Q&A Non-Binary: Pronomen, Dysphorie und Buchtipps 

Würde ich unglaublich gerne (mit besserem Mikrofon ;)), aber ich habe noch kein Thema gefunden. Mit meinem Herzensmenschen hatte ich mal eine kleine Podcastreihe zum Thema Polyamorie und Mononormativität geplant, aber so richtig war es das wohl nicht, jedenfalls hat es nicht so unter den Nägeln gebrannt, dass ich dafür andere Themen weggeben wollte. Hättest Du Interesse an einem Podcast zu einem bestimmten Thema?

Eigentlich ist es doch egal worüber du sprichst - wir hören dir zu 🌼 ich finde, du hast so viel zu erzählen und allein deine Person bietet ein so großes Spektrum an Themen, die mich und wahrscheinlich viele andere ansprechen werden. Du inspirierst mit jedem Wort!

Würde ich auch total toll finden 💝

Sehr sehr fabelhafte Idee! 😍 Jedes Thema dass du hier ansprichst ist super interessant, jedoch würde mich auch die Thematik mit der Nachhaltigkeit und Gesellschaft interessieren :)

Thanks for sharing ✨ You could play with asking others to not use any pronouns at all for you, with neopronouns like sier/dey/xier/... or neutral pronouns from other languages like the Swedish hen. It's totally understandable that there is a form of distress in you.

Hallo Carik. Vielleicht hilft Dir dieser Gedanke: In diesem Schritt Deiner befreundeten Person geht es nicht um Dich. Ein respektvoller Umgang ist, die Pronomen zu verwenden, die ein Mensch für sich selbst wählt, diese Entscheidung geschieht ja nicht ohne Grund. Sieh es mal so: Stell Dir vor, eine Person würde ihren Namen ändern, weil sie damit ganz viele schlechte Erfahrungen oder Trauma verbindet, in dem Fall würdest Du doch (hoffentlich) auch nicht denken, dass das ja nicht so wichtig sei. Ich glaube, gute Freund*innenschaft besteht auch darin, der anderen Person respektvoll begegnen zu wollen und ihr nicht weh zu tun. Ich hab ein Video gemacht, wie Du ein guter Verbündeter sein kannst für trans und/oder nonbinary-Personen, schau da gern mal rein: ru-vid.com/video/%D0%B2%D0%B8%D0%B4%D0%B5%D0%BE-HJoTUyN0P3w.html

Ouh, ASMR ist leider irgendwie gar nicht meins ;)

Danke für Dein Feedback :) Dieses Video hat ja selbst für meine Verhältnisse deutliche Überlänge, aber ich freu mich, dass das, so wie die Reaktionen bislang jedenfalls sind, ab und an und wenn das Thema es erfordert schon auch okay ist. Vielleicht helfen diese Links mit denen andere zu den Themen ihrer Wahl springen können ja auch.

Ich glaube, mich wundert eigentlich am meisten, dass manchmal Menschen, die explizit keinen Bezug zu meinen Themen haben (wollen), immer wieder auf den Kanal zurück kommen nur um noch ein weiteres Mal zu spucken. Zeit ist doch zu kostbar dafür.

vielleicht haben diese menschen zu viel davon, ich weiß es nicht... sie könnten mir auf jeden fall gerne ws davon abgeben :D

Danke für's Daumen drücken! Ich würde beides unsagbar gern angehen, das mit dem Hörbuch liegt aber in deutlich größerer Ferne, einfach weil mir das Lesen noch immer schwer fällt und das Vorlesen noch schwieriger ist. Da bin ich noch lange nicht bei der Leistungsfähigkeit, die ich vor dem Krebs hatte. Ich arbeite daran, dass das Schreiben wieder eine größere Priorität in meinem Leben bekommen kann, vielleicht klappt es dann eines Tages ja auch mit dem Buch :)

zimtkopfliest ich würde es feiern 😍😍😍🍀🍀 und ich glaube ganz fest dran

Die Bücher sind leider alle auf Englisch, ja und soweit ich weiß auch nicht übersetzt. So schade. Von Daras Buch weiß ich, dass es allerdings in ziemlich verständlichen Englisch geschrieben ist. Vielleicht kennt hier ja wer Bücher in dieser Richtung auf Deutsch? Schreibt das gern mal in die Kommentare. Fast bin ich versucht, es selbst zu schreiben, das würde mich sehr reizen.

