, den die Edelsten scheuen,
Er ist von den Dornen des Grauens umzäumt,
Und der treueste aller Getreuen
Fand selber nicht einen hingebenden Freund.
Wir gaben an klirrenden Tagen
Dem König den Schwertarm für billige Huld, -
Doch am schwersten Tage gab Hagen
An Gunther den Eid: »Mein Teil sei die Schuld!«
Drum, ob auch das Herz mir erzittert,
Als Siegfried gestöhnt und als Kriemhild geweint,
Doch bist du, vom Grauen umwittert,
Der Held meiner Lieder, mein Hagen, mein Freund!
Worte: Börries von Münchhausen
Weise: Dr. Öse
23 фев 2022