Hallo liebe Eisenbahnfreunde, die Außerdienststellung der Baureihe 234 bei der DB AG bietet Grund für einen Rückblick.
Wer sich am "politisch inkorrekten" Spitznamen für die Loks "schnelle Großrussen"stört, mag mir verzeihen- als dieser Name geboren wurde, interessierte noch kaum Jemanden der Unterschied zwischen Russland und der Ukraine als eigentliches Herkunftsland der "Ludmillas".
Ein wenig Geschichte: Anfang der 1990er Jahre wurde ein Mangel an schnellfahrenden Loks deutlich.
Mit den Achsgetrieben der 230 (für 140 km/h ausgelegt) wurden über 60 Maschinen zur neuen Baureihe 234. Etwa ein Drittel wurde weitsichtig mit ZWS.
Auf den Fernverkehrsmagistralen sowie im Nahverkehr wurden die 234 eingesetzt, wanderten später mit Elektrifizierung der befahrenen Strecken in weniger bedeutsame Dienste ab.
In Meck-Pomm, Brandenburg, Berlin und Sachsen wurde Nahverkehr, zwischen Sachsen und Franken mit den IR Fernverkehr befördert.
1999/ 2000 liefen die HU-Fristen vieler 234 ab, die noch unabkömmlich waren. Im Nahverkehr wurden die Loks aber immer mehr durch Triebwagen verdrängt.
Im Mai 2000 hatten 234 schon Federn lassen müssen, doch in Thüringen wurden mit der Bespannung der IR der Mitte-Deutschland-Verbindung zwischen Weimar und Jena/ Gera ein neues Tätigkeitsfeld eröffnet.
Als Mitte 2001 nahezu alle Interregio-Leistungen geopfert wurden, gab es für die noch vorhandenen 234 keine sinnvollen Aufgaben mehr. Trotz der erst z.T. Monate zuvor ausgeführten Hauptuntersuchungen wurden Maschinen verschrottet, andere zu 232.9 umgebaut. Dazu wurde die Anfahrzugkraft durch angepasste Getriebe verändert mir geringerer Höchstgeschwindigkeit.
2001 kam man auf die Idee, einige 234 in Süddeutschland einzusetzen!
Dies kam geradezu einer Sensation gleich, einige Maschinen waren dem drohenden Ende entkommen- allerdings nur diese mit ZWS. Neue Aufgabe sollte nämlich nun das IC-Zugpaar auf der "Südbahn" Ulm - Lindau sein, welches die Interregios im Taktverkehr ersetzte. Mit Bordbistro und weitgehend aus IC-Wagen gebildet, stellte eine 218 keine adäquate Bespannung dar. Doppeltraktion war im Schiebebetrieb nicht möglich und Umsetzen in Friedrichshafen zum Fahrtrichtungswechsel sollte vermieden werden. Hier kam die 234 zum perfekten Zeitpunkt.
Ab 2003 erweiterte sich wieder das Einsatzfeld, indem ein früheres zurück kam: nach dem Desaster mit den ICE-TD (Abstellung), den glücklosen IC-612 und 610 wurden IC-Züge der Relation Dresden - Nürnberg bespannt, wie auch nach Prag neben 232/ 233.
Nun noch von Ulm aus eingesetzt, kamen die 234 "in die Jahre", die Zuverlässigkeit ließ zu Wünschen übrig und die Fristen neigten sich langsam dem Ende entgegen.
2005 wurde IC "Nebelhorn" 2084/ 85 bespannt, ein Test mit dem IC 2012/ 13 "Allgäu" verlief nicht erfolgreich und verblieb bei 2x218.
Noch waren sie als ICE-Abschlepploks eingeteilt, was zu kuriosen Einsätzen auf der Gäubahn führten im Cisalpino-Ersatz.
Im Dezember 2007 stand das IC- Ersatzkonzept der Südbahn: mit 2 x218, 234-HU waren nicht mehr notwendig.
2008 wurden die restlichen noch betriebsfähigen Loks im Umleiterverkehr auf der "Ostbahn" eingesetzt.
2009 war Schluss, da man für die 234 keine Verwendung mehr fand. Doch wie schon 2001 zeigte sich eine weitere Zukunft: DB Fernverkehr übernahm zwei 234 für Reservezwecke.
234 242 und 278 erhielten anschließend eine Hauptuntersuchung.
Zum Einsatzfeld gehörten Abschleppdienste, Ersatz für def. Eloks, Traktion für Umleitungen, einige Plantage des EC-Paares 178/ 179 "Alois Negrelli" Angermünde - Stettin und Überführungsfahrten mit Nachtzügen.
Fast spektakulär waren die Bespannung eines Sdz zwischen Göschwitz und Schweinfurt, sowie bei den EC-Umleitern München - Salzburg.
Überraschend wurden zum 8.Januar 2015 beide abgestellt und stehen nun zum Verkauf.
Eine Ära geht nun wohl endgültig zu Ende...?!
Im Video zeige ich euch meine 234-Begegnungen.
Sie reichen vom Vogtland über Franken, Thüringen, Berlin, Baden-Württemberg bis nach Bayern.
Wer die 232 findet, Glückwunsch :-)
Viel Spaß beim Ansehen und Erinnern... euer Torsten
21 янв 2015