Ich hatte Philosophie und Soziologie dort studiert und jedenfalls damals war der Bereich Geschlechtersoziologie auch Pflicht. Ich bin heilfroh darüber und hab es sehr bedauert, erst so spät davon erfahren zu haben, einmal inhaltlich und weil ich wirklich gern das Zertifikat gemacht hätte, das aber damals schon sehr früh begonnen werden musste, wenn Du in der Regelstudienzeit bleiben wolltest. Damals hat mir die Geschlechtersoziologie einige Bretter vor dem Kopf zertrümmert, ich glaube, im Nachhinein bin ich einfach dankbar dafür. Was die Lehre betrifft, habe ich mich an den Gender Studies der HU, mit den Veranstaltungen der TU und vor allem der Lehre in Bergen, Norwegen im Rückblick besser Informiert gefühlt, aber für den Einstieg war Potsdam sehr hilfreich.

Ich denke, es hängt viel von der eigenen Lesart ab und an dem Punkt lässt sich arbeiten, wenn Du es möchtest. Ob Du es als Einschränkung und nervig oder als Bitte und wichtig erlebst, kannst Du stark mit beeinflussen. Für mich persönlich ist die Bitte um die korrekte Nutzung meiner Pronomen immer nur eine (sehr ernste) Bitte. Wenn eine Person stolpert fühlt sich das mies für mich an, aber ich kann es kontextualisieren und mit einer unaufgeregten Entschuldigung ist es dann auch gut. Es braucht auf meiner Seite Geduld und auf der anderen Seite den Willen, sich zu bemühen. Ich würde Dir dazu raten, mit der Person zu sprechen darüber. Es ist schwierig, da von außen etwas zu sagen ohne die Situation zu kennen - vielleicht reagiert die Person sehr heftig, wenn Du ausrutschst (finde ich auch verständlich, weil es ein über-häufiges Problem im Alltag sein kann, ich finde es nur verständlich, dass dann irgendwann der Geduldsfaden reißt. Wie hilfreich das in dem Moment ist ist eine andere Frage). Oder es braucht an Deiner Stelle, wenn Du die Beziehung nicht abschreiben willst (das wäre schon eine krasse Reaktion nur weil es aufwändiger ist, die richtigen Pronomen zu trainieren), auch einfach noch mal ein Gespräch mit der Person in der sie Dir erklärt, weshalb ihr die Pronomen wichtig sind und welchen Umgang ihr als Prozess etablieren könnt. Es ist auch einfach eine Übungssache.

Ein Tipp noch: Es kann helfen, neue Namen und Pronomen einfach zu üben, laut ausgesprochen oder auch nur gedacht und sie auch innerlich zu korrigieren, wenn Du über die Person gerade nachdenkst :) Ich hoffe, das hilft weiter.

Ja, das würde mich sehr interessieren, gern!

und wenns doch zu viel Text wird, mach ich vielleicht ein kleines Video draus, wenn ich mich traue :) Mir kribbelt es gerade etwas unter den Fingern auch einen eigenen Channel zu machen und ein klein wenig hast du Anteil daran, dass ich dazu inspiriert und ermutigt bin ;)

Mach das auf jeden Fall! :)

Für geht es dabei nicht deckungsgleich um Rollenbilder, sondern um Geschlechtsidentität. Klar lehne ich auch Rollenbilder ab, die an Frauen getragen werden, aber ich kann Frauen auch sehr gern dabei erleben, wie sie sehr beeindruckend diese Bilder brechen und ein sehr davon abweichendes Leben leben und sie bewundern - trotzdem erlebe ich mich selbst nicht als eine- Das ist Bestandteil meiner sozialen Dysphorie. Es gibt Menschen, denen ganz egal ist, wie sie benannt oder gelesen werden, mit ihren Geschlechtsidentitäten und Gesellschaftserwartungen spielen oder sie genussvoll ausreizen können. Für den Geschlechtsidentitätspart trifft das für mich nicht zu - ich habe das intensiv versucht, letztendlich geht es für mich selbst um ein Selbsterleben. Nicht Frau. Auch nicht Mann. Sondern irgendetwas dazwischen - und das ist vollkommen in Ordnung so. Ich erlebe eine körperliche Dysphorie gegenüber meiner Brust, auch hier habe ich über die Jahre sehr versucht, mir zu sagen, dass ich nur meinen Körper schön finden muss. Diese Dysphorie speist sich aber genauso wie meine soziale aus einem Selbstverständnis. Du kannst Dir das vielleicht so vorstellen als würde Dir in Deiner Pubertät ein Alien an Deinem Ellbogen wachsen. Es geht nicht so um die Ästhetik dieses Aliens, sondern um seine Anwesenheit, er darf gerne bei anderen wohnen und es ist okay, wenn andere in der Lage sind sich mit ihm zu versöhnen, für mich trifft das nicht zu. Dieser Alien ist für mich meine Brust. Und, dass ich als Frau gelesen werde. Selbst wenn Menschen mit den schönsten, emanzipiertesten Beschreibungen als Frau auf mich referieren knirscht es. Wie viele Menschen auch nehme ich wie Du schreibst verschiedene Teile des Puzzles wahr, es geht aber darüber hinaus.

Schau einmal hier vorbei: ru-vid.com/video/%D0%B2%D0%B8%D0%B4%D0%B5%D0%BE-8_rPnxUEYFE.html

zimtkopfliest Danke, jetzt ist es klarer geworden! Ich hab noch eine Frage. Letztens habe ich eine dieser typischen Umkleide-Diskussionen verfolgt und es fiel irgendwann das Argument, manche Frauen könnten sich ja aufgrund traumatischer Erlebnisse mit Personen mit Penis nicht mehr in der Umkleide sicher fühlen und es wäre unverantwortlich, für diese keinen safe space zu bieten etc etc... Es war nicht von Übergriffen von trans*Personen die Rede, es wurde gesagt dass schon der zufällige Anblick der körperlichen Merkmale Panik bei solchen Frauen auslösen könnte. Wie würdest du darauf antworten? Mir ist da irgendwie keine gute Lösung eingefallen..

Viele transexklusive Feministinnen nutzen diese Argumentation, sie ist hochproblematisch. Die Situation, die Du schilderst wirkt auf den ersten Blick wie eine Stellvertreterposition, also nichts wovon die Person, die das gesagt hat, selbst betroffen ist. Der Rest ist jede Menge Transmisogynie, also eine Form von Transphobie, die sich direkt gegen Transfrauen richtet. Wenn dieses Argument genutzt wird, würde ich sehr wachsam sein. Sehr sehr oft handelt es sich dabei wie gesagt um eine mehr oder minder auffällig versteckte Transmisogynie. Eine Transfrau ist schlichtweg als Frau zu lesen, nicht als ihre primären Geschlechtsorgane.

Manche nicht-binären Personen machen das für sich selbst und wünschen das auch von anderen, ja.

Danke für Dein Feedback, das hilft mir sehr, die Situationen besser einzuordnen. In dem Fall, denke ich, werde ich einfach noch mal Videos zu zum Beispiel Pronomen oder der Verwendung des Geburtsnamens machen und eins mit Tipps für Menschen, die Trans*-Personen unterstützen oder einfach wohlwollend begegnen möchten. Danke für Deine geteilten Gedanken! Ich hoffe, dass Du wieder häufiger kommentieren magst mit dem Wissen, dass ich Patzer schon korrigiere und das auch so höflich ich kann, wenn die Motivation meines Gegenübers nicht klar feindselig ist. Danke jedenfalls für das Spiegeln :)

Ich weiß, vor allem das ich Fehler machen darf. Ich sollte sie halt nicht absichtlich formulieren. Machnmal sind es eben einfache Umformulierungen, auf die man im ersten Moment nicht kommt weil sich Umgangsprachlich einfach etwas anderes verankert hat. Aber ja, ich werde meine Vorsicht ablegen :)

Nein, ich habe in Potsdam, Berlin und Bergen, Norwegen studiert. Aber es wär super, wenn sie in Bonn auch so eine Bibliothek hätten :)

Na klar, es ist auch nicht so, dass ich gar nicht mehr über den Krebs reden möchte, ich mag nur gerade wieder mehr einfach nur Robin sein und dem Thema gerade nicht so viel Raum auf meinem Kanal geben, weil es noch so viele andere Themen gibt, die mich bewegen. Aber Du kannst mich immer nach dem aktuellen Stand des Tumors fragen oder alle Fragen stellen, die Du zu der Krankheit hast :) Aktuell geht es mir zum Glück ganz gut, der Tumor hat sich bislang nicht wieder gezeigt, im Spätherbst werde ich die nächste Kontrolluntersuchung haben. Mich beschäftigen die Folgen der Krankheit gerade mehr als das Tumorwachstum selbst. Ich kämpfe psychisch immer wieder sehr mit meinen eigenen und gesellschaftlichen Leistungsansprüchen, die ich schlichtweg nicht mehr bedienen kann. Muss ich auch nicht. Aber es ist manchmal schwierig für mich, dass ich nicht mehr so produktiv sein kann wie früher und meine Energie sehr durchdacht organisieren muss. Oft gehen Dinge, die ich gern machen würde, dann auch einfach nicht, das kann schon schmerzhaft sein. Mittlerweile wurde ich als dauerhaft stark leistungsgemindert eingestuft, damit habe ich selbst etwas zu knabbern, schlimmer sind aber abwertende Urteile darüber, dass ich nicht in der Lage bin 40 Stunden die Woche lohnzuarbeiten, gerade wenn ich nebenbei auch noch den letzten Tropfen Kraft aus mir sauge, um für meine Liebsten, mich selbst und meine politische Arbeit da sein zu können.

Du kannst zum Beispiel versuchen: "Hallo, ich bin Hannah, ich nutze das Pronomen 'sie', und wer bist Du?"

Ich stimme dem nur eingeschränkt zu und bin nicht der Ansicht, dass es eine Pflicht gibt, sich zu jedem Zeitpunkt mit einem Outing zur Verfügung zu stellen. Es ist sicherlich eine gemeinsame Verantwortung aller. Die Erwartung ist nicht, dass alle Menschen in einem Raum Pronomen automatisch wissen, die Hoffnung ist, dass wir Pronomen in Runden unkompliziert abfragen, von allen, und dass Räume geschaffen werden außerhalb der Binarität. Tatsächlich erschließt sich mir nicht, aus welchem Grund Du an genau diesem Punkt von Erwartung gesprochen hast, im Video spreche ich, soweit ich es gerade erinnere, vor allem von meinen Erlebnissen. Ich erwarte auch in Runden nicht, dass mein Pronomen erraten wird, ich wünsche mir dennoch Freiräume in denen es gesellschaftlich veranktert wird, auch Pronomen wie oben beschrieben abzufragen. Und auch wenn es diesen Raum in einer Situation nicht gibt und ich nicht die Kraft habe, andere zu korrigieren (zuletzt in einem Seminar vor wenigen Tagen geschehen) trage ich nicht die alleinige Verantwortung dafür, dass der Raum so gestaltet wurde, dass ich permanent missgendert wurde. Schmerzhaft ist es trotzdem, auch wenn ich auch in der Situation mitgedacht habe, dass die anderen mir nicht in den Kopf sehen konnten. Ich sehe auch nicht, was daran intolerant ist, bekomme aber Bauchweh, dass diese Formulierung an der Stelle von Dir verwendet wurde. Eine Erinnerung an das ewige Argument der Diskriminierung, dass häufig von Personen angeeignet wird, die eine bestimmte Diskriminerungserfahrung nicht machen und das Machtverhältnis dahinter ignorieren (Beispiel: "Ich wurde als weiße Person von einer Person of Color diskriminiert." Nein, vielleicht hat sie sich daneben benommen, aber diskriminiert hat sie Dich auf dieser Kategorienebene nicht, da Diskriminierung eine Herrschaftsstruktur ist, die von oben nach unten wirkt. Hier geschieht gerade eine Bagatellisierung.) Aber vielleicht ist das ja ein falscher Eindruck, den ich da gewonnen habe in der Formulierung. Ich werde auch nicht übergriffig oder ausfallend, wenn ich missgendert, sei da ganz beruhigt. Cis-Menschen bringe ich genauso wie Trans*-Personen erstmal Respekt entgegen und eine Grund-Toleranz, ob beides für mich aufrecht erhalten werden kann, liegt dann an weiteren Handlungen.

Ich hatte vergessen zu erwähnen, daß ich mehrere Videos von Dir gesehen habe, unter anderem jenes, in dem irgend ein Irrläufer der Evolution Dir unterstellt, Deine Krebserkrankung nur zu schauspielern. Was ich unsäglich finde nebenbei erwähnt, und in der Tat sind die 17 Monate Lebenserwartung beim Glioblastoma Multiforme ein rein statistischer Wert. Ich war mal mit einer Frau zusammen, die auch diese Krankheit hatte und heute, 9 Jahre nach unserer Beziehung, quicklebendig ist - was ich Dir selbstverständlich auch wünsche. Du erwähntest in dem Video, falsch gegendert worden zu sein, was Dich verletzt habe, und kurz nachdem ich eben jenes Video sah, landete ich hier. Daher bezieht sich mein Kommentar nicht nur auf dieses Video hier. Hätte ich erwähnen sollen. Intoleranz, ganz generell, ist kein Verbrechen. "Tolerare" ist lateinisch und heißt "ertragen" oder "erdulden", und genau das muß man nicht per Dekret der "Political Correctness", und es gibt auch Sachen, die schlichtweg unerträglich sind. Nein, Trans und Inbetweens gehören für mich nicht dazu, so als Disclaimer. Was ich unerträglich finde: Politische Korrektheit war mal gedacht als eine Richtlinie für ein besseres Miteinander und ist mittlerweile zur Spielwiese von Leuten verkommen, die ihre narzißtischen Anspruchshaltungen gerne als Leitmotiv für zukünftige gesellschaftliche und politische Entwicklungen durchdrücken wollen. Rücksichts- und rückhaltlos. Zum Buhmann wird jeder, der da nicht mitmacht. Jeder hat das Recht, gewisse Dinge auch einfach abzulehnen, z. B. wie sich manche Leute (und das meint nun nicht Dich, wohlgemerkt) zur Sprach- und Verhaltenspolizei aufschwingen und versuchen, den öffentlichen Raum nach den natürlich ganz ureigenen Vorlieben und Abneigungen zu formen. Anderen einen bestimmten Wortgebrauch zu diktieren ist in meinen Augen hochgradig autoritär. Es erinnert mich frappierend an Orwells Dystopie "1984", in dem das deskriptive Potential einer Sprache durch eine Übersimplifikation (z. B. "doppelplusgut" statt "fantastisch") zerstört werden sollte - im Sinne einer - da haben wir's wieder - Herrschaftsstruktur. Wobei mir der Begriff der "Herrschaftsstruktur" im Bezug auf die Diskriminierung von Transgender-Leuten nicht ganz einleuchten will. Falls Du mit "Herrschaftsstruktur" die Einteilung der Gesellschaft in männlich und weiblich meinst, fehlt mir hier der Herrscher. Die Mehrheit (das böse Wort schon wieder) kann nichts für die Biologie, die sie zu Angehörigen des einen oder anderen Geschlechts macht. Aus dieser "Laune der Natur" - ich meine jetzt die "Männlein / Weiblein"-Mehrheit - böswillige Unterdrückerabsichten zu konstruieren halte ich für eine rhetorische Volte mit dem Potential, Angehörige dieser Mehrheit in eine Täterposition zu drängen und damit angreifbar zu machen. Und bitte: Eine Mehrheit kann auch einfach rechnerisch eine Mehrheit sein, und daraus ergibt sich natürlich auch eine kulturelle Prägung, aber eben als Konsequenz, nicht als gesteuertes, bewußt errichtetes Machtinstrument zur Unterdrückung von Transpersonen oder Intersexuellen. Oder einfacher: Man erwartet einfach, das Gegenüber geschlechtlich einordnen zu können. Wenn dem dann mal nicht so ist und man sich irrt, muß das Gegenüber schon mal aus der Reserve herauskommen und Klartext reden. Sonst lernt man nichts. Das ist keine Outing-Pflicht, weil es kein Outing ist, das da verlangt wird, sondern die Richtigstellung eines Irrtumes. Wie sollte es denn konkret ablaufen, wenn Dich jemand offensichtlich (?) fälschlicherweise als Frau einordnet und Du das - verständlicherweise - abgestellt haben möchtest? Selbst Deinen YT-Kanal stellst Du in dem Vorstellungsvideo mit den Worten "Hey hey, ich bin Johanna..." vor. In der ehrlichen Hoffnung, Dich nicht zu sehr inkommodiert zu haben, Liebe Grüße und alles Gute für die Zukunft

Die Herrschaftsstrukturen benannt sind: Cis-Normativität, Trans*-Phobie (ein Überbegriff der sich weiter unterteilen lässt), Cis-Sexismus, die Normierung im binär-geschlechtlichen System. Deinem Gefühl, einer Sprachdiktatur zu unterliegen kann ich persönlich nicht teilen - ich sehe, dass es für Menschen eine Anstrengung ist. Nichtsdestotrotz halte ich den Sinn dahinter für bedeutsamer als dass (oft und nicht ausschließlich) Personen klagen für die diese Form von Sprachpolitik, nur scheinbar, kein Thema ist. Auf meiner Liste der geplanten Videos stehen auch Videos zu geschlechtergerechter Sprache und dem "Man wird ja wohl noch sagen dürfen." Das aber später. Ich habe nach dem Outing auf dieser Plattform sehr lange überlegt, was ich mit meinen alten Videos mache in denen ich meinen Geburtsnamen erwähne. Schlussendlich habe ich mich dagegen entschieden sie alle zu löschen, weil sie, für mich, wichtige Themen enthalten und auch mit meinem damaligen Namen eine Chronik zeigen, die ich als wertvoll lese. Dennoch bitte ich Dich darum, meinen Geburtsnamen hier nicht wieder zu erwähnen, da ich ihn aus Dysphoriegründen geändert habe und Du meinen neuen Namen ja bereits kennst.

Du hast keine Herrschaftsstrukturen und die ihnen zugrunde liegenden Mechanismen erklärt, die zur Diskriminierung der Trans- uns Intersexuellen führen, sondern schlicht Begriffe aus dem Bereich der LGBT-Neologismen und Sprachregelungen in den Raum geworfen ("Cis-Normativität", "Trans*-Phobie", "Cis-Sexismus"). Ich bin auf die Erklärung der Mechanismen der Diskriminierung durch uns "binäre Cis-Normativen" in Deinem kommenden Video sehr gespannt. Die Tatsache, daß Du es als "Gefühl" bezeichnest und damit in den Bereich der substanzlosen Subjektivität verweist, wenn sich Menschen gegen aufgezwungenen Sprachgebrauch wehren, anstatt wenigstens Deinerseits anzuerkennen, daß es nicht selbstverständlich ist, daß man seine Sprache spontan den zu erratenden Mißempfindungen anderer anpaßt und mit seinen Einschätzungen natürlich immer richtig zu liegen hat, ist vielsagend. "Man wird ja wohl noch sagen dürfen" habe ich als Floskel weder insinuiert noch verwendet. Die Entscheidung darüber, was ich darf, obliegt weder Dir noch der LGBT-Community - zumindest so lange ich mich im Bereich der Legalität bewege, was jedoch nicht heißen soll, daß dies somit auch eine ethisch korrekte Entscheidung sei. Aber darum geht's ja eigentlich, oder? Überdies habe ich Deinen Geburtsnamen nicht "verwendet", ich habe aus einem Video von Dir zitiert, und zwar wörtlich und ohne irgend einen Hintergedanken. Wie habe ich jetzt wissen können, daß ich Dich nicht einmal aus den Videos zitieren darf, die auf Deinem eigenen Kanal online sind, weil dies bereits Dysphorie bei Dir triggert? Wie schaffst Du es dann, Deinen Kanal auch nur anzusehen, wo eben jenes Video mit Deinem Geburtsnamen direkt startet, sobald man auf Deine Seite kommt? Das genau meine ich. Du erwartest, daß man sich im Umgang mit dem Thema Trans- und Intersexualität automatisch punktgenau richtig verhält, und zwar ohne Patzer, vorauseilend und gefälligst klaglos - ohne dumme Fragen. Ich denke, ich habe jetzt einen Eindruck bekommen, wie Toleranz und Respekt für Dich aussieht. Ich lasse Dich jetzt mit den besten Wünschen in Ruhe.

Richtig, es ist von bestimmten Bildern beeinflusst, da stimme ich Dir ganz klar zu. Aber es ist nicht deckungsgleich. Es stimmt aber: Es ist ganz schwer, das zu beschreiben (die Erfahrung habe ich mit mir selbst auch schon gemacht, wenn ich versucht habe, es zu erklären, aber auch in der Erfahrung von cis-Personen schon gehört. Schlussendlich wird Identität natürlich ganz stark von Rollenbildern, Normen, Erfahrungen, Privilegien/fehlendenden Privilegien, gelesen werden und mehr geprägt und ich wehre mich stark gegen jeden Essentialismus. Schlussendlich, meiner Meinung nach, entsteht Identität aus dieser Kombination, ausgebildete Geschlechterwissenschaftler*innen und geschlechtersensible, diversitätsgeschulte Entwicklungspsycholog*innen hätten da mit Sicherheit eine präzisiere Antwort als ich :)

zimtkopfliest Danke für deine Antwort! Das hilft mir schon weiter, es etwas besser zu verstehen. Deshalb nimm es mir nicht übel, wenn ich weiter nachhake. Ich finde, dass gerade du als non binary trans person den Term Geschlechtsidentität doch gerade am besten beschreiben kannst. Jedoch klingt es für mich danach, als sei Geschlechtsidentität nach dieser Beschreibung nicht von der normalen Identität als Person, also das Ich-Bewusstsein an sich zu unterscheiden. Deshalb ist es noch für meinen Kopf schwer nachzuvollziehen, warum man gerade das Geschlecht als Identitätsbeschreibung der ganzen Person festlegt. Ich hoffe du kannst mir weiterhelfen!

Geschlechtsidentität ist sicher ein großer Bestandteil von menschlicher Identität, aber nicht die einzige Kategorie (neben Geschlecht ist zum Beispiel Race eine dieser Kategorien, die wir in wenigen Sekunden unbewusst abfragen, wenn wir eine Person sehen). Wie erlebst Du Deine eigene Geschlechtsidentität? Was macht für Dich, nicht anhand von primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen, für Dich zum sicheren Gefühl, dass Du eine Frau/ein Mann/nicht-binär bist? Ich finde die Frage nicht leicht zu beantworten.

zimtkopfliest ja, das kann ich nachvollziehen. Allerdings meinte ich das vielleicht etwas anders. Ich kann verstehen, dass das Geschlecht bei binären Personen nur ein Teil der Identität ausmacht. Jedoch frage ich mich, wie man die Geschlechtsidentität von nicht-binären Personen von ihrem Ich-Bewusstsein und der allgemeinen Identität des Menschen abgrenzt. Dies ist vermutlich der Fall aufgrund der (dies ist keinesfalls offensiv gemeint, sondern ehrlich fragend) fehlenden positiven Definition von non-binary oder nicht-binär, da dies ja nur die negative Definition beinhaltet. Also eben nicht binär, weder männlich, noch weiblich. Aber was denn dann? (Ich möchte diese Frage nur stellen, um es besser zu verstehen, nicht, weil ich beleidigen möchte oder anderes. Aber nur, wenn ich eine Sache von vorne herein durchdringe, kann ich mich auch dafür einsetzen)

zimtkopfliest Geschlechtsidentität für mich als cis-Frau spielt eine manchmal kleine, manchmal sehr große Rolle in meinem Leben. Im Alltag eher sehr klein, im großen Ganzen eher groß. Verbunden ist das aber immer mit den biologischen Merkmalen, die nunmal mit Frau-Sein verbunden sind. Wie Familienplanung etc. Auch Berufsplanung verbunden mit der gesellschaftlichen Rolle der Frau. Aber ansonsten... ansonsten gibt es da nichts wirkliches, was mich als Person nur über mein Geschlecht identifiziert. Da spreche ich eher von anderen Identitätsmerkmalen.

Wenn Du Dich mit dem Geschlecht identifizieren kannst, das Dir bei der Geburt zugewiesen wurde, bist Du cis-gender. Manchmal fühlen sich Menschen davon angegriffen, wenn sie als cis beschrieben werden, aber das ist eine ganz neutrale Bezeichnung ohne Wertung. Es ist durchaus wichtig, solche ganz stark abwehrenden Reaktionen zu reflektieren, weil es Privilegien gibt, die cis-Personen haben. Diese Privilegien zu haben ist auch erstmal kein Vorwurf an cis-Personen, aber es hilft, sie sich als cis-Person einmal vor Augen zu führen und zu verstehen :)

zimtkopfliest vielen Dank Robin für deine Erklärung. Es war sehr aufschlussreich. 😊 LG Antje

Der Vergleich passt nicht. Herstory ersetzt Geschichte, die vor allem von weißen* cis-Männern geschrieben wurde, nicht, sondern versucht, eine weitere Perspektive auf Geschichte zu geben. Etwas von mehr als einer Seite zu betrachten, erweitert den Horizont und geht sicher nicht zu weit.

@@LILA-FANAL Ich meine ja es ist traurig es gibt unheimlich viel männliche Geschichte, aber es gibt auch einige ziemlich Strake Frauen zum Beispiel Kleoprata, Hildegard von Bingen, Katharina von Bora, Elisabeth I , Elisabeth von Österreich, Marie Curie, Clara Zetkin,Molly Brown, Maria Montesorie, Käthe Kolwitz , Sophie Scholl, Rosa Luxemburg, Elisabeth II, Rosa Parks, Was mich stört warum muss das Wort Histoy geändert werden nur , Weil es auf Frauen bezogen wird.? Natürlich ist es blöd, das viele der Männer auch noch dazu weiß waren.Aber das hat doch was mit Rassismus zu tun und nicht mit Männlich oder Weiblich. Paul Erlich zum Beispiel, Grossartiger Arzt.Hat viel für die Medizin geleistet. Sein ganze Leistung wurde, aber von Adolf Hitler und seiner Regierung nicht anerkannt, weil er Jude war. Oder Die Musik von den Comedien Harmonists oder Felix Mendelson wurde auch verboten alleine , weil sie Juden waren . Oder alles was Jazz war oder Bücher von Karl May wurden aus reinen Hass verboten. Mir fallen jetzt leider auch nur zwei Homosexuelle Persönlichkeiten ein die vor 1900 berühmt geworden sind . Peter Tschaikowsky und Leonardo Da Vinci. Aber heute gibt es so viele Bekannte Homosexuelle Persönlichkeiten , die geniale Sachen tun Dirk Bach Hella von Sinnen Hape Kerkeling Ellen DeGenerse Heute kennen auch so viele die Geschichte von Lily Elbe oder James Barry Ich glaube das Problem ist nicht die Sprache.

Das ist doch genau das, was ich in meinem Kommentar gerade geschrieben habe: Es geht nicht darum, ein Wort zu ändern, sondern einen weiteren Teil von Geschichte sichtbar zu machen. Herstory ist einfach ein Begriff dafür, nicht der Versuch, History zu ersetzen. Es geht gar nicht um eine Änderung der Sprache/des Begriffs in diesem Punkt.

@@LILA-FANAL Dann hab ich das wohl falsch interpretiert

Du findest die Infobox direkt unter dem Video.

Weil dahinter nicht einfach nur ein Faible für Worte steht, sondern gesellschaftliche Strukturen, die auch diskriminierend sind und nicht mit einem "macht in eurer Freizeit, was ihr wollt, aber muss das öffentlich geschehen.." oder individualpsychologisch zu begegnen ist. Wenn Du Dir nochmal vergegenwärtigigst, dass non-binary unter dem Begriff Trans* gefasst werden kann, werden Dir die gesellschaftlichen Probleme vielleicht klarer.

Das ist eine schöne Idee, aber nicht so einfach umzusetzen, weil es zum einen Lizenzen und zum anderen meine Be_hinderung gibt, die mir das Vorlesen schwer macht.

@@LILA-FANAL ich kenne jemanden, sein Kanal heißt Ver Toni, der macht seit geraumer Zeit Lesungen und Hörbücher auch ganz unprofrssionell. Vielleicht wenn du das wirklich toll findest schreib ihn doch mal an :). Er ist ein sehr lieber Mensch und würde dir sicher zuhören wenn du Fragen hast und Tipps möchtest :)

Diese Perspektive entbehrt den Blick auf real bestehende gesellschaftliche Zustände in der Cis-Personen, also Personen, die sich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, identifizieren können, Privilegien erfahren und das nicht aus einem Zufall heraus. In einer idealen Welt würde Geachlecht keine Rolle spielen, aber davon sind wir weit weit entfernt solange es Sexismus, Gewalt an Intersexpersonen und Transphobie gibt. Sagen zu können: "Für mich spielt Geschlechtsidentität keine Rolle" blendet diese Diskriminierungserfabrungen aus, die andere machen. Solange diese Diskriminierungen gibt, ist es auch nötig, darüber zu sprechen. Ich bin nicht ganz sicher, ob das klar ist, aber ich bin nicht non-binary Trans, weil ich gesellschaftliche Rollenbilder ablehne. Das mache ich natürlich, aber darum geht es hierbei nicht, sondern um das Erleben der eigenen Geschlechtsidentität.

Sexismus, Gewalt und Hass sind ja nicht nur in der Queergemeinde ein Problem. Ich finde dadurch, dass man so betont als anders wahrgenommen werden will, grenzt man sich doch erst ab vom rest der welt. ( was übrigens häufig in der LGBTQ+ szene vorkommt.. zb heten auf dem csd? da gibt es viele, die das als unmöglich empfinden. ) Warum muss man also sprachliche Grundbausteine über den haufen werfen, damit man sich wohl fühlt. Am Inhalt dessen was kommuniziert werden soll ändert sich doch kein bisschen was.. Wenn ich zb in mich hinein höre, dann ist mein Geist weder männlich noch weiblich, er ist einfach nur. Meine Klamotten shoppe ich in beiden Abteilungen und mein Kleidungsstil variiert daher je nach dem wie ich lustig bin. Meine Verhaltensweisen würd ich auch nicht als komplett ''weiblich'' beschreiben.. Macht mich das jz Non-binary oder macht mich das einfach nur zu mir selbst.. - Ich glaube einfach, dass zu viel Input und zu viele Möglichkeiten viel verwirrender sind und vielleicht auch Verwirrungen schaffen, wo eigentlich keine sein sollten. ich habe mich vor einer Weile damit beschäftigt ob ich evtl Demisexuell sein könnte, was mich in einen Strudel an Verwirrung und unklarer richtlinien zum einordnen warf.. Die Grenzen sind nicht klar kennzeichbar, weil wir nun mal eben einfach Menschen sind. Und zu diesem Schluss bin ich auch gekommen, ich bin weder Bi noch Poly noch Pan noch dazu Demisexuell.. sondern ich bin einfach nur. Ich gebe einfach zu bedenken, dass viele vorallem jugendliche, die in ihrer entwicklung stecken sich viel zu sehr an solche begriffe und deren Definitionen entlang hangeln und dabei sehr viel wirkliche eigene Individuelle entwicklung bei seite lassen.. Ich hoffe du fasst nichts von allem was ich geschrieben habe, als angriff auf.. denn so ist es keines wegs gemeint. Ich bin nur der ansicht, dass man vielleicht glücklicher und freier wäre, ohne all diese Möglichkeiten

Nachtrag: damit will ich auf keine Fall sagen, dass du und andere nicht so fühlen wie ihr fühlt. Das steht gar nicht zur debatte, ich meine nur dass es doch eigentlich egal ist wenn du weisst wie es wirklich ist.. Ahhh ich bin mir echt nich sicher ob man das überhaupt so versteht wie ichs meine..

Der Punkt in meinem Kommentar war doch der: Ich wäre sehr glücklich, wenn es egal wäre. Ist es aber mit den aktuellen Mechanismen von Alltagsdiskriminierungen, Silencing- und Otheringstrukturen nicht. Ich habe in meiner non-binary Themenwoche einmal ein Video zu Sichtbarkeit und Labels gemacht, das sollte weiterhelfen.